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Artikel „Benedix, Roderich Julius“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 325–327, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Benedix,_Roderich&oldid=- (Version vom 12. Oktober 2024, 16:18 Uhr UTC)
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Band 2 (1875), S. 325–327 (Quelle).
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Benedix: Dr. Roderich Julius B., fruchtbarer Lustspieldichter, geb. 21. Januar 1811 zu Leipzig, † 26. September 1873 ebendaselbst, genoß den ersten Unterricht auf der Fürstenschule zu Grimma, die er später mit der Leipziger Thomasschule vertauschte. Nach vollendeter Gymnasialbildung, die ihm als Vorbereitung zum theologischen Studium hatte dienen sollen, betrat er 1831, [326] entgegen seiner ursprünglichen Bestimmung, geblendet von den Lichtseiten des Schauspiellebens, die Bühne und zwar bei der Bethmann’schen Truppe. Er folgte dieser Gesellschaft nach Dessau, Bernburg, Köthen, Meiningen und Rudolstadt, worauf er kurz hinter einander mehreren Bühnen Westfalens und des Rheinlandes als Tenorist angehörte. In Wesel, wo er seit 1838 am Wintertheater Stellung als Regisseur gefunden hatte, brachte er 1841 „Das bemooste Haupt“ als erstes Erzeugniß seiner dramatischen Muse mit durchschlagendstem Erfolg auf die Bretter. In Folge dieses Glücksfalles verließ B. die Bühne, um sich ganz litterarischen Arbeiten hingeben zu können. Waren bereits vorher „Deutsche Volkssagen“ (1839–41, 1851), ein „Handbuch für die Reise von Rotterdam bis Straßburg“ (1839) und der „Niederrheinische Volkskalender“ (seit 1836) von ihm erschienen, so gab er jetzt das „Volksbuch 1813, 1814, 1815“ (1841), wie auch ein „Gedenkbuch für das Leben“ (1841) heraus. Gleichzeitig redigirte er die populäre Zeitschrift „Sprecher“, bis er 1842 nach Köln, 1844 aber nach Elberfeld übersiedelte, um hier die Theaterdirection zu übernehmen. Ein Jahr später legte er die Stelle nieder, zog wieder zurück nach Köln und verlebte hier die vielleicht an Arbeit reichste Epoche seines ganzen Lebens. Seinen eigenen Mittheilungen zu Folge schrieb er in dieser Stadt 34 Stücke, den Roman „Bilder aus dem Schauspielerleben“ (1847, 1851) und das „Gedenkbuch für das Leben“ (1841), hatte nebenbei seit 1847 die technische Leitung des Kölner Theaters inne, gab an der Musikschule Unterricht in Litteratur und Declamation, hielt öffentliche Vorlesungen und begann mit den Vorarbeiten zu dem vorzüglichen Werk „Der mündliche Vortrag“ (1860, 1871). Seit 1855 finden wir ihn in Frankfurt, wo er mit wenig Glück die Zeitung des Actien-Stadttheaters übernommen hatte, und nach drei Jahren wieder in seine Vaterstadt zurückzog. Dort hat er rastlos weiter gearbeitet und außer Dramen auch Erzählungen, wissenschaftliche Abhandlungen, selbst einen „Briefsteller für Liebende“ geschrieben. Mit der Feder in der Hand ist er gestorben, ohne den materiellen Erfolg gehabt zu haben, den er verdient hätte. B. ist wie kein Anderer nach Iffland zum Dichter des häuslichen Lebens und Bürgerthums geworden. Hoher Schwung, glänzende Sprache, eleganter Conversationston gehen ihm ab, dafür versteht aber seine Bühnenkenntniß mit den einfachsten Mitteln die höchste Wirkung zu erzielen. Er sagt selbst in seiner Autobiographie „ich bin immer nur Genremaler gewesen und will nie das Lustspiel zur Geißel der Zeitthorheiten machen“, wodurch die beliebte Bezeichnung „deutscher Molière“ treffend widerlegt wird. B. ist Realist, Wahrheit athmet jede seiner Dichtungen, Natürlichkeit zeigt jedes Bild in dem reichen dramatischen Kaleidoskop, das er uns vorführt. Verständlich und einfach zu sein, ist sein Grundsatz. Die glücklichste seiner Begabungen, die er mehr als viele andere Dramatiker besitzt, ist eine unerschöpfliche Situationskomik, die seinen Stücken immer die Anziehungskraft bewahren wird. Den meisten Beifall fanden von seinen dramatischen Arbeiten „Das bemooste Haupt“, „Dr. Wespe“, „Weiberfeind“, „Vetter“, „Eigensinn“, „Alter Magister“, „Hochzeitreise“, „Störenfried“, „Aschenbrödel“, „Relegirte Studenten“, „Ein Lustspiel“, „Zärtliche Verwandten“ u. A., welche Stücke wol von jedem Theater aufgeführt, den Stamm des heutigen Lustspielrepertoirs bilden und zum Theil in dreizehn verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Die kurz vor seinem Tod von B. geschriebene „Shakespearomanie“, welche gegen die Popularität des großen Britten in Deutschland ankämpft, konnte zwar eine augenblickliche Aufregung veranlassen, doch benimmt ihr die einseitige, hausbackene Beurtheilung Shakespeare’s, wie die Fadenscheinigkeit der Kenntnisse des Verfassers nach dieser Richtung hin jeden tiefergehenden Einfluß. – Die dramatischen Werke Benedix’s erschienen gesammelt in [327] 27 Bden. 1846–1874, eine Auswahl kleiner als „Haustheater“ in 1 Bd. 6. Aufl. 1875, seine Autobiographie in der „Gartenlaube“ 1871 S. 5 f.