Vorwort >>>
aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. V–VIII
von: [[{{{AUTOR}}}]]
Zusammenfassung: {{{ZUSAMMENFASSUNG}}}
Anmerkung: {{{ANMERKUNG}}}
Bild
[[Bild:{{{BILD}}}|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[[Index:{{{INDEX}}}|Wikisource-Indexseite]]
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[V]
VORWORT.

Dieser zweiten auflage der zimmerischen chronik sind nur wenige worte vorauszuschicken, da die ergebnisse der untersuchung über die handschriften, den verfasser, die zeit der abfassung, die quellen und die sprache derselben erst dann ausführlich dargelegt werden können, wenn die chronik, welche in allen ihren theilen die belege dafür zu bieten hat, vollständig gedruckt vorliegt.

Die erste auflage ist im jahre 1869 in 4 bänden als publication 91 bis 94 des Stuttgarter litterarischen vereins erschienen und nur an die mitglieder desselben vertheilt worden. Auf diese weise in einer verhältnismäßig geringen anzahl von exemplaren gedruckt, konnte sie die starke nachfrage von seite der nichtmitglieder bei weitem nicht befriedigen, welche sich bald nach ihrem erscheinen kundgab, daher denn schon seit jahren das verlangen nach einem neudrucke ausgesprochen wurde. Dieser ist nunmehr möglich geworden, nachdem der litterarische verein im hinblick auf die große wichtigkeit des werkes in uneigennütziger weise auf sein eigenthumsrecht verzichtet hat, wofür ihm und insbesondere seinem praesidenten, herrn professor A. von Keller in Tübingen, auch von seite des herausgebers der gebührende dank dargebracht wird.

[VI] Die zimmerische chronik, das darf der unterzeichnete wohl sagen, hat seit ihrer veröffentlichung einen zahlreichen kreis warmer freunde und die ungetheilteste anerkennung ihres hohen wissenschaftlichen werthes gefunden, denn »vom frischen hauche volksthümlicher überlieferung berührt«, wie Uhland sich ausdrückt, hat dieses im 16. jahrhundert entstandene chronikwerk »den besondern vorzug, daß es nicht nur für den historiker im engern sinne des wortes von wichtigkeit ist, sonder auch für verschiedene andere beziehungen zur reichsten schatzkammer wird. Die culturgeschichte in ihren mannigfachen verzweigungen, so namentlich rechtsgeschichte und rechtsgebräuche, sage und volksmythologie sowie sprache, und hier wieder in besonderer fülle das sprichwort finden in ihm einen ungewöhnlich ergiebigen schacht« (Felix Liebrecht, Göttingische gelehrte Anzeigen 1869, s. 1299). »An das gerüste einer geschichte derer von Zimmern reiht sich eine darstellung der gleichzeitigen ereignisse, eine lebendige schilderung von personen und örtlichkeiten, geschichten anderer vornehmer geschlechter, aufzeichnungen über sitten und gewohnheiten, sagen, sprichwörter, lieder, gebräuche, volkswirthschaftliche, rechtliche und sonstige culturzustände, und zwar das alles in solcher fülle, daß ich in der that kein buch aus dem 16. jahrhundert kenne, welches so reich ist an interessanten einzelheiten, namentlich von culturhistorischem werthe« (Karl Braun, Während des Kriegs, 1871, s. 242). »Dabei sind alle die kleinen züge, welche in die erzählung der zimmerischen familiengeschichte eingeflochten werden, der art, daß sie die lectüre fesselnd, höchst anmuthig und ergötzlich machen« (Zarncke’s Centralblatt 1869, s. 1446), und dies in einem grade, daß, wie Gervinus (Geschichte der deutschen Dichtung, 5. Aufl. II, s. 532) sich ausspricht, »seit veröffentlichung dieser chronik die lachlust jenes zeitalters neue lebensvolle illustrationen erhalten hat, indem sie in absichtlicher systematik in den frühern partien vorzugsweise alte [VII] sagen, in den letztern mehr gespenster, spuk- und teufelsgeschichten, in den mittlern aber schwänke und schimpfliche historien als komische zwischenfälle zur ergötzlichkeit des lesers einstreut.« Sagt doch der chronist selbst: »Man muß zu zeiten den ernsthaften und leidigen fällen auch gute schwänk und andere possen anhängen, damit die handlungen durch einander vermischt und der leser gutwillig erhalten wird.« In gleicher weise urtheilen über den hervorragenden werth dieser chronik Wattenbach, Heidelberger Jahrbücher 1869, s. 595, Liebrecht, Germania 1869, s. 385, und Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte 1872, s. 291 und 350, Koberstein-Bartsch, Geschichte der deutschen Nationalliteratur, 5. Aufl. 1872, I, s. 413, und Birlinger, Theolog. Literaturblatt 1870, s. 519, und Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung II, s. 55, wo vorzugsweise auf die schätze hingewiesen wird, welche die chronik für die deutsche sprachwissenschaft birgt. Wie reich dieselben sind, zeigt die ausbeute, welche Lexer für sein mittelhochdeutsches handwörterbuch aus ihr geschöpft hat.

Diese neue auflage unterscheidet sich von der ersten durch zahlreiche verbesserungen, indem einerseits die schon im 4. bande verzeichneten sowie die seitdem entdeckten druck- und lesefehler berichtigung fanden, und anderseits der text für den leser insoweit verständlicher gemacht wurde, daß, wo die handschriften die vocale a, o und u statt ä, ö und ü haben, sofern der alte sprachgebrauch und die mundart keine einsprache erhob, an deren statt die umlaute gesetzt wurden. Außerdem hat der herausgeber an zahlreichen chronikstellen weitere erklärende bemerkungen oder verweisungen auf literaturbelege beigefügt, wobei hauptsächlich auch die seit der ersten auflage erschienene literatur berücksichtigung fand. Einen großen theil derselben verdankt er seinem freunde, herrn professor Liebrecht in Lüttich, welcher nicht blos in den »Göttingischen gelehrten Anzeigen« und in Pfeiffer-Bartschs [VIII] »Germania« höchst werthvolle erläuterungen zur chronik niederlegte, sondern ihm solche auch nachträglich mitzutheilen die freundlichkeit hatte.

     Strassburg, 22. März 1881.

Barack.