Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen/Sigmund Feyerabend

Textdaten
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Autor: Ludwig Bechstein
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Titel: Sigmund Feyerabend
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aus: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen, S. 101–102
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Georg Wigand's Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
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Sigmund Feyerabend.
Geb. 1527, starb nach 1586.


Nur zu leicht vergißt die Nachwelt häufig die Namen solcher Männer, die weniger durch geistige, als durch gewerbliche Thätigkeit der Menschheit nutzten, wenn sie auch wie der Buchhändler S. Feyerabend auf das redlichste bemüht waren, gutes und schönes ins Leben zu rufen, edle Künste zu fördern, Künstler zu beleben und anzuregen und Werke der Wissenschaft zu verbreiten.

Sigmund Feyerabend wurde 1527 zu Frankfurt a. M. geboren und genoß jedenfalls eine wissenschaftliche Erziehung und Bildung. Neigung und Talent führte ihn auch zur zeichnenden Kunst, doch ist nicht mit Sicherheit zu erweisen, daß er wirklich ausübender Maler gewesen; mit dem Formschnitt aber beschäftigte er sich höchst wahrscheinlich eigenhändig und hatte für diesen die größte Vorliebe, denn das ins Leben rufen von durch Holzschnitte illustrirten Werken machte mit das Glück seines Lebens aus. Die namhaftesten Künstler seiner Zeit arbeiteten für Feyerabend und zierten die Werke seines Verlages mit ihren Bildern; so der treffliche Maler und Formschneider Virgil Solis, der unübertrefflich fleißige Jost Ammon, die beiden Stimmer, Christoph und Tobias, Christoph Maurer (Murer), Vorberger u. a. Auch Träger seines eigenen Namens wurden von Sigmund Feyerabend beschäftigt, ein L., ein V. F., ein S. H. F., letzterer Bruder oder Vetter, auch der Vater Johann F. und Sigmund selbst sollen die Holzschneidekunst geübt haben. Außerdem saßen in der Feyerabend’schen Holzschneidewerkstätte noch zahlreiche Gesellen, deren Monogramme zwar bekannt sind, nicht aber ihre Namen, die alle mehr oder minder beitrugen, die Holzschneidekunst in einer schönen Nachblüthe nach ihrem Sonnenhöhestand unter Dürer, Cranach und Holbein zu zeigen, denn später sank sie mehr und mehr, und erst die neuere Zeit hob sie wieder auf den Gipfel ächter künstlerischer Weihe und vollendetster Technik.

Sigmund’s Geschäft blühte unter seiner eigenen Leitung bis gegen das Ende des 16. Jahrhunderts, und er hinterließ kunstsinnige Söhne, Johann und Karl Sigmund, die es fortsetzten, und ebenfalls im Sinn und Geist des Vaters noch mehrere holzschnittverzierte Werke erscheinen ließen. Der Verlag Sigmund’s selbst [Ξ] enthielt nur wenige nicht illustrirte Werke, sein Geschäft war groß und ausgebreitet, dennoch ist so vielen in seinem Leben noch unklar oder völlig dunkel, und die Geschichte der Kunst erwartet doch eine volle Würdigung und gesichtete Darstellung der Lebensumstände Feyerabend’s als Geschäftsmann, wie als Künstler. Man schreibt ihm als ausübenden Holzschneider vieles zu, davon noch nicht mit Gewißheit erwiesen ist, ob es ihm angehört, denn das Monogramm S. F. das auf sehr vielen Holzschnitten begegnet, ist kein sicherer Führer, um jedes Blatt Feyerabend zuzueignen, das es trägt, denn das F bedeutet häufig fecit. In einer Bibel von 1561 befinden sich geistvolle figurenreiche Holzschnitte, unverkennbar im Geiste des Virgil Solis oder Jost Ammon gezeichnet, welche dem Messer Sigmund Feyerabend’s zugeschrieben werden; eben so in Kellner’s Chronik die Bildnisse der Dogen von Venedig, deren Zeichnung jedenfalls Ammon angehört. In einer neuen Ausgabe der metrischen Übersetzung von Virgil’n Aeneis, welche 1559 von Zöpfel gedruckt erschien, trägt das verzierte Titelblatt das Zeichen S. F. und die Holzschnitte des Buches, die man Sigmund F. ebenfalls zuschreibt, machen dem Künstler alle Ehre, gehören aber verschiedenen Zeichnern an. Von den Verlagswerken des thätigen Mannes und seiner Erben seien nur genannt: die Verwandlungen Ovid’s mit Holzschnitten von Virgil Solis; dessen 1561 erschienene treffliche Bilderbibel; die Bibel Jost Ammon’s; dessen mit Stimmer gearbeitetes Neueres Kunstbuch, 4. 1580; dessen äußerst seltenes Ständebuch mit Versen von Hans Sachs, 1568; dessen Jagdbuch; Johann Aventin’s Bildnisse der 12 ersten alten deutschen Könige und Fürsten, Schnitte von Ammon, 1580, Fol.; das Augsburger Geschlechterbuch, mit schönen blattgroßen Schnitten von P. H. Mair, J. Ammon und S. Feyerabend; das Buch von Kaiserlichen Kriegsrechten, Fol., 1564; Schopper’s lat. Reinicke Fuchs, 1574; J. Ammon’s sehr seltenes Frauentrachtenbuch, 1586; Nicol. Reusner’s Ovid, 1580, mit Holzschnitten von Virgil Solis; das hochseltene Buch der Liebe, Fol., eine Sammlung beliebter älterer Ritter- und Volksromane, mit zahlreichen Holzschnitten, welches bei Sigm. Carl F. 1587 erschien; J. Ammon’s und Hans Bocksperger’s Thierbuch, 1592, bei S. Feyerabend’s Erben. Es war eine ganze, reiche und schöne Kunstliteratur, die Sigmund Feyerabend’s Fleiß und Thätigkeit zur Erscheinung brachte und durch welche er sich ein Verdienst um Bildung, Gesittung, Cultur, um Verbreitung der Freude am Schönen erwarb, und dieß ist es, was ihm wohlbegründete Ansprüche auf ein dankbares Andenken erworben hat. Man kennt nicht einmal das Jahr seines Todes; im Jahre 1586 erscheint sein Name noch als Verleger, später nicht mehr, und so ist anzunehmen, daß er um diese Zeit in ziemlichem Alter gestorben sei.