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Artikel „Blum, Karl Ludwig“ von Rochus von Liliencron in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 738–739, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Blum,_Karl_Ludwig&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 15:24 Uhr UTC)
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Blum: Karl Ludwig B., Philologe, Geschichtsschreiber und Dichter, geb. zu Hanau als Sohn des hessischen Consistorialpräsidenten Karl B. 25. Juli 1796, † zu Heidelberg 28. Juni 1869. Auf dem französischen Gymnasium seiner Vaterstadt vorgebildet, machte er die Feldzüge von 1814–15 unter den hessischen Jägern als Freiwilliger mit. Seit 1816 studirte er die Rechte zu Heidelberg u. a., arbeitete seit 1818 während kurzer Zeit am Berliner Stadtgericht, faßte aber jetzt den Entschluß, sich der Philologie zu widmen. Bald fand er eine Stellung an der Berliner Bibliothek und promovirte 1823 mit den „Prolegomena ad Demosthenis orationem Timocrateam“. 1819 hatte er mit dem ihm engbefreundeten (nachmals Hamburger) Franz Wolfg. Ullrich auf gemeinsame Kosten die Gedichtsammlung „Heinrichs Dichten und Trachten“ herausgegeben, der er 1822 im Tone der Rückert’schen geharnischten Sonette einen Sonettenkranz „Klagen Griechenlands“ folgen ließ. 1826 ward er als ordentlicher Professor der Geschichte und Geographie nach Dorpat berufen, wo er als geistvoller Lehrer und Schriftsteller eine an Früchten reiche Thätigkeit entfaltete. 1828 erschien seine „Einleitung in Roms alte Geschichte“ und 1836 „Herodot und Ktesias“, zwei eigenthümliche und werthvolle Arbeiten über den Geist der ältesten römischen und griechischen Geschichtschreibung. Auch hatte er Theil an den „Dorpater Jahrbüchern für Litteratur, Statistik und Kunst“ etc., 1833, welche den Censurschwierigkeiten so bald wieder erliegen sollten. Seine letzte Dorpater Schrift war „Ein Bild aus den Ostseeprovinzen oder Andreas [739] von Löwis of Menar“, 1846. Der Aufenthalt in Rußland, für den Blum’s eben so freisinnige wie freimüthige Natur wenig geschaffen war, ward ihm durch häusliches Unglück (er verlor in kurzer Zeit Gattin und zwei Kinder) vollends verleidet. Daher kehrte er nach beendeter 25jähriger Dienstzeit 1851 nach Deutschland zurück und verbrachte den Rest seines Lebens in thätiger Muße zu Heidelberg, allgemein geliebt und verehrt. Hier veröffentlichte er nebst einer neuen Sammlung „Gedichte“, 1853, das für die Geschichte der Kaiserin Katharina II. epochemachende Werk „Ein russischer Staatsmann; des Grafen Jakob Johann Sievers’ Denkwürdigkeiten zur Geschichte Rußlands“, 4 Bde. 1857–58, ein Auszug daraus in einem Bande, 1864. Endlich „Franz Lefort, Peters des Großen berühmter Günstling“, 1867. – Ein tragischer Zufall machte seinem Leben ein Ende: nach einem Bade im Neckar auf der Terrasse des Heidelberger Schlosses spazierend, stürzte, vermuthlich von einem Schwindel befallen, der sonst sehr kräftig und an Gemüth frische Greis in den Hirschgraben hinab und zerschmetterte sich den Schädel.

Augsb. Allg. Zeitg. 1869, Nr. 194 Beilage.