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Artikel „Borbstädt, Adolf“ von Maximilian Jähns in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 152, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Borbst%C3%A4dt,_Adolf&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 02:16 Uhr UTC)
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Borbstädt: Adolf B., wurde am 8. Juli 1803 zu Gumbinnen geboren, wo sein Vater Regierungs-Baurath war. Er empfing seine Erziehung im Cadettencorps und wurde 1820 als Second-Lieutenant im 7. Infanterieregiment angestellt. Seit 1825 gehörte er dem Officiercorps des Berliner Cadettenhauses an. In dies Institut war gerade damals durch General v. Brause der Geist echter Humanität eingezogen, und in B., welcher 1832 Brause’s Adjutant wurde, fand dieser Geist einen eben so edlen, wie hingebenden Vertreter. 1840 wurde B. als Hauptmann und Compagniechef an das Cadettenhaus in Wahlstatt versetzt. Hier schrieb er: „Allgemeine geographische und statistische Verhältnisse in graphischer Darstellung. Mit einem Vorworte von Carl Ritter.“ (Berlin. Reimer.) Im J. 1847 vermählte er sich mit Frau Hermine v. Massow, geb. Kittel. 1848 wurde B. Major und Bataillons-Commandeur im 4. Infanterieregiment, 1852 Commandeur des 3. Bataillons 5. Landwehrregiments in Preußisch Stargardt, und hier starben ihm Weib und Kind an der Cholera. 1853 zum Oberstlieutenant befördert, nahm er 1857 wegen eines Gehörleidens den Abschied, den es als Oberst erhielt. Nun siedelte er nach Berlin über und lebte ganz kriegswissenschaftlichen Studien. 1861 übernahm B. nach Blesson’s Tode die Redaction der „Militär-Litteratur-Zeitung“, welche er bis zu seinem Tode behielt. Während der Kriege 1864 und 1866 fungirte er zu Berlin als stellvertretender Brigade-Commandeur und schrieb 1866 sein ausgezeichnetes Werk: „Preußens Feldzüge gegen Oesterreich und dessen Verbündete im Jahre 1866 mit Berücksichtigung des Krieges in Italien“ (Berlin, Mittler u. Sohn), ein Buch, welches in einem Jahre fünf Auflagen erlebte und sogleich ins Englische und Französische übersetzt wurde. B. war jetzt 64 Jahre alt, und dennoch übernahm er eine neue Aufgabe von bedeutendem Umfange: die Redaction des „Militär-Wochenblattes“, das eben damals neu organisirt wurde. Während des französischen Krieges erschien das Blatt täglich und nahm Borbstädt’s Arbeitskraft außerordentlich in Anspruch. Sobald es die Umstände zuzulassen schienen, nahm er jedoch für den Krieg 1870 eine entsprechende militär-historische Arbeit auf, wie er sie für den Feldzug von 1866 mit so großem Glück durchgeführt: „Der deutsch-französische Krieg 1870 bis zur Katastrophe von Sedan und der Capitulation von Straßburg“ (Berlin, Mittler). Ins Französische, Englische, Italienische und Schwedische übersetzt, ist dieses Buch auch in deutscher Sprache (abgesehen von dem im Erscheinen begriffenen Generalstabswerk) noch heut unübertroffen. – Die mit Borbstädt’s Jahren unverträgliche Ueberanstrengung in nächtlicher Arbeit während der Kriegszeit hatte den Keim eines schweren Leidens gelegt, dem er am 14. Juni 1873 zu Berlin erlag. – B. war ein Mensch von seltener Güte, Tüchtigkeit und Treue. Neue Bahnen hat er in den von ihm gepflegten Wissenschaften nicht vorgezeichnet; die Art jedoch, wie er receptiv war, hatte etwas weithin Befruchtendes und Förderndes, das in seiner redactionellen Thätigkeit den besten Ausdruck fand.

Jähns, Oberst Adolf Borbstädt. Nekrolog. (Militär-Wochenblatt 25. Juni 1873.)