„Und Friede auf Erden“
Und Friede war’s auf Erden wieder,
Und strahlend sank die heil’ge Nacht,
Die einst den Engelsgruß gebracht,
Auf die beglückte Welt hernieder. –
In’s stille Land dringt Pracht und Glanz,
Von Lust und Ruhm ein frischer Kranz
Hat hell das alte Schloß umzogen.
Heim kam der Herr aus blut’gem Kriege,
Die treue Schaar hat er geführt
Im Sturmesschritt von Sieg zu Siege;
Dank bringt dem himmlischen Berather
Am reichen Weihnachtstisch’ er dar,
Dankt für den Helden und den Vater.
In ihren Augen blinken Thränen,
Es blitzt das Kreuz auf seiner Brust,
Hier ward befriedigt jede Lust,
Und aus der Fluth des Kerzenbrandes
Erglänzt in so viel Glück hinein
Vieltausendfach mit gold’nem Schein
Des Königs Bild als Dank des Landes.
Starr steht das arme Kind am Thor
Und staunt und reckt die Hand empor,
Als rief’ es all’ die Pracht hernieder,
Damit sein Elend satt sich sauge
Mit ihm freut sich am Lichterbaum
Kein Mutterherz, kein Vaterauge.
Von Weib und Kind riß sich der Fröhner,
Stumm zu gehorchen stets gewohnt,
Der auch des Schlachtfelds Tagelöhner;
Verzweiflung ließ ihn wild sich raufen,
Der Seinen nur dacht’ er dabei;
In deutscher Brust das deutsche Blei,
Zwei Herzen hat der Schuß getroffen,
Doch härter war der Wittwe Tod,
Sie ließ die Waise ohne Brod,
Die sie gesegnet ohne Hoffen. –
Des Schlosses Lichter löschen aus,
Sie weckt das Kind und treibt’s nach Haus,
Zu frieren wieder und zu hungern.
Wohl mögt Ihr hoch die Helden preisen,
Doch denkt, beglückend und beglückt,
Der armen Wittwen auch und Waisen,
Daß trocken alle Thränen werden;
Erst wenn sich freundlich Reich und Arm
Erst dann wird Friede sein auf Erden!