ADB:Behm, Martin (1. Artikel)
[1], (Behem, Behm, Böhm, Böheim, Bohemius), geb. zu Lauban in der Oberlausitz, als des dasigen Stadthauptmanns oder Vogts Sohn 16. September 1557, † 5. Februar 1622. In Folge einer damaligen schweren Theuerung wurde der Jüngling von einem Anverwandten, dem kaiserlichen Leibmedicus und Professor Dr. Fabricius in Wien, aus Erbarmen ins Haus genommen und etliche Jahre beherbergt. Vom Rufe Johann Sturm’s gezogen, begab er sich 1576 auf die neue Universität Straßburg und kam so nach kümmerlichen Versuchen, sich durch Informiren fortzuhelfen, als Famulus eines jungen Edelmanns, Johann Löser auf Brätsch, unter Ein Dach mit Sturm, der sich überhaupt in jeder Weise seiner annahm. Nach dem Tode des Vaters 1580 rief die Mutter den Sohn zurück und ernannte denselben der Rath 1581 zum Diener an der Stadtschule, kurz darauf zum Diaconus an der Stadtkirche, 1586 zum Pastor, als welcher er bis an sein Ende der Gemeinde mit großer Treue diente. – Die schweren Zeiten, welche er zu bestehen hatte, versenkten das reiche Gemüth Behemb’s mit einem an seinen großen Namensbruder Jakob Böhm erinnernden mystischen Zug in die Passion Christi, um welche sich seine Poesie und Prosa mit solchem Nachdruck bewegte, daß er damit auf verwandte spätere Richtungen unserer geistlichen Litteratur, wie Zinzendorf, maßgebend einwirkte. Außer den Predigtbüchern sind zu nennen: „Die drei großen Landplagen Krieg, Theuerung, Pestilenz“, 1601 (vlg. Wackernagel, D. Kirchenlied I. S. 623 f., „Spectaculum passionis Jesu Christi oder das blutige Schauspiel des bittern Leidens und Sterbens unsers lieben Herrn Jesu Christi, in 150 Predigten“, 1614 (l. c. S. 705). Aus den Predigten floß, als ihr Mark, eine Zahl von gegen 500 Liedern, deren 300 in drei mehrmals gedruckten „Centurien“ erschienen, vgl. Wackernagel l. c. S. 642, 647, 655 f. 704 und (alle 3 Centurien) 736. Die meisten dieser Lieder haben in die Gesangbücher des 17. Jahrhunderts, nicht wenige auch in die neueren Aufnahme gefunden, vor allem das classische „Gebet um eine selige Heimreise“ etc.: „O Jesu Christ, meins Lebens Licht“ etc. (ferner „Der Christmond ist vorhanden“, „Wie lieblich ist der Maien“, „Herr Gott, Du bleibst in Ewigkeit“, „O König aller Ehren“, „Wir danken Dir, Herr Jesu Christ“ etc.). Vgl. Martin Behem’s geistliche Lieder von Dr. Wilhelm Nöldecke (in Schirck’s Geistlichen Sängern, 9. Heft) Halle 1857.
Behemb: Martin B.[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 282. Z. 4 v. o. und Band III. S. 59. Z. 21 v. o.: Der Prediger und Liederdichter M. Behemb und der dramat. Dichter M. Bohemus sind, was leider übersehen worden ist, ein und dieselbe Person. Die beiden Artikel sind mithin zu vereinigen. [Bd. 7, S. 795]