„Herrn Graf’s Reisebriefe und Tagebücher von Albert Brendel“

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Titel: „Herrn Graf’s Reisebriefe und Tagebücher von Albert Brendel“
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aus: Die Gartenlaube, Heft 8, S. 140
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1876
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[140] „Herrn Graf’s Reisebriefe und Tagebücher von Albert Brendel“. Wer die drei gelben Hefte vor sich hat, ersieht sogleich an den Vignettenbildchen, welch’ ein Schalk dahinter steckt. Denjenigen unserer Leser, welche schon seit den ersten fünfziger Jahren sich an den „Fliegenden Blättern“ erfreuen, geht mit Herrn Graf’s Wiedererscheinen eine alte liebe Erinnerung auf; zwei Gestalten stehen wieder vor ihrem geistigen Auge, denen sie einst mit ungeheurer Heiterkeit nachgegangen; kurz, die Reisen, über welche Albert Brendel jetzt gesammelte Briefe und Tagebücher (München, bei Braun und Schneider) veröffentlicht, sind in den „Fliegenden Blattern“ gemacht worden, und zwar nach London, zur Weltindustrie-Ausstellung, 1851, nach Berlin 1855, nach Hamburg und Helgoland 1857, an den Rhein 1860 und nach Wien 1868.

Herr Graf und sein Freund, der Maler Kohle, Beide aus Pirna („Bärne“), gehörten, wie Eisele und Beisele, damals zu den Lieblingsfiguren der komischen Bilderwelt, und Brendel versteht es, wie Wenige, im trockensten Elbphilistertone die wunderlichsten Abenteuer seiner ewig unbehülflichen und gepudelten Helden mit einem Humor zu erzählen, der uns nicht aus der behaglichsten Stimmung kommen läßt. – In London wird das Paar der Königin vorgestellt. Herr Graf erzählt: „‚Eure Magehsteht.‘ sagte ich, ‚werden recht sehr entschuldigen, aber –‘ wie ich aber weiter reden wollte, fing Prinz Albert fürchterlich an zu lachen und Madam Vikthorijan sagte: ‚Ah so, Sie sind Deutsche?‘ – ‚Nein, entschuldigen Sie,‘ sagte ich, ‚wir sind aus Pirna bei Dresden.‘ sagte ich. Da lachten sie, ich weiß aber nicht, warum etc.“ – Auf der Rheinreise erzählt er so rührend die Geschichte von dem „Lorchen Lei“ und recitirt sein Leiblied:

„Es hat weiter nichts zu bedeiten,
Daß ich so traurigt bin,
Ein Mädchen aus alten Zeiten,
Die will mir nicht in den Sinn.“

Mit welcher geschichtlichen Treue schildert er, wie schon die braunschweigischen Kreuzritter nicht ohne eine lange Schlackwurst und ein Fäßchen Mumme in den Krieg zogen; wie, bildlich prächtig dargestellt, in der Gegend von Hamburg sich, wegen der vielen Fische, die Angelsachsen ansiedelten, bis sie Karl der Große vertrieb, um selber hier zu angeln, – und wie jubelt Herr Graf – nicht in der Kaiserstadt Wien, sondern in dem „Wien, wo die schönen Damen blih’n.“ – Inhalt, Illustrationen und Ausstattung halfen hier zusammen, daß dem Buchhandel durch A. Brendel eine gesunde und wohlbekommende Gemüthskost in die Hand gegeben werden konnte. Möge sie so harmlos, wie sie ist, begrüßt und genossen werden!