ADB:Amsberg, August Philipp von

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Artikel „Amsberg, Phil. August von“ von Ferdinand Spehr in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 411–412, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Amsberg,_August_Philipp_von&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 19:57 Uhr UTC)
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Amsberg: Phil. August v. A., ein um den finanziellen Wohlstand des Herzogthums Braunschweig und die commercielle Entwicklung Deutschlands in hohem Grade verdienter Staatsmann, ist am 17. Juli 1789 zu Hildesheim geb., † 1871. Er beabsichtigte sich dem Handelsstande zu widmen, trat aber in der Periode des Königreichs Westfalen bei dem Departement der directen Steuern ein, ging nach Herstellung der früheren Zustände in braunschweigische Militärdienste, wurde nach dem Friedensschlusse im J. 1816 als Secretair bei der herzoglichen Kammer in Braunschweig angestellt und avancirte im Laufe der Jahre zum Kammerrath, Legations-, Oberlegations-, geheimen Legationsrath, Finanzdirector und Vorstand der Baudirection. Im J. 1830 leitete er die Verhandlungen, welche zur Steuervereinigung zwischen Hannover, Kurhessen und Braunschweig führten, auch war er braunschweigischer Bevollmächtigter bei den Verhandlungen, welche den Anschluß Oldenburgs und Schaumburg-Lippes an den norddeutschen Steuerverein zur Folge hatten. Er schloß am 1. Nov. 1837 mit Preußen einen Vertrag wegen Beförderung des gegenseitigen Verkehrs zwischen Preußen und Braunschweig, welche den späteren Anschluß Braunschweigs an den deutschen allgemeinen Zollverein vorbereiteten. Durch eine Reihe besonderer Verträge verstand v. A. Handelsbegünstigungen für Braunschweig herbeizuführen. Eine von ihm herausgegebene Schrift: „Ueber die Einigung der Handelsinteressen Deutschlands“ hat viel zur gegenwärtigen Handelslage Deutschlands beigetragen. Im J. 1835 wurde v. A. zum Spruchmann des deutschen Bundesgerichts ernannt. Bedeutendes Verdienst hat sich v. A. durch seine enthusiastische Unterstützung des Eisenbahnwesens in Deutschland erworben. Schon im J. 1827 hatte sein Scharfblick die unermeßliche Tragweite der neuen Erfindung erkannt. Sein Project der Erbauung einer Eisenbahn von Hannover und Braunschweig nach Bremen und Hannover scheiterte an dem Widerstande, den König Ernst August von Hannover demselben entgegensetzte. Dagegen wußte v. A. mit consequenter Energie alle Hindernisse zur Seite zu schieben, welche ihm in Braunschweig entgegen geworfen wurden und die Regierung zum Bau einer Eisenbahn von Braunschweig nach Harzburg zu veranlassen. Die Bahn wurde im Dec. 1838 eröffnet und von dieser Zeit an datirt die gegenwärtige glückliche finanzielle Lage des Herzogthums Braunschweig. Man kann in der That behaupten, daß der Eisenpfad von Berlin nach Köln, nach Hamburg und der Nordsee über Harzburg gegangen ist, denn nach kurzer Zeit wurde die Bedeutung [412] der Schienenwege überall anerkannt und die Entwicklung der Eisenbahnen ging von nun an mit raschen Schritten vorwärts und bald spann sich das Eisennetz über ganz Deutschland aus. Zollverein und Eisenbahn führten eine neue Zeit für Deutschland herbei, und dazu viel beigetragen zu haben, ist ein unbestrittenes Verdienst von Amsberg’s. Er erhob die braunschweigische Eisenbahnverwaltung zu einer der angesehensten in Deutschland. Als Generaldirector der braunschweigischen Eisenbahn- und Postverwaltung feierte er am 17. Juli 1862 sein fünfzigjähriges[WS 1] Dienstjubiläum. Erst im Anfange des J. 1871 nach dem Verkaufe der braunschweig. Staatseisenbahnen trat v. A. in den Ruhestand, starb aber schon am 9. Dec. desselben Jahres auf seiner Villa zu Harzburg, unzweifelhaft als der bedeutendste Staatsmann, den Braunschweig in den letzten Jahrzehnten besessen hat.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Im Original: fünzigjähriges