BLKÖ:Beroaldo-Bianchini, Natalis von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 1 (1856), ab Seite: 332. (Quelle)
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Beroaldo-Bianchini, Natalis von (Feldmarschall-Lieutenant, Inhaber des 10. Feldartillerie-Reg., geb. zu Modena 20. Nov. 1779, gest. zu Wien 13. Nov. 1854). Am 1. Jänner 1816 aus der italienisch-französischen Armee, in deren Dienste er seit 1796 gestanden war, in die österreichische als Artillerie-Oberstlieut. übernommen, verschafften ihm seine mathematischen, physikalischen und technischen Kenntnisse, sein Geist und [333] seine Erfindungsgabe, die er schon früher im Armaturwesen und namentlich in der seinem Berufe zunächst stehenden Waffengattung beurkundet hatte, auch in seinen neuen Verhältnissen eine hervorragende Stelle bei der Feuergewehrfabrik in Wien, deren Oberst und Oberdirector er im J. 1822 ward. Nach seinem Uebertritte eignete sich B. erst die Kenntniß der deutschen Sprache an, und übersetzte nun aus dieser alle militärischen Reglements in’s Italienische. Zu gleicher Zeit befaßte er sich fortwährend mit Verbesserung seiner Waffe und neuen Erfindungen im Maschinenwesen. Im J. 1831 ward er zum Generalmajor, 1838 zum FML. und Artillerie-Truppen-Divisionär ernannt, und 1840 erhielt er die Inhabersstelle des 5. Feldartillerie-Reg. Die österreichische Artillerie verdankt B. wichtige Verbesserungen; die Kanonengießerei sowie die Stückbohrerei sind durch seine Maschinen zu einem hohen Grade der Vollkommenheit gediehen. Er führte die 7pfd. lange Haubitze, die seinen Namen tragenden Fuhrwerke in der österreichischen Artillerie ein, und wies die Brauchbarkeit derselben auf den Schlachtfeldern von 1848 und 1849 in Italien und Ungarn nach. Im J. 1846 erhielt er den russischen St. Annen-Orden 1. Classe. Ueberdies ward er zum Mitgliede mehrerer Akademien der Wissenschaften und Künste ernannt, und zahlreiche Privilegien geben Zeugniß von seinem nie ruhenden Erfindungsgeiste. Ganz besonders beschäftigte ihn seine Weltentheorie, die er auf eine einzige Hypothese stützte, und womit er die schwierigsten Probleme der Astronomie und Physik lösen wollte. Leider sind noch viele andere seiner Entdeckungen durch seinen Tod wieder verloren gegangen, unter andern ein Geheimniß, wonach die Reibung der Locomotive auf den geneigten Flächen der Semmeringbahn auf’s Höchste gesteigert werden konnte. Seit 1849 im Pensionsstande, ward er gleichwohl durch Allerhöchste Anerkennung noch im Sept. 1854, kurz vor seinem Tode, zum Inhaber des neuen 10. Feld Art.-Reg. ernannt. Seine letzten Worte waren: „Alles in der Welt ist empirisch“.

Hirtenfelds Oestr. Militär-Kalender. VII. Jahrg. (Wien 1856) S. 196: „Nekrologie der östr. Armee vom September 1854 bis August 1855.“