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Artikel „Bonnell, Heinrich Eduard“ von Heinrich Hahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 131, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bonnell,_Heinrich_Eduard&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 06:17 Uhr UTC)
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Bonnell: Heinrich Eduard B., geb. 31. Juli 1829 zu Berlin, Sohn des Directors des Friedrichs-Werder’schen Gymnasiums, erhielt auf dieser Anstalt seine Schulbildung bis zu seinem Abgange zur Universität, Michaelis 1847, studirte in Berlin und Bonn Philologie, dann Jura, widmete sich aber, nachdem er nach Absolvirung des Examens über 1½ Jahr auf dem Königl. Stadtgericht zu Berlin gearbeitet hatte, ausschließlich seinen Lieblingsstudien, den historischen, wobei er durch den persönlichen Verkehr mit Leopold v. Ranke reiche Anregung empfing. Gleichzeitig war er an der Königl. und der Berliner Universitätsbibliothek beschäftigt, an der er 1861 Custos ward, und an dem Kupferstichcabinet des Königl. Museums, worauf er 1867 als Bibliothekar der Königl. Museen angestellt wurde. Wenn das juristische Studium seine Urtheilskraft geschärft, die treffliche Leitung seines Vaters ihn mit philologischen Kenntnissen ausgerüstet, die Beschäftigung mit der Kunst seinen Geschmack geläutert, sein Wirken in den öffentlichen Bibliotheken, wie die Benutzung seiner eigenen kostbaren Privatbibliothek, jetzt Eigenthum der Straßburger Universität, seine Belesenheit gefördert hatte, so erhöhte die amtliche Thätigkeit seine schon vom Vater überkommene Pflichttreue, Gewissenhaftigkeit und Ordnungsliebe. Daher tragen seine schriftstellerischen Arbeiten das Gepräge der Gelehrsamkeit, Gründlichkeit, des Scharfsinns, der Wahrheitsliebe und der Sauberkeit in der Form. Seine bedeutende Arbeitskraft und sein Thätigkeitstrieb drängte ihn trotz der ausgedehnten amtlichen Wirksamkeit zu litterarischen Arbeiten. Die erste davon, ein Nachweis, daß die Vita S. Galli aus Ausonius und Priscianus theilweise entlehnt sei, erschien 1854 im Philologus. – 1856 gab er eine Uebersetzung von Willibalds Biographie des h. Bonifacius heraus mit einer Einleitung, worin er mit Schärfe den von Seiters erneuerten Irrthum bekämpft, daß der Bischof Willibald von Eichstädt der Verfasser sei. Dieser auf reicher philologischer Kenntniß ruhenden, mit Talent und stilistischem Geschmack angefertigten Uebersetzung bekennt selbst der dritte Uebersetzer der Vita, Simson, viel entlehnt zu haben. – 1858 promovirte er zu Berlin zum Dr. phil. auf Grund der Dissertation: „De dignitate majorisdomus regum Francorum a Romano sacri cubiculi praeposito ducenda“ und vermählte sich 1859 mit einer Tochter des Ober-Appellationsgerichts-Präsidenten Dr. Ortloff zu Jena. Durch die obenbezeichneten Studien in das Zeitalter der Karolinger eingeführt, widmete er sich darauf im Auftrage der hist. Commission bei der Königl. bair. Akademie der Wissenschaften der Ausarbeitung des Werkes: „Die Anfänge des karolingischen Hauses“, das 1866 erschien, als Einleitung zu den „Jahrbüchern der deutschen Geschichte“ dienen sollte und die oben entwickelten trefflichen Eigenschaften vereint in sich birgt. Ein Lungenleiden nöthigte ihn, 1868 die amtliche Thätigkeit einzustellen, und die unfreiwillige Muße führte ihn zur Fortsetzung einer früher begonnenen, Unterrichtszwecken dienenden Arbeit, die Anfang 1870 erschien: „Auswahl deutscher Gedichte“, systematisch geordnet im Anschluß an ein Lehrbuch der Poetik, das auf Grund der besten modernen Schriften über Dichtkunst ausgearbeitet und mit zahlreichen Beispielen versehen, von feinem Sinne für Poesie zeugt. Ebenso setzte er frühere Untersuchungen über die deutschen Gaue im Mittelalter fort; aber ein allzufrüher Tod am 12. Juli 1870 steckte dieser Arbeit ein Ziel.