ADB:Anna (Herzogin von Sachsen-Coburg)

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Artikel „Anna“ von August Beck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 471, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Anna_(Herzogin_von_Sachsen-Coburg)&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 15:17 Uhr UTC)
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Anna, die jüngste Tochter des Kurfürsten August zu Sachsen, war geb. 16. Nov. 1567 und vermählte sich 16. Jan. 1586 mit Herzog Johann Casimir von Sachsen-Koburg. Die junge muntere Fürstin, die durch den glänzenden Hof ihres Vaters verwöhnt war und nun in das stille Koburg kam, fühlte sich sehr vereinsamt und wurde überdieß von ihrem Gemahle vernachlässigt, der mehr für Jagd und Scheibenschießen als für häusliches Glück empfänglich war. Ihr sehnlichster Wunsch, Mutter zu werden, ging nicht in Erfüllung. Unglücklicher Weise kam an den Koburger Hof ein Abenteurer aus Piacenza, Hieronymus Scotus, der durch allerlei Künste und Gaukeleien sich den Ruf eines Zauberers erworben und in das Vertrauen des Herzogs und der Herzogin sich eingeschlichen und die letztere durch das Versprechen, sie mit Hülfe seiner Kunst fruchtbar zu machen, zum Ehebruch verführt hatte. Ehe Scotus, aus Furcht verathen zu werden, Koburg verließ, hatte er zwischen der verführten Herzogin und dem Hofjunker und Vicemarschall Ulrich von Lichtenstein ein vertrauliches Verhältniß angeknüpft, welchem die schwache Herzogin gleichfalls zum Opfer fiel. Dem Herzoge blieb dies nicht verborgen, und am Ende des Monats Sept. 1593 ließ er beide gefangen nehmen. Die unglückliche Herzogin bekannte selbst dem Gemahle ihre Schuld. „Er möge – so bat sie – eine arme verlassene Waise nicht ihre jungen Tage im Gefängniß zubringen lassen, sie wolle seine arme Dienerin und Magd sein.“ Der Herzog erhörte aber ihre Bitte nicht; er ließ bei seinem Consistorium auf förmliche Scheidung antragen, und am 12. Dec. 1593 wurde die bisher bestandene Ehe aufgehoben. A. wurde erst zu Eisenach, dann auf dem Schlosse Kahlenberg, hierauf (1596) in dem Kloster Sonnefeld und zuletzt (1603) auf der Veste Koburg in Gefangenschaft gehalten. Alle Versuche, sie aus derselben zu befreien, waren fruchtlos. Sie starb am 27. Jan. 1613. Ulrich von Lichtenstein aber wurde nach einem vom Schöppenstuhle zu Jena gefällten Urtheile „mit ewigem Gefängnisse“ bestraft, in welchem er am 8. Dec. 1633 starb, nachdem ihm Herzog Johann Ernst drei Tage zuvor seine Freiheit angekündigt hatte. Die Bemühungen des Herzogs Johann Casimir, den Gauner Scotus in seine Gewalt zu bekommen, blieben vergeblich.

J. A. von Schultes, Sachsen-Koburg-Saalfeldische Landesgeschichte, Kob. 1818. 4°. Abth. 1. S. 105.