ADB:Adolf I. (Herzog von Berg und Jülich)

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Artikel „Adolf, Herzog von Jülich, Herzog von Berg“ von Karl Leopold Strauven in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 96–98, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Adolf_I._(Herzog_von_Berg_und_J%C3%BClich)&oldid=- (Version vom 9. Oktober 2024, 16:20 Uhr UTC)
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Adolf, Herzog von Jülich, zweiter Herzog von Berg, von 1408–37, Sohn des Grafen und seit 1380 ersten Herzogs von Berg, Wilhelm, und der Anna von Baiern, Tochter des Pfalzgrafen Ruprecht II. Sein erstes geschichtliches Auftreten, ein 1390 mit seinem Bruder Wilhelm begonnener Landfriedensbruch gegen Graf Johann von Sayn, zeigt schon seinen kriegerisch gewaltthätigen Charakter. 1392 schickte ihn der Vater seines eigenen Besten willen, wie die Urkunde sagt, mit einer Jahresrente von 1000 Goldgulden auf zwei Jahre in die Fremde. 1395 übergab er ihm die Grafschaft Ravensberg, nach der sich daher A. seitdem nennt. 1396 brach zwischen Wilhelm von Jülich und seinem Neffen, dem Grafen Adolf von Cleve (s. d.), über Rechte am Kaiserswerther Zoll eine Fehde aus, in der Wilhelm das Unglück hatte, im Cleverhamm umzingelt und gefangen zu werden. Sein Sohn A., der inzwischen gegen den mit Adolf von Cleve verbündeten Grafen Dietrich von der Mark zu Felde lag, besetzte darauf sofort mit seinen Brüdern Düsseldorf, als die jetzt stärkste Feste des bergischen Landes. Der Vater löste sich zwar durch eine außerordentliche Summe, neben der er noch die Schadloshaltung seiner sämmtlichen Mitgefangenen übernehmen mußte, aus der Haft und erhielt dann auch Düsseldorf von den Söhnen wieder. Der Krieg mit Mark aber dauerte fort, bis Graf Dietrich einer vor dem belagerten Elberfeld empfangenen Wunde 1398 erlag, worauf es 1399 mit Adolf von Cleve, seinem Nachfolger in der Grafschaft, zur Richtung kam. Der Krieg hatte das Land tief erschöpft und die Zahlung der Lösungs- und Entschädigungssummen nöthigte zu immer neuen Verpfändungen. Schon hatte Wilhelm den Söhnen, deren Einwilligung er dazu bedurfte, einen Theil des bergischen Landes abgetreten. Da benutzte A. die bei seiner Vermählung mit Jolanthe von Bar 1401 erhaltene Aussteuer von 20,000 Goldgulden dazu, sich 1402 in den Besitz des Stammschlosses Burg und der Aemter Beyenberg und Windeck zu setzen. Den Vater nahm er 1404 zu Monheim gefangen, die Mutter vertrieb er von Düsseldorf. Die bergische Ritterschaft, welche er sich in der allgemeinen Finanznoth schon geneigt gemacht hatte, beschwichtigte er durch die ihr 5. Sept. 1404 zu Düsseldorf verliehenen weitgehenden Privilegien; ebenso durch neue Privilegien die Stadt Düsseldorf. Aber fast alle benachbarten Landesherren verbanden sich jetzt mit seinen Brüdern gegen ihn; auf Bitten seiner Mutter verhängte ihr Bruder, König Ruprecht, 15. Mai 1405 die Acht über ihn und einem Ritter von Oer gelang es, den zu Schloß Burg gefangenen Wilhelm zu befreien und nach Zons, in das Gebiet seines eifrigsten Freundes, des Erzbischofs Friedrich von Köln, in Sicherheit zu bringen. Das [97] brach den Trotz des Sohnes, und es kam 2. Sept. 1405 zur Aussöhnung, durch welche Wilhelm Düsseldorf und mehrere Aemter und Schlösser zurückerhielt, während der Rest des Landes dem Grafen A. verblieb. – Diesen sehen wir bald in neuen Fehden. 1407 lieferte er dem Herren von Loon und Gerhard von Sayn ein siegreiches Gefecht bei Bensberg, 1409 ist er in Fehde mit dem Grafen von Wied und Isenburg, 1410–11 mit dem Erzbischof von Köln etc. Inzwischen war A. seinem 1408 gestorbenen Vater als Herzog von Berg gefolgt. – Als 1414 Erzbischof Friedrich von Köln starb, theilte die Wahl des Domcapitels sich zwischen Dietrich von Moers und Adolfs Bruder, Wilhelm, welchem A. erst kürzlich mit Waffengewalt den Besitz des Bisthums Paderborn gesichert hatte. Papst und Kaiser entschieden sich aber für Dietrich von Moers. Herzog A. griff zu den Waffen, und es folgte ein verheerender Krieg, bis endlich Kaiser Siegmund selbst, der sich zu Aachen befand, 13. Dec. 1416 dort und 1417 zu Constanz, wohin ihm A. folgte, den Streit schlichtete. Die Rheinsperre mußte aufgehoben und sämmtliche neuen Befestigungen niedergelegt werden. – Mit dem Tode Herzog Eduards von Bar eröffnete sich Adolf die Aussicht auf diese wichtige Erbschaft. Der Kaiser belehnte ihn sofort, 12. Juli 1417, mit der Markgrafschaft Pont à Mousson, welches Reichslehen war. Um gegen seinen Nebenbuhler, den Grafen René von Anjou, freie Hand zu gewinnen, sicherte A., indem er Bundesgenossen für diesen Kampf suchte; zugleich den Frieden daheim durch Verträge mit Holland, Köln, Cleve u. A., während noch bis 1420 vergebliche Verhandlungen über eine friedliche Lösung der Barer Erbfrage geführt zu sein scheinen. 1421 scheint A. seine ganze Heeresmacht gegen Bar versammelt gehabt zu haben; im März 1422 finden wir ihn in Lothringen, aber gleich darauf, 1. April, schon in Gefangenschaft seines Gegners, aus der er sich mit Einwilligung seines Sohnes Ruprecht loskaufen mußte. Für Adolfs rasche Nachgiebigkeit mochte die nahe Aussicht auf den für ihn doch noch wichtigeren jülich’schen Erbfall entscheidend sein. In der That starb Reinald von Jülich und Geldern kurz nachher, 1423, worauf sich A. und Johann von Loon sogleich als nächste Agnaten in Besitz des Herzogthums Jülich setzten, während Johann von Egmont, dessen Gemahlin die Tochter einer Schwester Reinalds gewesen war, seinem Sohne Arnold als dem Erben der Mutter in Geldern und Zütphen huldigen ließ. Der Kaiser ergriff Adolfs Partei und belehnte ihn 1426 mit Geldern. Um aber seine Ansprüche noch besser zu sichern, mußte sein Sohn Ruprecht Reinalds bejahrte Wittwe, welche noch im Besitz des Herzogthums war, heirathen. Zu dem geldern’schen Krieg gesellte sich noch ein 1427 aufs neue und heftiger ausbrechender Bruderkrieg im cleve’schen Haus um die Grafschaft Mark, in dem A. gegen Adolf von Cleve, auf dessen Seite Erzbischof Dietrich von Köln stand, für Gerhard Partei ergriff. Dieser Krieg endete 1429 damit, daß Gerhard mit Unterstützung der märkischen Ritterschaft den Besitz der Mark auf Lebenszeit erlangte. Im nämlichen Jahr kaufte A. das bisherige cleve’sche Lehn Elberfeld, Schloß und Herrlichkeit, indem Adolf von Cleve auf das Oeffnungsrecht verzichtete. Dann schloß A. 1429 auch mit Arnold von Egmont einen 4jährigen Waffenstillstand, um inzwischen seine Ansprüche auf Geldern vor dem Reichsgericht zu verfolgen. Ruprechts Ehe mit der so viel älteren Wittwe von Geldern blieb kinderlos; Erzbischof Dietrich, auf dessen Rath sie hauptsächlich geschlossen war und der schon 1416 seinen Mitbewerber um den Kölner Stuhl, Adolfs Bruder Wilhelm, bestimmt hatte, auf sein Bisthum Paderborn zu verzichten und Adelheid von Tecklenburg, eine Nichte des Erzbischofs zu heirathen, hatte also damit sehr wohl für sich selbst speculirt. Denn dem Sohn seiner Nichte, Gerhard, erwuchs jetzt die Aussicht auf die Erbfolge in Jülich-Berg. Zwar vermählte sich A., dessen erste Gemahlin [98] Jolanthe von Bar schon 1421 gestorben war, 1430 wieder mit Elisabeth von Baiern; aber auch diese Ehe blieb kinderlos und sein Sohn Ruprecht starb schon 1431. Damit waren Adolfs Hoffnungen, seine Länder eigenen Nachkommen zu vererben, vernichtet. Seine Geldmittel waren zudem tief erschöpft. Die von seinem Vater übernommene große Schuldenlast vermochte er bis zu seinem Tode nicht zu tilgen. Das erschöpfte Land gewährte auch wenig Mittel, mit Ausnahme etwa des reichen Düsseldorfs, welches dafür mit Privilegien bedacht ward. Erst sehr spät boten sich A. die reicheren Hülfsquellen Jülichs, welches zu ¾ ihm, zu ¼ dem Herrn von Loon zugefallen war. Als daher der Waffenstillstand mit Egmont 1433 ablief, vermochte A., obwol ihn der Kaiser zur Aufbringung eines Reichsheeres ermächtigte und Gerhard von Mark wieder auf seine Seite trat, während der Herzog von Cleve für Arnold von Egmont Partei ergriff, keine Entscheidung mit Waffengewalt zu erzwingen; 1435 nahmen beide Theile die Vermittelung Philipps von Burgund in der geldern’schen Frage an. Man schloß einen Waffenstillstand bis zum 1. Octbr. 1436, die Friedensverhandlungen dauerten darüber hinaus und dauerten noch, als 14. Juli 1437 A. die Augen schloß. Er ward zu Köln in Großmartin beigesetzt.