ADB:Alten, Carl August Graf von

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Artikel „Alten, Carl August Graf von“ von Adolf Schaumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 359–361, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Alten,_Carl_August_Graf_von&oldid=- (Version vom 4. Oktober 2024, 19:01 Uhr UTC)
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Alten: Karl August Graf von A., geb. 20. Oct. 1764, † 20. April 1840, ein ausgezeichneter hannoverischer General während der Zeit der Napoleonischen Kriege, dessen Umsicht und Tapferkeit namentlich der Herzog von Wellington einen großen Theil seiner militärischen Erfolge auf der pyrenäischen Halbinsel zu verdanken hat. Er ward 1776 Page, 1781 Fähndrich, 1785 Lieutenant und 1790 Adjutant des [360] kurhannöverischen Feldmarschalls v. Reden. Im J. 1793 ward er in gleicher Eigenschaft bei dem Feldmarschall v. Freitag, welcher eine Corps von 13000 Hannoveranern befehligte, das zu der in den Niederlanden gegen Frankreich aufgestellten Armee gehörte, angestellt. Hier nahm er Theil an den Schlachten von Famars und Handscoten, an der Belagerung von Valenciennes, und gehörte darauf zu der Besatzung von Maine, die sich 1794 unter General v. Hammerstein so ruhmwürdig durch das französische Belagerungsheer durchschlug, wofür er 1795 zum Major und 1800 zum Oberstlieutenant avancirte. Als Napoleon 1803 durch Mortier Besitz von dem Kurfürstenthum Hannover nehmen ließ und die hannöverische Armee nach den Capitulationen von Sulingen und Artlenburg vollständig aufgelöst wurde, ging A. nach England, woselbst er nach Bildung der sog. englisch-deutschen Legion als Oberst zum Befehlshaber einer leichten Brigade ernannt wurde. Als solcher zeichnete er sich ganz besonders aus bei den Expeditionen nach den Küsten des nordwestlichen Deutschlands unter Lord Cathcart, nach Rügen und nach Kopenhagen. Im J. 1808 ward er Generalmajor, und gehörte mit seiner Brigade zu demjenigen Heere Wellington’s, welches Portugal von dem Einfall der Franzosen unter Junot durch die Schlacht von Vimieira 20. Aug. 1808 befreite. Von hier aus deckte sodann A. später mit großer Umsicht den nach der verfehlten Expedition der Engländer nach Spanien nöthig gewordenen Rückzug des Generals Moore nach Corunna. Im J. 1809 ward er mit seiner leichten Brigade unter die Befehle des Lords Chatham gestellt, welcher die völlig verunglückte Unternehmung gegen Vliessingen commandirte, und befehligte dann, nach England zurückgekehrt, diejenigen Truppen, welche in der Grafschaft Sussex gegen eine beabsichtigte Landung der Franzosen in England aufgestellt waren. Vom J. 1811 an, wo er seine Truppen wiederum mit dem Heere Wellingtons in Spanien vereinigte, beginnt die ruhmwürdigste Periode seines Lebens. Mit bei den Engländern ungewöhnlicher Auszeichnung wird sein Name genannt wegen seines Verhaltens bei der Belagerung von Badajoz unter Lord Beresford; in der Schlacht bei der Albuera, 16. Mai 1811; bei Busaco; bei Salamanca, 22. Juli 1811; bei Vittoria, 21. Juni 1813; bei den Pyrenäen; bei Nivelle, Nive, Orthez und Toulouse, 10. April 1814. Im J. 1814 ward A. Generallieutenant und befehligte als solcher das ganze hannover’sche Contingent, welches nach dem mittlerweile abgeschlossenen ersten Pariser Frieden dem großen Beobachtungsheere einverleibt wurde, welches unter dem Herzoge von Wellington in den Niederlanden aufgestellt war. In den Entscheidungsschlachten des kurzen Feldzuges von 1815 deckte A. nach dem Gefechte von Quatrebras den Rückzug der sich auf das Hauptheer zurückziehenden Corps, und ward dann in der Schlacht von Waterloo 18. Juni im Centrum der Schlachtlinie Wellingtons placirt. Durch die heldenmüthige Vertheidigung der vor derselben belegenen Meierei La Haye Sainte durch das zweite leichte Bataillon seiner Division unter dem Major Baring ward der Hauptangriff Napoleons auf die Fronte der Engländer, der gerade die Sprengung des Centrums beabsichtigte, um fast 3 Stunden verzögert, – eine unschätzbare Zeit, – indem sie bezweckte, daß man auf diese Weise bis zur rechtzeitigen Ankunft der Preußen genug frische Kräfte ins Gefecht zu führen hatte, um allen Bemühungen Napoleons zu widerstehen. A., der allenthalben, wo es Noth that, persönlich zugegen war, trug eine schwere Verwundung am Bein davon. Für sein ausgezeichnetes Verhalten ward er von seinem Könige zum Grafen und General der Infanterie erhoben, und zum Commandeur des bei der Besatzungsarmee in Frankreich befindlichen hannover’schen Contingents ernannt. In dieser Stellung verblieb er bis 1818; nach seiner Rückkehr nach Hannover ward er Minister der auswärtigen Angelegenheiten und General-Inspecteur der Armee. Als er in dieser Stellung 24. Juli [361] 1831 sein 50jähr. Militärdienst-Jubiläum feierte, erhielt er von allen Seiten die schmeichelhaftesten Anerkennungen seiner Verdienste. Als 1837 Hannover von der Verbindung mit England gänzlich getrennt wurde, und mit dem Herzog von Cumberland, Ernst August, seinen eigenen König erhielt, nahm dieser A. auf dessen eigenen Wunsch das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten ab, behielt ihn jedoch zu seinem Kriegsminister. Auf einer Reise, die er bald darauf seiner Gesundheit wegen nach Italien antrat, starb er zu Botzen in Tirol. Sein Standbild, in Erz gegossen, und am Eingange des Waterlooparks zu Hannover aufgestellt, erhält sein Andenken bei den Nachkommen.

Vgl. L. Beamish, Geschichte der königl. deutschen Legion. 2 Thle. 1837.