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Autor: Froben Christoph von Zimmern
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Titel: Diß capitel sagt von etlichen sachen, die zu Oberndorf sich verloffen, auch wie herr Wilhelm Wernher freiherr zu Zimbern ain landtgrefin von Leuchtenberg vermehelt.
Untertitel:
aus: Zimmerische Chronik Band 2. S. 607–621
Herausgeber: Karl August Barack
Auflage: Zweite Verbesserte Auflage
Entstehungsdatum: 16. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)
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Erscheinungsort: Freiburg und Tübingen
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Quelle: Digitalisat der UB Freiburg
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[607]
Diß capitel sagt von etlichen sachen, die zu Oberndorf sich verloffen, auch wie herr Wilhelm Wernher freiherr
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zu Zimbern ain landtgrefin von Leuchtenberg vermehelt.
Herr Wilhalm Wernher freiherr zu Zimbern hat wenig jar also zu Herrenzimbem [616] gehauset, do hat im sein brueder, herr Johanns Wernher, die stat Oberndorf, Wasneck, sampt den vier zugehörigen dörfern, mehr den
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kirchensatz und großen zehenden sampt den güetern und vischwasser zu Tuningen, auch dem halben tail aller großen zehenden zu Epfendorf, Bösingen, Ürslingen, Ramstain und Dalhausen kaufweis zugestellt. Umb die jar 1514 haben die edelleut vom Stain, der linia zugenempt von Staineck, das

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[608] schloß Schenkenberg, das burgstall Ürslingen mit dem Ramstain und ander zugehörde, auch das dorf Epfendorf ingehapt; sie hetten aber bei iren zeiten so übel haus gehalten, das Wolf Schweiniger[1] vom Stain seine güeter
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anzugreifen und zu verkaufen genottrengt wardt. Dieweil dann Schenkenberg vorhin der herrschaft Zimbern mit deren aigenthumb zugehörig und die andern güeter treffenlich wol und nahe gelegen, so understandt sich herr Wilhalm Wernher, das dorf Epfendorf dem Wolfen Schweninger abzukaufen.
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Er het auch ain namhafts daran bezallt, do het er von seinen geprüedern weder hilf oder trost, muest also ain solch treffenlich, schön, wol gelegen, guet dorf, das ime umb das halbtail und in halbem wert worden, faren lassen. Das, sampt dem schloß Schenkenberg, kauften die von
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Rotweil. Dieweil und aber solchs alles lehen, nemlich das dorf Epfendorf von den grafen von Sulz, sodann Schenkenberg mit seiner zugehörde von der herrschaft Zimber, handleten die von Rotweil mit graf Ruedolfen von Sulz, so der zeit stathalter zu Insprug, auch mit herr Johannsen
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Wernhern von Zimbern, mit beger, das sie baidt inen iezernempte schloß und dörfer aignen wellten. Nun het herr Johanns Wernher bei seinem brueder, herr Gotfridt Wernher, desshalben rat und entschloßen sich der antwort, waverr graf Ruedolf von Sulz Epfendorf aignen, wellten sie [sich][2]
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gleichergestalt auch nachpurlichen gegen inen erzaigen; vermainten nit, das graf Ruedolf dahin würde sich bereden lassen. Aber das bedenken fält dozumal; dann wiewol bemelter graf Ruedolf sonst für ain weisen, wolhausenden grafen wardt geachtet, so waren im doch die von Rotweil zu geschwindt.
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Die konten durch ein, genannt Gall Mocken, und andere sovil zuwegen pringen, das dem gueten grafen ain vel übers auch[3] zogen, mit listen hündergangen und sich bereden ließ, das er das herrlich, nutzlich dorf umb ain spott also hingab und aignete. Man sagt, es haben sich etlich diener und
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ambtleut in dieser sach wol gewermbt, die von denen von Rotweil wol gesalbet und bestochen, irem herren also gerathen haben. Als nun graf Ruedolf Epfendorf geaignet, wardt herr Johanns Wernher seins vertröstens ermanet. Der aignet inen Schenkenberg auch mit guetem willen, und dorft
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an dem ort kains salbens oder schmirbens. Damit wardt

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[609] der herrschaft vor Waldt aber ain feder entzogen, und ist des orts billich zu verwundern, das herr Wilhalm Wernher, der seinem stammen und namen wol zu hausen, auch so gar gelegne güetere zu kaufen gesint gewesen, dermaßen
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von seinen brüedern ist ohne ainiche hilf oder rath verlassen worden, das er des nutzlichen und schönen dorfs sich hat müeßen verzeihen und, was daran erlegt, alles verloren haben, zu dem sechen, das sollichs denen widerwertigen des zimbrischen geschlechts nach irem wunsch in
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die handt worden. Er hat gar nahe mer freuntlichs willens, dann bei seinen allernechsten, so im wenig mit sipschaft verwandt, befonden, insonderhait bei graf Eitelfriderrichen von Zollern. Der hat im allen vetterlichen willen erzaigt, hat sich sein auch, wamit er künden [619][4] angenomen und
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ine zu zeiten, wie die alten dann vor jaren ein sonder vertrawen zusamen gehapt, in schimpf, so sie bei ainandern gewesen, nur herr Panthleon[5] genannt. * [1319] Also sprach auch grave Christof von Werdenberg, wie herr Wilhelm Wernher das hofgericht zu Rotweil
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versahe: »Woher, herr nachrichter? wie soll ich sprechen, herr hofrichter?« Solche schimpfreden standen graf Christoffen über die maßen wol und holtselig an und kunts ime niemands zu unguet ufnemen. Aber hernach wolt graf Jos Niclas von Zollern solche libertatem und gratiam im reden
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auch nachthuen, aber es wolt ime nit abgeen und het kein ansehen, wolt sich vil mehr uf ain ironischen sarcassmum ziehen. Damit verdient er sich bei niemands wol. Er hieß das hofgericht zu Rotweil nur das gadengericht, den cammerrichter herr gadenrichter. *
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Gleichergestalt herr Gotfridt Wernher grave Ulrichen von Helfenstain auch dermaßen hieße maister Petter Drigle; so nampt grafe Ulrich herr Gotfrid Wernhern Johannes Valete. Ich hab auch ainest selbs gehört, das grave Philips von Hanow und graf Ludwig Casimir von Hohenloe
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ainandern seltzam namen gaben, es hieß graf Philips den von Hochenloe nur doctor Cirialx. In solchem vertrawen ist man ainest gewesen gegen ainandern, das kainer dem andern

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[610] solchs unfreuntlichen ufgenommen, und glaub aber, so es iezunder zu unsern zeiten beschehe, do die jungen gleich in angendem alter zu herren werden, es hettes kainer dem andern zu guetem.
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* [1413] Dises dorf[6] [Epfendorf] ist ainest der graven von Sulz gewest und hat zu Neckerburg gehört, ist hernach den edelleuten vom Stain zu lehen verlihen worden. Es hat alda drei maierhöf gehapt, die freihöfe gehaißen, haben dem gotzhaus Pettershausen zugehört. Und wiewol die
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grafen und dann die edelleut vom Stain, als inen das dorf zu lehen verlihen, ires gefallens haben gericht megen halten, so hat doch der abt von Pettershausen selbs oder seine anwäldt drei tag im jar, nemlich am liechtmessabent, am maiabent und an s. Martins abent, das gericht megen
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erfordern und besetzen; darzu hat er den grafen von Sulz oder den inhaber des dorfs auch laden sollen. [1414][7] Wann dann derselb kommen und ain federspill gehapt, hett man von den höfen dem hapich oder sperber ain schwarzen hennen geben und den hunden ain laib brot. Es het von
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langen jaren Hedwigis, ain herzogin von Schwaben, das almend zu Epfendorf der gemaind daselb umb Gots willen geschenkt, dessgleichen das wasser, den Necker. Derselb ist so frei gewesen, das auch die frembden und sonderlich, welche die vier schloß, Urslingen, Herrenzimbern, Harthausen
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und Schenkenberg, besessen, weil dise heuser noch in die pfarr gen Epfendorf gehörend, daselb ires gefallens vischen mügen, doch die visch nit hintragen, sonder zu Epfendorf in diser freihöf ainem essen sollen. Wann nun die, so also gefischet, in das dorf kommen und die visch süeden wellen,
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hat der mair uf dem ainen hof das salz geben müeßen, der mair in dem andern hof die pfannen oder kessel leihen müeßen, der drit mair aber, in dem man die visch essen wellen, hat das holz und fürnemlich guet, dürr holz geben müeßen. Wa er sich aber des gespert oder kains gehapt,
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habend die gest guet fueg und macht gehapt, ain sparren von dem haus zu nemen und die visch mit süeden. Dise höf seind auch so frei gewesen, was ain thetter begangen und in deren höf ainen komen, ist er gleich so sicher gewesen, als ob er in die kirchen kommen wer; und ob der,

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[611] dem der tetter etwas zugefüegt, denselben in diser höf ainem, darein er fluchtsweis kommen, mit gewalt hinauß ziehen oder sonst gewaltige handt an in legen welte, so ist der mair, der den hof besitzet, in zu beschürmen schuldig; wa
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aber der erst nit nachlassen will, so mag er im den kopf auf seinem hausschwelen abhawen und soll im drei heller uf das herz legen, hiemit hät er in gebüeßet und [ist][8] weiter darumb niemand nichs schuldig. * * [1414] Also hat es[9] auch ain abenteurlichen geprauch
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in ainem dorf, uf dem Schwarzwaldt gelegen, haist Schliengen, ist dem apt von S. Blasi gehörig. Daselbs, wann das jargericht umb Martini gehalten, so mueß dieselbig weil ain paur hünderm offen sitzen, in hutt und kappen und wol angethon, und haizt man darzwischen nach vorteil ein. Das
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beschicht jerlichs ufs jargericht. Waher aber der gebrauch also erwachsen oder was es soll bedeuten, das ist lenge halb der zeit vergessen und künden die einwonner dessen kain ursach anzaigen. * Nach solchem allem, als herr Wilhalm Wernher nach
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absterben seiner gemahl, der grefin von Lupfen, bei zwai jaren ungefärlichen in ledigem standt gewesen, wardt ime wider ain heirat angetragen, nemlich fröle Margreth vom Hag, grave Lenharts dochter. Solcher antrag beschach von graf Christoffen von Tengen, den man nun den großen
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grafen von Thengen nempt. Dem war kurzlichen darvor das schloß Thengen ußer sonderm unfahl oder unsorgsams hausen verbronnen, und sas der zeit zu Zell am Undersee; da enthielt er sich. Im waren die grafen vom Hag ganz nahe verwandt, derhalben bemüehet er sich in sonderhait
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in diesem heirat. Also verglichen sich herr Wilhalm Wernher und graf Christof, mit ainandern zum Hag zu reiten, das frölin zu besehen, auch den heirat zu beschließen, war umb s. Johanns tag im sommer im 1524 jar. Als sie nun hinab kommen, thette sich die witib, ermelts fröle Margreths
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fraw muetter, war ain landtgrefin von Leuchtenberg, zu herr Wilhalm Wernhern, gab im der gueten wort sovil, das er anders nit vermaint, dann es were vil gelts vorhanden, derhalben er sein gemüet und willen verendert; dann wiewol er der mainung hinabgeritten, mit dem frölin sich zu be-

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[612] statten, so wardt er doch von der muetter überredt, das er sie gleich name; und wiewol ire baid söne, graf Lassle und graf Leonhardt, insonderhait aber das fröle Margreth des heirats übel zufriden, nochdann muest man das ain
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sach und geschehen sein lassen. Also wardt gleich die hochzeit in wenig tagen zum Hag fürgenomen und gehalten. Es hett sich der hochzeit niemands versehen gehapt, und hetten weder graf Christof noch der preutigam mit claider oder mit ander notturft sich darzu gerüst. Aber zwen
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lecherlich bossen haben sich uf diser hochzeit, die der gedechtnus wol würdig, begeben; dann als uf den hochzeittag herr Wilhalm Wernher und sein gemahl, die von Leuchtenberg, für die kirchen zum Hag komen und durch den priester sollten eingesegnet werden, name ime herr Wilhalm Wernher
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für, so er von dem priester, wie dann gebreuchlich, befragt wurde, mit ainer dapfern, mannlichen stimme ja zu sagen. Wie er nun in solchen gedanken und indess ine der priester fragt, ob er sich zu seiner gemahl elichen verpflichten welle, sprücht er mit ainer solchen hochen und großen stimme
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ja, das menigclich sich darab verwundert und lachen wardt. Desselbigen dags war herr Wilhalm Wernher ganz frölich; es wardt den ganzen tag und auch den abendt nach dem nachtessen gedanzet, und hette sich der preutigam selbigs tags und abendts so vast mit danzen gebraucht, das man
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ime, wie er schlaffen geen wolt, mit großer müeh die hosen abbringen mogte. Dieweil es aber derzeit regenwetter und zimlich kalt, het man dem preutigam die stuben eingewermbt. Wie er nun sich nidergelegt, hetten die diener und bueben des preutigams hosen für den haißen offen gehenkt, umb
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willen, die wider zu trucknen; war aber von dem unsorgsamen und liederlichen gesündle übersehen, inmaßen, als der preutigam morgens ufstande, fande er seine hosen vor dem offen hangen, an denen war der latz die nacht abge[620]bronnen. Also muest man mit der kirchen und ander
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sachen warten, biß ain newer latz wider eingesetzt, und ward diese sach von iederman pro malo omine geschetzt und gehalten. Herr Walther von Geroltzeck, dem hernach das frölen von Stoffeln vermehelt, sprach, sie hetten ainandern beede betrogen; sie het irem herren ain won
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ufgethon und uf vil gelts vertröst, das hett sie nit gehapt, so het er hernach auch nit vil willens zu ir überkommen. Das frölin vom Hag, das herr Wilhalm Wernher sollte vermehelt

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[613] sein worden, belib hernach in ledigem standt biß an ir ende. Ir schwester, fröle [Maximiliana][10], ist graf [Carle][11] von Ortenburg hernach verheirat worden. Aber graf Lassla vom Hag[12] ist in zwaien jaren ungefärlichen nach dieser
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hochzeit in Italiam zu den kaiserischen hauptleuten zogen, ist er, wie man sagt, von seiner freche wegen von feinden gefangen worden, derhalben, als in kaiser Carle nit lesen wellen, hat er vom patrimonio die ranzon bezallen müeßen, ußer der ursach er nach seiner erledigung zum Franzosen gefallen,
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bei dem er in kürze auch in ungnad kommen. Darzu ward er von kaiser Carlen von wegen seins abfals in die acht declariert, der er doch, wiewol nit mit geringem uncosten, durch underhandlung des probsts von Walkirch, auch seins stiefvatters, herr Wilhalm Wernhers, und anderer seiner
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herren und freundt widerumb entlediget. Es hat ine ainer von Rabenstain bei kaiser Carle ußgebetten gehapt. Als er aber widerumb zu gnaden bei dem kaiser und haim zum Hag kam, konten sich sein brueder, graf Leonhart, und er nit vergleichen. Die unainigkait weret, so lang graf
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Leonhart lepte. Von desselben todt ist manicherlai gesagt worden, aber Gott waist die recht warhait; dann ain alter poet gesagt: »Fratrum quoque gratia rara est.« Graff Lassla hat sich verheirat[13] erstlich[14] mit marggraf Ernsten von Baden dochter, ir muetter war ain Rosenfelderin. Sie hat im aber
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wenig jar gelept, ist ohne kinder abgestorben. Hernach, wiewol im vil erlicher heirat in teutschen landen angetragen, so hat er sich doch mit ainer welschen grefin[15] zu Ferraria, ist des herzogen daselbst nahe bas gewesen, vermehelt, darauf mit großem pracht und seim bösten silbergeschier
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und clainottern in Italiam zogen. Die hochzeit ist zu Ferraria mit großer costlichait nach der Walhen prauch gehalten worden. Gleich baldt hernach ist er in unainigkait mit seiner schwiger kommen; die hat im vergeben, das er nit ohne sonderliche hilf Gottes und mit großer müe der
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arzet bei dem leben ist erhalten worden. Er hat weichen

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[614] müeßen, hat er anders nit in weitere gefar sich begeben wellen. Sein gemahl hat man im nit verfolgen wellen lassen, die ist in ain closter gangen, und in somma, der herzog von Ferraria selbs ist im spill gewest. Der hat graf Lasslan
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tanquam affinem in familiam adoptirt, cum etiam uxorem virginem multo ante nuptias gustaverat, quod sane bonus ille comes germanus prima facie non olfecit. Also ist er noch heutigs tags mit dem weib behenkt. Die lept noch im closter, und unangesehen das er ain ainziger seins
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geschlechts und auch seiner rechten erben schier ungewiss, so darf er sich doch bei derselbigen leben weiter nit verheiraten. Er hat mertails, was er in Italiam mit sich gefüert, pro arra müeßen dahinden lassen. Das bleibt noch alda in arrest; Got waist, wie lang. Als er noch in der
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declaration gewesen, davon hieoben meldung beschehen, und zum Hag nit kommen dörfen, hat er sich vil bei seinem vetter, graf Christoffen von Thengen, zu Werstain, auch bei seinem stiefvatter, herr Wilhalm Wernhern, zu Rotweil enthalten. Sein fraw muetter het domals ain überauß schöne
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edle junkfraw bei ir ußer dem Bayrlandt, [621] ain Armsdörfere[16], die hat ain kindt bei ime gehapt. Derselbigen soll er die ehe verhaißen haben, wie das die junkfraw hoch beteuret hat. Aber die sachen sein von ime in ain bedenken gezogen worden. Sie ist hernach gestorben im ellendt, der
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graf, so ir ursach darzu geben, lebt noch, so lang Got will, in aim standt und wesen, wie iezgehört, und zuversichtlichen werden die güeter zerstrewt und in mancherlai hende kommen. Also ist uf erden nichs bestendigs. Er hat hernach herzog Wilhalmen und volgends desselben son, herzog
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Albrechten von Bayrn, sich widersetzt und vil hochmuets und trutz bewisen. Hat damit herzog Albrechten verursacht, in fengclichen anzunemen. Und wiewol er anfangs mit 3000 gulden darvon kommen, iedoch wardt er zu Altenhoff zu München uf den Trumetterthurn gelegt; wolt er wider
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darauß, muest er 25000 daller geben. Es haben im die spaikatzen, in ansehung er sich vernemen lassen, er lige baß alda, dann im würtshaus, dörf kain zerung geben, außgerechnet, das er ain iedes essen in seiner gefenknus mit 70 dallern bezallt hab.
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* [1350] Grave Lassla vom Hag, als er das weib ver-

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[615] loren und wider in deutsche landt kam, do begab sich ein edle, schöne junkfraw im Bayrlandt gegen im in bulschaft. Sie war aines erlichen, alten geschlechts, ein Trenbeckin[17], het ain aignen sitz und schlössle, nit ver von Bayrettingen
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gelegen, und wie man glaublichen sagt, so hat er ir die ehe verhaißen, iedoch uf absterben seines eheweibs zu Ferraria, wiewol dieselbig noch nit im sinn zu sterben. Wer waist aber, ob ers erlebt? * * [1320] Es hat solche manier graf Lassles mit der
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Armbsdörfere kein ort gehapt, sonder er hat sich gleichergestalt mit ainer andern edlen junkfrawen im landt zu Bayern verstrickt, hieß die schön Lenore; deren soll er auch die ehe verhaißen haben und ir ain kindt bevolchen; aber do es an ain treffen gieng, do leugnet er auch und het nur uf
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die monstranz gehandirt. Was geschach aber? Es stande nit sonders lang an, er verheirat sich mit marggraf Ernsten von Baden dochter, von der Rosenfelderin here. Er hett sie etliche jar, das sie unberhaft. Also hett er hin und wider rath; zu letzst ließ er sich ein Juden bereden, der
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macht der gueten frawen ain drank, das sie kinden sollt, und wie man sagt, so ist es ain sollichs unlustigs, unsaubers gescheft gewest, weiß und zech, wie ain harz, das es abortum vil ehe sollt befürdert haben. Aber sie muests drinken und solt es ir den herzbendel haben abbrochen. Also in
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kürze darnach ward sie schwanger und fieng teglichs an zu grosen. Wie nun die ordenlich zeit kam, gepar sie ein thier, zugleich wie ain af. Das ist von edlen und andern frawen vilen besehen worden. Der graf wardt beschickt, erschrack und bekannt sein schuld weinendt, wie oblaut.
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Das laß ime ein ieder ein warnung sein und den bösen gaist, auch seinen aignen willen in sollichem sich nit verfieren! Wir haben in nechst vergangnem jar 1564 gar nahe ain gleichen fahl in unser landtsart gehapt, zu Hasenweiler, bei Wolfen Gremlichen. Derselbig in was großer strenge
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und hörte er und sein weib, die aine von Sürgenstain ist, sich gegen iren underthonnen erwisen, darvon were wol vil zu melden, aber es schaint sich ußer dem. [1321] Als in iezernemptem jar ain arme fraw, ir underthon, groß schwanger zu der frawen und irem junkern kommen, umb Gottes willen
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gebetten, dieweil sie so nehig, ir uf etlich tag mit dem

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[616] fronspinnen zu verschonen, hat der edelman in großem zorn gesagt: »Ich wolt, du brächtest ain felhe, das lief gleich uf die waidt.« Die arm fraw gieng ganz unmuetig von dannen, befalch sich Got. Was soll geschehen? In
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kürze hernach wardt der armen frawen wee, die gnad Gottes aber ist da, das sie ain schöns kündt gepürt. In derselbigen stundt da geniest auch des edelmans weib, war ain vergifts, böss thier, wie ain katz. So baldt es an die welt kompt, springt es darvon under die benk, das inen die weiber an
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fiengen zu fürchten. Der junker wardt eilends berüeft. Dem war auch nit gehewr darbei, aber außer ernstlichem vermanen und bit deren gegenwürtiger weibern, do muest er das monstrum selbs umbbringen, wie auch beschehen. Darbei und darmit vil ehrlicher weiber gewest, wiewol der
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edelman seinen leuten zum höchsten verbotten, meldung darvon zu thuen, dann er sich dessen übel schempt und vil darzu geredt wurt. Der allmechtig verleih im und uns allen, das wir unser leben und errata bössern! Gleichwol solche monstra oder missgeburten zu zeiten auch ußer andern ursachen
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fürkommen, wie das den gelerten und natürlichen erkundigern wol bewist, als bei wenig jaren graf Wilhelms von Sulz gemahel begegnet, die ain geschöpf geporen, nit ungleich ainem langen trauben, von mancherlai farben, iedoch ohne anichs leben und eins überstarken geschmacks; dessgleichen
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baldt hernach irer schwester, so graf Friderichen von Leonstain vermehelt, auch widerfaren, die hat zu Speir ein thier, wie ain igel geformiert, geporen. * * [1304] Es hat diser grave ain großen unwillen und ungnad, gleichwol nit umb so gar hochwüchtig sachen, bei
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dem haus Bayrn uf sich geladen, dess er wol het mögen entperen, sonder auch im zu hohen ehrn und gutem hett geraicht; dann offenlich hievon geredt worden, da er sich nur ein wenig etwas tesiger und wesenlicher gehalten, herzog Albrecht het im sein schwester Mechtildim vermehlet,
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die er hernach margraff Philliperten von Baden verheurat hat. Aber mit seiner widerspensigkait do hat er im selbs großen schaden und spott zugefüegt und dem herzogen ursach gegeben, nach der grafschaft Hag zu drachten, wie sie dann schon von haus Bayrn ußgebotten. Darumb, wie
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herzog Moritz von Sachsen, der curfürst, in vergangnen jaren ainsmals zu herzog Albrechten gen Dochaw kam, do zaicht der herzog dem curfürsten die wappenschilt und helm

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[617] gemalt der grafen und herrengeschlechter, so vom haus Bayrn abkomen, dergleichen auch was sonst von hohen geschlechtern im land zu Bayrn gesessen; die alle weren hin und abgangen, allain die zwai geschlechter Hag und
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Bern weren noch vorhanden, die giengen uf stelzen und würden auch bald zum größern haufen. Also stellen die großen herren und [1305] pottentaten nach den weniger, und der in seiner landtsart ein monarchiam will anstellen, ist von nöten, das er die wenigere und kleine güeter nit
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verschmach, sonder einziehe, was ime werden möge. * * [1506] Es hat im auch nit ain klainen ungunst gemacht bei Bayrn, das er mit margraff Cristoffen von Baden zu Augspurg uf dem reichstag anno 1559 also gestutzt, welches so hart angangen und durch den graffen so nedisch
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gepraucht, das man vermaint, es solte dem margrafen sein leben haben gestanden. Herzog Reinhard, der pfalzgraf, hat ain solchen misfal und verdruß darab empfangen, das er mit der klingen an den grafen gewellt, ist aber von den umstender hinderhalten worden. *
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Es hett herr Johanns Wernher freiherr zu Zimbern bei seiner regierung die pfarr zu Oberndorf aim Rotweiler verlihen, genannt maister Hanns Spretter. Der war ain stolzer, hochmüetiger und übel condicionirter mentsch. Im ward durch sein Iehenherren, herr Johanns Wernhern, vil durch
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die finger gesehen. Wie baldt aber herr Wilhalm Wernher die herrschaft der statt Oberndorf und der zugehörigen dörfern zu handen prachte, wolt im der selb gnow ufsehen, dann der pfarrer dozumal wenig in Oberndorf, sonder den merertail zu Rotenmünster; da het er ain closterfrawen an
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im hangen. Das trib er so lang und vil, das die von Oberndorf darzu redten und sich dess beschwerten. Darumb, als der zeit herr Wilhalm Wernher die under pfarrkirchen zu Oberndorf jenet dem Negker bawen wollte und durch sein pfarrer den ersten stain mit ainer solennitet
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legen lassen, mueste das durch ain andern und namlichen den pfarrer zu Sulz beschehen. Sollich unwesen nam herr Wilhalm ganz hoch[18] uf, wolt das dem pfarrer nit zugeben, ließ in mermals warnen und bitten, abzusteen und sein pfarr zu versehen. Es half aber alles nit. Derhalben
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verfolgt er in erstlich vor denen von Rotweil und vermaint,

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[618] seitmals der pfaff ein Rotweiler, er sollte darvon gewisen werden. Das wolt aber auch nit beschehen, dann er zu Rotweil seer verfreundt, und wolt den pfaffen niemands beißen, sonder er wardt ie lenger ihe hochmüetiger.
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Derhalben nam im[19] herr Wilhalm Wernher für, den pfaffen seiner unschick halb zu Costanz vor dem ordinario zu verclagen, als er auch thett. Er begab sich desshalb in aigner person geen Costanz, und wiewol im daselbst vil zugesagt, iedoch konte er in der thatt nit speurn, das sich der pfaff darumb
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etwas wolte bössern. In der rais geen Costanz, wie herr Wilhalm Wernher über den Bodensee für und der see ganz ungestim war, sprücht herr Adrian Dornfogel, so dannzumal pfarrer zu Mösskirch, ganz ernstlich, dieweil im uf dem wasser nit gehewr: » Ach, gnediger herr, was setzen ir ewer
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leben uf ain sollichs helzle!« Damit mainet er das schiff. Es wardt diser redte hernach vil gelacht, dieweil die außer großer forcht beschehen. Wie aber nun am pfaffen zu Oberndorf kein warnung oder nichs helfen, ließ im herr Wilhalm Wernher ußer rath seins brueders, herr Gotfridt
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Wernhers, durchs haus laufen. Im wardt der wein außtrunken, die silberin becher, gleser und anders zerschlagen. Der pfaff entlief, kam geen Rotweil. Daselbst understande er sich, ain große tragediam[20] anzurichten, aber es felet im, dann die Rotweiler wolten sich der sachen nichs gegen
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herr Wilhalm Wernhern annemen, allain gegen denen dienern, die dem pfaffen also zu Oberndorf hausirt, hetten sie sich entschlossen, [622] die ernstlichen, wa sie bedretten, zu straffen. Solichs trib allain der alt Freiburger. Damit aber die diener und ander, so der sachen verwandt, ußer
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der unsicherhait, vereret herr Wilhalm Wernher bemelten Freiburger haimlich mit aim schilling guldin. Der wust allen handel abzustellen. Dieses hab ich alhie darumb gemeldet, das zu sehen, wie in den stetten die großen Hannsen in empter, als burgermaister und andere, mit aim kleinen
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abzufahen und damit ain vil größers mag erspart werden. Und hiemit ward der handel gericht, und resignirt der pfaff die pfarr. Derselbig unlangs hernach verheirat sich mit der nonnen von Rotenmünster; hat volgends noch vil jar gelept und ist letzstlich under denen von Rotweil gestorben.
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In zeit und weil herr Wilhelm Wernher[21] die herrschaft

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[619] Oberndorf ingehapt, ist anno 1522 ain bettler, ein rutscher, in aim karren geen Bochingen gebracht worden, wie dann gepreuchlich, das solliche und dergleiche bresthaftige leut von aim dorf und flecken zum andern gefiert werden.
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Derselbig rutscher oder lam man war daselbs bei aim mair übernacht. Dem stall er bei nechtlicher weil etlich patternoster und gelt. Morgens wardt er geen Oberndorf für die kirchen gefiert. Indess wurt der mair zu Bochingen seins gelts und anders, das im der entwert, manglen. Der volgt
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im nach geen Oberndorf, schreit dess recht über den rutscher an. Man fieng den rutscher; der wardt besucht, und wie der mair anzaigt, dasselbig wardt alles [bei][22] im gefunden und dem mair wider zugestellt. Er aber ward in die gefengknus gefüert und übernacht darin enthalten. Des
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andem tags ließ herr Wilhelm Wernher sein schulthaißen, den alten Conradten Vogeln, zu ime über die gefengknus geen. Der ließ sich sovil merken, waverr er nit güetlichen, was er für böse stuck gethon und uf sich selbs wiste, bekennen, würde er dessen seins undanks gewisen werden.
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Der rutscher gab antwurt, es bedörfte kains peinlichen fragens gegen ime, sonder er sollte nur des andern morgens wider zu im komen, wellte er frei und ohne allen zwang, sovil im bewist, eröffnen. Damit schied der amptman selbigs tags von ime ab. Nun het herr Wilhalm Wernher vor
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etlichen tagen ain haufen pauren von Altoberndorf irer vollen weis und unschick halben zu Altoberndorf gefangen gehapt; die het er hernach wider außgelassen, und hetten in der gefengknus, darin bemelter rutscher lag, ein großen block ufgericht, damit sie megten zu ainem schrang oder
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fenster ußhin sehen. Diesen behelf des ufgerichten blocks nam der rutscher in der gefenknus zu aim vorthail an; villeucht wust er mehr uf sich selbs, dann er getrawte zu geniesen. Darumb in der nacht oder in aller früe knüpft er sein girtel an den block und hankt sich also sitzend oder
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ligendt. Wol zu achten, es hab der bös genius und feindt mentschlichs geschlechts sein behelf auch darzu gethon und alle befürderung geöffnet. Des morgens kam der ambtman mit seinem diener, do befindt er den gefangnen erworgt und todt sein. Also uf befelch der herrschaft wardt der
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leib dem nachrichter verantwurt und an gewonlichem ort

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[620] verbrennet. Also in aller handlung, wie der nachrichter den todten ußzoge und verbrennen wolt, do befandt er, das dem rutscher hiervor alle vier abgeschlagen und uf aim radt gelegen war. Got waist, wie er domals mit dem leben
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darvon kommen oder was er misshandelt, aber wol zu vermerken, seitmals er die pein des rads hüevor versucht und villeucht weiter über sollichs schuldig gewesen, er hab im darumb selbs den todt angethon und sollicher unmentschlicher pein und marter weiter und mehr nit erwarten wellen.
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* [1426] Bei wenig jaren ist zu Schrobenhausen im land zu Bayrn ainer diebstalls und ander begangner beser stuck wegen gefangen worden. In zeit seiner gefengnus hat er esen und drinken, was er künden, hinder sich behalten, und da er mit speis und trank uf etliche tag gefast,
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do hat er sich mit ainem geflochtnen stro also erhenkt, das er doch lebendig bliben und vom stroen sail hat kommen künden. Wan er gewolt[23], so hat er sich also starrend auch erzaigen künden und mit allen ander sachen bewisen, das in der nachrichter geschetzt hat todt sein. Derhalben er
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etliche tag in der gefengknus noch gelassen worden, in der weil im nichts zu essen geben worden; iedoch hat er sich nichts destoweniger an seiner behaltnen speis wol behelfen mögen. Nach verscheinen etlicher tag do hat in der nachrichter herauß getragen und in ain faß gethon, dann man
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inne verbrennen wellen. Mitler weil aber der nachrichter seinen gescheften nachgangen, do hat sich der dieb userm faß gethon und darvon gemacht, doch zuvor das fas widerum mit allerlai, so im bei der hand gewest, zugefült. Als der nachrichter das faß zu der richtstett gepracht und den
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cörpel nit darein gefunden, do hat menigclichem nit anders vermaint, dan der bess gaist hab in hingefürt, ist auch also darfür gehalten und weit und brait für ain wunderwerk hin und wider ußgeschriben worden. Wie aber ain alts sprichwort und das sich oft war sein erfunden, »was gehenkt soll
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werden, das ertrinkt[24] nit gern,« das beschach aldo mit dem auch. Es stand nit ain halbs jar an, diser dieb ward nit feer von Strubingen abermals am diepstal ergriffen und peinlich gefragt. Do bekannt er under ander, wie er zu Schrobenhausen[25] hievor wer mit dem leben darvon kommen,

1 [621] wie obgehert. Also sahe im die oberkait neher uf die eisen und für recht gestellt, beclagt und entlichen mit dem strang gericht, nach seinem wolverdienen. *



  1. Schweininger] d. i. Schweninger.
  2. [sich] ergänzt.
  3. auch] d. i. aug.
  4. 619] auf s. 617 und 618 stehen die wappen von Zimmern und Leuchtenberg, sowie die abbildung eines gefässes mit zierblumen.
  5. Panthleon] d. i. Pantaleon; der hl. Pantaleon war arzt und märtyrer; vgl. über ihn das gedicht Konrads von Würzburg »Pantaleon«, in Haupts Zeitschrift VI, 193—253; s. noch Liebrecht, Germania XVIII, 182.
  6. Dises dorf] dieser absatz ist vollständig abgedruckt durch Uhland in Pfeiffers Germania IV, 90—91.
  7. 1414] durch verweisung von anderer hand.
  8. ist] dürfte zu ergänzen sein.
  9. Also hat es] bis anzaigen [unten z. 18] ist abgedruckt durch Uhland in Pfeiffers Germania IV, 93.
  10. Maximiliana] ergänzt, die hs. hat eine lücke.
  11. Carle] gleichfalls ergänzt.
  12. Hag] über graf Lassla und die grafen vom Hag überhaupt s. Hund, Bayrisch Stammen Buch (1613) s. 52 — 68; Otto Titan von Hefner, Bayerischer Antiquarius II, 73—103.
  13. sich verheirat] die chronologie in der folgenden erzählung über graf Lassla ist unsicher.
  14. erstlich] hs. ernstlich.
  15. welschen grefin] sie hieß Emilia und war des geschlecht de Püs und Carpi; s. Hund, Bayrisch Stammen-Buch (1613) s. 67.
  16. Armsdörfere] wohl Amelstorfer; s. O. T. von Hefner a. a. O. II, 248.
  17. Trenbeckin] der gewöhnliche name dieser familie ist Trenbach.
  18. hoch] hs. hoff.
  19. im] hs. in.
  20. tragediam] hs. tragiediam.
  21. Wernher] hs. Wernhern.
  22. bei] fehlt in der hs.
  23. gewolt] hs. gewält.
  24. ertrinkt] ertrint.
  25. Schrobenhausen] hs. Strobenhausen.