Textdaten
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Autor:
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Titel: „Von ihm!“
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 22, S. 368
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[357]

„Von ihm!“
Nach dem Oelgemälde von W. Amberg.

[368] „Von ihm!“ (Mit Illustration S. 357.) Sie befinden sich auf Sommerfrische – er, sie, es: der behäbige Papa, die noch behäbigere Mama, und es –? „Es“ ist etwas Siebzehnjähriges, Schlankes, Reizendes und Verlobtes. Woher ich weiß, daß sie sich auf Sommerfrische befinden? Ich weiß es nicht, aber ich nehme es als sicher an; denn die Vegetation deutet auf Hochsommer, auf jene Zeit, wo Leute in guten Verhältnissen schlechterdings es zu Hause nicht mehr aushalten. Auch daß der Kaffeetisch im Freien servirt ist, scheint mir dafür zu sprechen; und „Es“ pflückt Blumen. Ich behaupte, sie würde das im eigenen Garten nicht thun, obschon es sich nur um wilde Blumen handelt. Junge Mädchen pflücken Blumen nur auf Spaziergängen im Freien, vorzugsweise aber in der Sommerfrische. Wie dem auch sei: „Es“ ist verlobt, und der Verlobte weilt in der Ferne. Das ist hart, aber nicht tödlich. Es liegt sogar ein gewisser Reiz darin, die holde Pein des Fernseins durchzukosten, und die Nothwendigkeit des Ausfliegens in Sommerfrischen pflegt diesen Reiz der Brautzeit noch zu erhöhen. Ich bin überzeugt, „Es“ trägt etwas von dem Hochgefühl der Büßer mit sich herum, welche freiwillig sich quälen; sie leidet – leidet um ihn! Inzwischen sorgt die Schnelligkeit und Zuverlässigkeit unserer Postverbindung dafür, daß ihr dann und wann eine „Birne für den Durst“ in Gestalt eines Briefes von dem Fernen wird. Ohne das wäre es natürlich nicht zum Aushalten. Ah, welche Wunder wirkt solch ein Brief! Längst ist der Kaffee servirt, und das Töchterchen pflückt Blumen: sie ist heut nicht herauf zu bekommen.

„Gleich, Mama!“ Das ist wenigstens das fünfte Mal, daß sie den Ruf zum Kaffee mit „Gleich, Mama!“ beantwortet hat. Soeben aber ist der Reichspostbote dagewesen, und Mama hat den Zauber in Händen, der allem Zaudern ein Ende macht; „Von ihm!“ O Himmel, man hält sich hier mit Blumen auf, und da oben wartet ein Brief von ihm! Welch eine Sünde wäre es, noch einen Augenblick länger zu glauben, daß man oben nicht dringend nöthig ist! – Leider ist zu befürchten, daß, falls der für das junge Mädchen bestimmte Kaffee bisher etwa noch nicht kalt geworden sein sollte, er nunmehr diesem Schicksal sicherlich nicht entgehen wird.