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Artikel „Athin, Walter von“ von Joseph Albert Alberdingk Thijm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 631–632, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Athin,_Walter_von&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 09:20 Uhr UTC)
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Athin: Walther (Wathier, Wauthier, Wouter, Walterus, Gualterus) v. A. (d’Athin, Dathyn, Datinus), geb. zu Montegnée bei Lüttich, wo sein Vater reiche Kohlengruben besaß, † zu Löwen 21. Mai 1457, ein merkwürdiger Lütticher Staatsmann, Demagoge von adligem Geblüt, der keine Mittel, auch die bedenklichsten nicht scheute, um sein Ansehen und seine großen Reichthümer zu mehren. Durch die Gunst des Volkes nicht minder als durch die der Bischöfe Johann v. Baiern, Johann Valenrode und Johann v. Heinsberg stieg er als Schöffe, Bürgermeister und Obermajor bis zu einer Machtfülle in Lüttich empor, in der er selbst den Bischöfen die Wage hielt. Diese wußte er zu Anerkennung und Mehrung der städtischen Freiheiten zu bewegen und benutzte die dadurch gewonnene Volksgunst wieder für oder wider die Kirche, je nachdem es ihm paßte. So schaffte er dem Johann von Baiern für seinen Kampf gegen Jacobäa von Baiern 1418 nicht unbedeutende Geldsummen von der Stadt. Als aber einst sein Sohn, dem er bereits zu 6 geistlichen Pfründen verholfen hatte, in einen Zwist mit dem Capitel gerieth, vermochte A. die Zünfte und Gewerke der Stadt, den Geistlichen jeden Kauf vorzuenthalten. Zwar ertheilte der Papst darauf dem Capitel Vollmacht, den gewaltthätigen Bürgermeister vorzuladen, aber niemand wagte das Edict zu vollziehen. Endlich stürzte ihn dennoch sein übermüthiger Mißbrauch der Gewalt und wenn auch ein bedeutender Theil der über seine Gelderpressungen, rechtswidrigen Gewaltthaten, ja Begünstigungen von Raubbanden auf Rechnung der aufgeregten öffentlichen Meinung gesetzt werden mag, so bleibt genug noch, um seinen Sturz zu erklären. Wegen eines verurtheilten Mitglieds der Schmiedezunft erhob sich 1431 ein allgemeiner Sturm gegen A. und die Schöffen; nur das mächtige Kohlengewerk blieb auf Athin’s Seite. Jetzt wandten die Gewerke das von A. erlernte Mittel des versagten Kaufs gegen ihn selbst und die Schöffen, die endlich aus der Stadt fliehen mußten. Es gelang zwar der Athin’schen Partei, bald hernach den Wilhelm v. A., einen Vetter des verbannten, ins Regiment zu bringen, aber ein neuer wilder Aufruhr stürzte 1433 auch diesen. Das über beide Athin’s gefällte ewige Verbannungsurtheil, [632] begleitet von einer vor dem Gesetz jedenfalls nicht zu rechtfertigenden Güterconfiscation, ward 1437 vom Kaiser Sigismund bestätigt. A. lebte seitdem zu Löwen. Die Hälfte seiner großen Güter hat 1493 durch ein Compromiß mit der Stadt sein Sohn zurückerhalten.

Biogr. nat. de Belg. Hemricourt, Miroir des nobles de la Hesbaye p. 39 n.