„Die deutschen Vermißten jenseits des Oceans“
[100] „Die deutschen Vermißten jenseits des Oceans“ betreffend, müssen wir die Bitte aussprechen, uns mit neuen Anfragebriefen nicht weiter zu bedrängen. Seitdem wir durch den Ausbruch unseres Kriegs gegen Frankreich in die Nothwendigkeit versetzt wurden, unseren Kämpfern im Feld und später den Kriegs-Vermißten alle Aufmerksamkeit und Theilnahme zuzuwenden, und von den überseeischen Verschollenen nur wenige ganz besondere Fälle zu berücksichtigen, hat sich bei uns ein Stoß von nahe an sechshundert Anfragebriefen aufgethürmt. Der Abdruck aller dieser Briefe ist selbst im gedrängtesten Auszuge eine Unmöglichkeit, auch wenn der Herausgeber der Gartenlaube ein Opfer von mindestens sechstausend Thalern daran wenden wollte, um durch Halbbogenbeilagen die Veröffentlichung derselben zu beschleunigen, ohne durch Benutzung des Blätter- und Blüthenraums dazu die Abonnenten in ihren gerechten Ansprüchen an unser Blatt zu verkürzen. Bei näherer Prüfung dieser Briefmasse stellt es sich aber auch heraus, daß wohl einige Hunderte derselben die Hülfe der Gartenlaube entbehren können. Das sind vor Allem Diejenigen, welchen die Mittel zu Gebote stehen, mit Hülfe der Gesandtschaften und Consulate des deutschen Reichs der Spur ihrer Verschollenen selbst nachzuforschen, dann Diejenigen, eine nicht geringe Zahl, deren Briefe es zwischen den Zeilen verrathen, daß nur die Bequemlichkeit, welche die Gartenlaube bietet, sie bewogen hat, jetzt einmal sich nach Verwandten[WS 1] umzusehen, nach denen sie seit Jahren nicht gefragt haben.
Anfragebriefe dieser Art legen wir bei Seite. Dagegen wird die Gartenlaube ganz besonders Diejenigen berücksichtigen, die sich nicht selbst helfen können, und dann Diejenigen, für welche sie, nachdem alle Versuche mißlungen, als letzter Weg zum Ziel übrig bleibt. Mit der Fortsetzung dieser Liste wird begonnen, sobald die Todeserklärung unserer vermißten Soldaten uns von unserer Pflicht für sie befreit.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Verwanden