ADB:Adalbero (Bischof von Würzburg)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Adelbero, Bischof von Würzburg“ von Franz Xaver von Wegele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 54–55, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Adalbero_(Bischof_von_W%C3%BCrzburg)&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 23:05 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 1 (1875), S. 54–55 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Adalbero von Würzburg in der Wikipedia
Adalbero von Würzburg in Wikidata
GND-Nummer 118646834
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|1|54|55|Adelbero, Bischof von Würzburg|Franz Xaver von Wegele|ADB:Adalbero (Bischof von Würzburg)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118646834}}    

Adelbero: Bischof von Würzburg, geb. im ersten Viertel des 11. Jahrhunderts, † 6. Oct. 1090. A. stammte aus dem Hause der Grafen von Lambach und Wels im Traungau und kam, wahrscheinlich in Folge der Herkunft seiner Mutter aus Ostfranken, in früher Jugend nach Würzburg, um dort für den geistlichen Stand erzogen zu werden. Nachdem er sich einige Zeit seiner Ausbildung wegen in Paris aufgehalten hatte und nach seiner Rückkehr nach Würzburg Stiftsherr am Dom geworden war, berief ihn schon im J. 1045 das Vertrauen des Königs Heinrich III. und die Wahl des Würzburger Clerus und Volkes auf den Stuhl des h. Kilian, der durch den Tod des Bischofs Bruno erledigt war. Seine bischöfliche Wirksamkeit fiel in die Zeit, in der sich die [55] Erhebung der Hierarchie, der Kampf des Papstthums gegen die kaiserliche Gewalt vorbereitete und vollzog. In diesen Kampf ist auch A. seinerseits, wie das an sich kaum anders kommen konnte, auf das tiefste verwickelt worden; er ist das Schicksal seines Lebens geworden. Von Haus aus eine bedeutende Natur, hat er sich den um sich greifenden hierarchischen Ideen bald vollständig ergeben. Für die Rechte und Ordnungen seines Stiftes ist er von Anfang an nach allen Richtungen mit Nachdruck und Umsicht aufgetreten, und diese seine Thätigkeit wäre sicher von umfassenderem Erfolg begleitet gewesen, wenn nicht der brausende Sturm des Jahrhunderts verheerend und lähmend auch sie berührt hätte. Jedoch hat ihn manche seiner Stiftungen und Bestimmungen lange überlebt. Besonders der Gründung oder Reform der Klöster hat er seinen Eifer zugewendet. Anlangend die große Bewegung seiner Zeit, hat er zunächst im Kampfe Kaiser Heinrichs IV. mit den Sachsen keine hervorragende Stellung eingenommen, so viel man aber sehen kann, so weit es seine Pflicht als Reichsfürst erforderte, auf Seite des Kaisers gestanden. Als aber das Zerwürfniß Heinrichs mit dem päpstlichen Stuhle ausbrach und Gregor VII. zur Durchführung seines bereits vorbereiteten Systemes schritt, war er rasch entschlossen, auf welche Seite er sich zu stellen habe, zumal da ein längerer Aufenthalt in Rom gerade in der ersten Zeit der Erhebung Gregors (um 1074–1075) ihn, so weit nöthig, völlig für dessen Anschauungen gewonnen hatte. An der Synode zu Mainz (1076), auf der die bekannte übereilte Kriegserklärung des Kaisers an Gregor VII. und die erfolglose Absetzung desselben erfolgte, hat A. Theil genommen und allerdings sich zuletzt und mit offenem Widerstreben jenem Schritte gegen den Papst angeschlossen; aber gerade seit dieser Zeit sagt er sich völlig von Heinrich los und ist er der entschiedenste Parteigänger des Papstes. Bei allen wichtigen und entscheidenden Schritten der Opposition treffen wir ihn fortan als einflußreichen und entschlossenen Mithandelnden. An der Absetzung des Kaisers, an der Wahl Rudolfs von Rheinfelden zu Forchheim (1077) hat er eifrigen Antheil genommen. Er verkettet sein Schicksal mit dem des Gegenkönigs, wie kaum ein anderer, während die Stadt Würzburg mit gleichem Eifer die Partei des Kaisers ergreift und ihrem Bischof die Thore schließt. Ostfranken ist in Folge dieser getheilten Stimmungen und der Haltung Adelbero’s der Schauplatz des ausgebrochenen Bürgerkrieges mehr als manche andere deutsche Provinz geworden. Für A. hatte diese Verwickelung aber noch eine weitere Folge: die kaiserliche Partei, deren Sache seit dem J. 1081 wieder stieg, benützte diesen Umschwung und sprach über die Bischöfe, die nach wie vor zu Gregor hielten, auch ihrerseits nicht blos den Bann, sondern auch die Absetzung aus (1085). Unter dieser Zahl befand sich auch A., dem nun sofort ein Nachfolger gegeben wurde, der unverweilt seinen Sitz in Würzburg aufschlug. Es gelang zwar A. – nach der Niederlage der Kaiserlichen vor den Thoren der Stadt, bei Pleichfeld – noch einmal in seine Metropole einzuziehen und die Zügel der Herrschaft zu ergreifen; jedoch diese Genugthuung war von kurzer Dauer, der Kaiser bemächtigte sich aufs neue der Stadt. Das Anerbieten Heinrichs, ihn gegen Anschluß an seine Sache wieder in das Bisthum einzusetzen, wies A. kurzweg zurück, und als der kaiserliche Gegenbischof starb (1088) und, wie man nicht ohne Grund vermuthet, der Kaiser in neue Unterhandlungen mit A. trat, blieben dieselben in gleicher Weise erfolglos. Der greise und in seinen Ueberzeugungen unerschütterte Bischof hatte sich bereits 1086 in sein, schon im J. 1072 durch ihn in ein Kloster umgewandeltes, Stammschloß Lambach zurückgezogen, wo er 6. Oct. 1090 gestorben ist.

Vita Adalberonis (Mon. Germ. SS. XII. 226 s.).[1]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 54. Adelbero von Würzburg: vergl. noch Friedr. Emmert, „Bischof Adelbero von Würzburg“ im Archiv des histor. Ver. f. Unterfranken und Aschaffenburg. Bd. XV. (1861). Heft 2. S. 179 ff. [Bd. 1, S. 781]