Zum Jubelfest des Friedens
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Nr. 19. | 1896. | |
Illustriertes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.
Zum Jubelfest des Friedens.
Im Jubeljahr des großen Krieges,
Gedenkend mancher heißen Schlacht,
Hoch priesen wir die Frucht des Sieges,
Des Reiches Herrlichkeit und Macht;
Wir schmückten mit dem Eichenkranze
Manch Haupt – und manches Heldengrab;
Nun denkt des Tags im Maienglanze,
Der uns den Frieden wiedergab!
O welch ein Tag! Die Glocken klangen
Von Turm zu Turm im Jubelchor;
Auf Höhen und in Herzen schwangen
Die Freudenfeuer sich empor.
Nichts galt vor dieses Tages Segen
Bekenntnis und Partei: vereint
Dem Frieden zogen wir entgegen,
Wie einst zur Friedenswehr dem Feind.
In einem Frühlingsschimmer blühte
Das Land vom Watzmann bis zum Belt;
von einem Dankgefühl erglühte
Die neugeeinte deutsche Welt.
So schritt, umwogt von Jubelrufen,
Verklärt vom milden Maienschein,
Auf blütenübersäten Stufen
Ins junge Reich der Frieden ein.
Und selbst in Maienschöne ragend
Schritt er, hochhäuptig, stahlbewehrt,
Den Siegespreis in Händen tragend,
Doch griffbereit das scharfe Schwert.
Das war kein Friede wie vor Zeiten,
Der träge durch die Lande schleicht
Und den Gewinn von hartem Streiten
Mit Federzügen wieder streicht.
Kein Friede, der des Volks Gemüter
In thatenloser Ruh’ erschlafft,
Nein, der des Sieges höchste Güter
Vermehrt und wahrt mit Heldenkraft!
So schirmt seit fünfundzwanzig Lenzen,
So schirm’ er Deutschland fort und fort,
Gepanzert unter Blütenkränzen,
Der Wohlfahrt und Gesittung Hort!
Und nun zum Jubelfest vereine
Dich, deutsches Volk, zum Dankgebet;
Sieh, wie im goldnen Maienscheine
Dein Land in Frieden blühend steht.
Kein Wort des Uebermutes schände
Der Friedensglocken frommen Ruf:
Erhebt in Andacht Herz und Hände
Zu ihm, der Sieg und Frieden schuf!
Gustav Herold.