ADB:Biber von Bibern, Franz von

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Artikel „Biber, Heinrich Franz von“ von Arrey von Dommer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 610, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Biber_von_Bibern,_Franz_von&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 05:52 Uhr UTC)
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Biber: Heinrich Franz v. B., berühmter Violinspieler und Componist, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts blühend; geb. zu Wartenberg auf der böhmischen Grenze, Truchseß und Capellmeister beim Erzbischof von Salzburg, vom Kaiser Leopold I., vor dem er zweimal sich hat hören lassen, in den Reichsadel erhoben und überall, wohin seine Compositionen drangen, hoch angesehen. Nach Mattheson’s Ehrenpf. 25 starb er im 60. Jahre seines Alters, aber nicht schon 1698, wie Fétis und andere nach ihm sagen, sondern er war 7. März 1704 noch am Leben und im Amte, da seine Approbation von Samber’s „Manuductio ad organum“ dieses Datum trägt. Doch scheint sein Tod noch vor 1710 erfolgt zu sein. Von seinen Werken sind folgende gedruckt: „Sonatae duae etc.“, Salisb. 1676, „Sonate a Viol. B. c.“ ibd., 1681, „Fidicinium Sacro-Profanum“, 12 Sonaten zu 4 und 5 Instrumenten, Nürnb. o. J., „Harmonia artificiosa-ariosa in 7 partes vel partitas“, zu 3 Instrumenten, Nürnberg o. J., „Vesperae longiores ac breviores 4 voc., mit zwei Violinen, zwei Violen, drei Posaunen ad libit.“, Salzb. 1693. – Besonders merkwürdig ist B. durch seine Sonaten, welche, wenn auch noch sehr verhüllt, doch einen Keim zur späteren Entwicklung dieser Formgattung in sich tragen. Die ersten unter dem Namen Sonate erscheinenden Tonstücke um 1600 sind noch durchaus polyphon und vocalmäßig behandelte Nachahmungen von Singstücken, meist für zahlreiche Instrumente verschiedener Art gesetzt und in der Form ohne bestimmte Anlage und Gliederung, aus einem kurzen oder etwas längeren Satze bestehend. Nach und nach begann die Sonate in mehrere von einander abgetrennte Sätze, unter denen auch Tänze vorkommen, sich zu zerlegen (Partite). Die Form dieser einzelnen Sätze, wenn sie nicht Tänze sind, ist zwar noch ganz ungeregelt und erinnert noch nicht von ferne an die nachmalige Sonatenform. Doch war vor allem die Mehrsätzigkeit gewonnen, desgleichen begann die Schreibart von der gebundenen Vielstimmigkeit sich zu befreien, der Homophonie sich zuzuwenden und einen dem Gesange gegenüber selbständiger werdenden instrumentalen Habitus anzunehmen, während jene großen und manchmal mehrchörigen Instrumenten-Complexe einer kleineren Gruppe von Klangwerkzeugen Platz machten, oder auch nur ein einzelnes vom Generalbasse begleitetes Soloinstrument auftrat, worin doch schon eine Hindeutung auf den individuellen Charakter der späteren Sonate liegt. Unter den Componisten solcher mehrsätzigen, bereits einer weiteren Entwicklung in späterem Sinne zugänglichen Sonaten für ein und mehrere Soloinstrumente, ist aber Heinrich v. B., wenn nicht für den ältesten, so doch für einen der ältesten anzusehen.