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Artikel „Amthor, Eduard“ von Karl Friedrich Pfau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 774–775, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Amthor,_Eduard_Gottlieb&oldid=- (Version vom 14. Dezember 2024, 13:58 Uhr UTC)
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Amthor: Eduard A., geboren am 19. Juli 1820 zu Themar in Meiningen, † am 3. Juli 1884, war ursprünglich als Sohn eines Pfarrers für den geistlichen Stand bestimmt, studirte nach Besuch des Coburger Gymnasiums in Leipzig Philologie und orientalische Sprachen. Frühzeitig entwickelte er große Neigung für Litteratur, und litterarische Thätigkeit brachte ihn in Verbindung [775] mit Gelehrten und hervorragenden Buchhändlern, darunter T. O. Weigel, Spamer, Meyer, dem Begründer des Bibliographischen Instituts. Als Bibliothekar bei ersterem, dem Nestor aller Bücherfreunde, hatte er Gelegenheit, eine ebenso seltene wie kostbare Büchersammlung kennen zu lernen und auch studiren zu können. Unternommene Reisen nach Frankreich und England führten nicht zur Erfüllung seines Wunsches, im Consulatsdienst Stellung finden. Er siedelte nach Hildburghausen über, beschäftigte sich litterarisch, letzteres vorzugsweise für das Bibliographische Institut und wirkte außerdem als Sprachlehrer. Später begründete er daselbst eine Handelsschule, die er 1864 nach Gera verlegte, wo sie jetzt noch, zu hoher Blüthe entwickelt, weiter besteht. Als Buchhändler trat A. 1866 auf, wo er in Gera ein Verlagsgeschäft begründete und sich mit der Herausgabe von Atlanten und Lehrbüchern für den Schulgebrauch, sowie auch von Reisebüchern, zumeist von ihm selbst bearbeitet und geschrieben, beschäftigte; die letzteren erfreuten sich bald eines wohlverdienten Rufes und machten seinen Namen im Buchhandel weit bekannt und geschätzt. A. war nicht nur als Buchhändler und Gelehrter, sondern auch als Mensch eine interessante Persönlichkeit. Als Krüppel geboren und einem freudlosen Dasein entgegenlebend, wurde er durch ärztliche Kunst und den Opfermuth seines Vaters zu einem gesunden Menschen gemacht. Geistesreichthum und sprühender Witz zeichneten ihn aus; harte Schicksalsschläge wußte er mit Standhaftigkeit zu tragen. Die Neigung, zu reisen und die Welt kennen zu lernen, war eine ausgesprochene Eigenart dieses Mannes. Die Früchte dieser Reisen waren seine Reisehandbücher, die gleichzeitig erkennen lassen, welch’ scharfer Beobachter A. war und über welch’ tiefes Gemüth er verfügte. Seine von ihm begründete Firma ging noch vor seinem Tode 1883 an seinen Sohn Max A. über.