Textdaten
Autor: Walther Kabel
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Titel: Zu Mantua in Banden
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aus: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1914, Erster Band, Seite 229–230
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Erscheinungsdatum: 1914
Verlag: Union Deutsche Verlagsgesellschaft
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Erscheinungsort: Stuttgart, Berlin, Leipzig
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[229] Zu Mantua in Banden. – Der Komponist dieses berühmten Andreas-Hofer-Liedes ist in Deutschland so gut wie unbekannt. In keinem Liederbuche findet sich sein Name. Überall wird die Melodie des populären Tiroler Freiheitsanges als „Volksweise“ bezeichnet. Dabei hat es der Dichter Julius Mosen[WS 1], unter dessen patriotischen Gesängen neben dem „Trompeter an der Katzbach“ in erster Linie das ergreifende „Zu Mantua in Banden“ zu nennen ist, nur der charakteristischen Melodie zu verdanken, daß sein „Andreas Hofer“ in kurzer Zeit zum echten Volksliede wurde.

Im Jahre 1846 entdeckte der im Zillertal in Tirol wohnende, noch jugendliche Organist Xaver Knebelsberger[WS 2] in einer ihm zufällig in die Hände geratenen Dresdener Zeitung ein mit „Andreas Hofers Tod“ überschriebenes Gedicht, dessen Inhalt ihn derart begeisterte, daß er sich sofort hinsetzte und es vertonte. Da das neue Lied überall bei den sangesfreudigen Bewohnern des Zillertales begeisterte Aufnahme fand, schickte Knebelsberger dem Dichter des Liedes, der damals als Dramaturg am Hoftheater in Oldenburg wirkte, eine Abschrift seiner Komposition mit entsprechender Widmung zu. Trotzdem Mosen sich nun eifrig bemühte, den Hofersang in Deutschland nach Möglichkeit zu verbreiten, wollte ihm dies nicht gelingen. Erst dem Komponisten Knebelsberger selbst glückte es neun Jahre später, das Tiroler Freiheitslied auch in den deutschen Gauen wahrhaft populär zu machen.

Knebelsberger hatte aus jungen, stimmbegabten Mädchen seines Heimatlandes eine Sängertruppe gebildet, mit der er 1854 zum ersten Male Deutschland bereiste. Die Zillertaler Sängergesellschaft machte glänzende Geschäfte. Ihre volkstümlichen Lieder, die unter Zitherbegleitung vorgetragen wurden, waren etwas völlig Neues. Knebelsberger selbst, der über einen gutgeschulten Baß verfügte, trug nun regelmäßig auch das Hoferlied vor und erntete damit stets stürmischen Beifall. Als guter Geschäftsmann ließ er in den Pausen von den Sängerinnen das Lied mit seiner Komposition unter dem Publikum verkaufen.

Bei seiner zweiten Reise im Jahre 1855 richtete er es [230] dann so ein, daß sein Weg ihn auch nach Oldenburg führte, wo der seit 1848 völlig gelähmte, aber geistig noch frische Dichter und Hofrat Julius Mosen lebte. Als dieser eines Morgens im Juni auf der Veranda seiner Wohnung saß, stellte sich Knebelsberger ohne jede vorherige Anmeldung ganz überraschend mit seiner Gruppe im Vorgarten auf und brachte dem kranken Poeten ein Ständchen dar, das er mit dem Andreas-Hofer-Sange eröffnete.

Mosen, von dieser Aufmerksamkeit bis zu Tränen gerührt, nahm Knebelsberger sofort als Gast in sein Haus auf, und zwischen beiden Männern entwickelte sich eine herzliche Freundschaft und später ein ständiger Briefwechsel, dem erst der am 10. Oktober 1867 erfolgte Tod Mosens ein Ende bereitete.

Knebelsberger selbst brachte es bis zu dem biblischen Alter von zweiundachtzig Jahren. Von seinen übrigen Kompositionen hat auch nicht eine die Volkstümlichkeit des Hofersanges erlangt.

W. K.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe auch auf der Wikipedia Julius Mosen
  2. Gemäß Wikipedia Leopold Knebelsberger