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Artikel „Beurlin, Jakob“ von Christian Palmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 585–586, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Beurlin,_Jakob&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:22 Uhr UTC)
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Beurlin: Jakob B., evangelischer Theolog, geb. in Dornstetten 1522, † 28. Oct. 1561. Er erwies sich früh als ein höchst begabter Mensch, noch als Student hielt er längere Zeit Vorlesungen über Physik an der Stelle des ordentlichen Lehrers derselben, Schweicker. Uebrigens war er um diese Zeit (in seinem 19 Jahr) noch sehr gut papistisch gesinnt, wie sein Landsmann, der ebenfalls in Dornstetten geborene Martin Plantsch. Der Geburtsort, mit mehreren Klöstern gesegnet, und namentlich das Elternhaus scheint in dieser Richtung stark nachgewirkt zu haben, und wenn etwa Zweifel sich regten, so war in Tübingen ein alter Scholastiker zur Hand, Peter Braun, der den Jüngling durch Höllenangst von aller Ketzerei zurückschreckte. Doch die Wahrheit war noch stärker und im 24. Jahr war nicht nur er selbst von Grund aus evangelisch gesinnt, sondern er gewann auch seinen alten Vater dafür. Seine erste Pfarrstelle [586] erhielt er in Derendingen, dem nächsten Dorf bei Tübingen, und schon dort wurde er von der Tübinger Facultät zum Doctor der Theologie creirt und nach dem Religionsfrieden wurde ihm eine Professur übertragen, in welchem Amt er über die johanneischen Schriften, den Römer- und Hebräerbrief und über Melanchthon’s Loci las. Ueber den ersten Brief Johannis existirt von ihm ein Commentar; sonst waren es Streitschriften und Dissertationen, was er veröffentlichte. So lange der entflohene Kanzler, Ambrosius Widmann, ein verstockter Papist, noch lebte, versah er provisorisch dessen Function; nach dessen Tod 1561 rückte er ordnungsmäßig in dessen Stelle ein. Herzog Christoph hielt große Stücke auf ihn; er nannte ihn seinen lieben und getreuen Herrn und verwendete ihn häufig zu Missionen, so zweimal aufs Concil nach Trient, einmal nach Königsberg in den Osiandrischen Angelegenheiten, einmal nach Poitiers. Wie Demosthenes hat er einen Naturfehler, das Stammeln, durch beharrliche Anstrengungen beseitigt; den Zeitgenossen gilt er als concionator excellens et perspicuus, disputator acutus et gravis, sacrarum literarum interpres fundamentalis puraeque fidei assertor accerimus. Er starb in Paris, wo ihn beim Durchsuchen der Bibliothek plötzlich die Pest befiel. Sein Bild in der Tübinger Aula zeigt edle und milde Züge; er wird auch von Biographen als ein schöner Mann geschildert.

Oratio funebris … a Theod. Schepfio Tub. 1613. Fischlini Memoria theologorum Wirtembergensium P. I. p. 82. Klüpfel, Geschichte der Universität Tübingen, S. 70 ff.