Zimmerische Chronik/Band 1/Kapitel 43

<<< Kapitel 43 >>>
aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. 238–245
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[238]
Wie herr Johanns freiherr von Zimbern Wildenstain von künig Ruprechten bekommen, doch sich zuvor mit etlichen, so ansprach daran zu haben vermaint, vertragen müeßen.
Nach abgang kaiser Karoli, des vierten des namens,
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bei welchem, wie gehört, herr Johanns freiherr von Zimbern in großem ansehen gewesen, kam an das römisch reich teutscher nation sein [A110a] eltister son, könig Wenzeslaus zu Behem. Der ward von wegen seins liederlichen, unsorgsamen regiments und das er des reichs beschwerden, ob-
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und anligen wenig achten thete, von denen churfürsten aus verwilligen gemainer stende des römischen reichs, auch königclicher wierde zu Behem, wie man zalt nach Christi unsers lieben herrn gepurt ain tausendt und vierhundert jare, entsetzt und auf bemelte zeit phalzgrave Ruprecht bei
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Rhein, churfürst etc., zu römischem könig erwelt. Diser from, loblich könig regiert das [150] reich zehen jar in gutem friden und ainigkait, bei dem herr Johanns freiherr zu Zimbern, gleicherweis wie bei kaiser Karolo, ain große gnad erlangt. Ehe und zuvor hochgedachter könig Ruprecht an das rich
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kam, sonder noch in churfürstlichem stande, hat er hern Johannsen von Zimbern, auch seinen lehenserben, aus besondern gnaden das halb thail des schlosses Wildenstain an der Tanaw, welches dozumal der Pfalz zustendig, mit aller zugehörde zu rechtem mannlehen verlihen, welches beschehen
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anno domini ain tausendt drewhundert achtundneunzige, und das ander thail in amptsweis zu verwalten eingeben und bevolhen, auch in zu ainem diener bestelt, auch mit ainem eerlichen dienstgelt versehen etc. *[1228] Es ist zu wissen, das es zu Wildenstain an der
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Tonaw vor jharen zwai schlösser gehabt, zugleich wie auch Falkenstain, das ober schloß und das under, welches iezund ain burgstall und gar zerbrochen. Ist vor jharen lehen gewesen von der churfürstlichen Pfalz; wie es aber darvon kommen, oder ob das geaignet, mag man diser zeit
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gründtlichen nit wissen. * Im zehenden jar hernach, namlich anno domini ain tausendt vierhundert und zehne, hat der hochloblichst könig Ruprecht die schuld der natur bezalt. Nach im hat die Pfalz als ain churfürst sein eltester son, pfalzgrave Ludwig
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im bart, regiert, von dem herr Johanns von Zimbern Wildenstain [A110b] sampt seiner zugehörde, zu gleicherweis wie

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[239] von könig Ruprechten, zu lehen empfangen. Demnach aber gedachter herr Johanns von Zimbern in besondern gnaden bei der Pfalz vil jar gewest, insonderhait bei iezgemeltem pfalzgrave Ludwigen im bart, hat sich in wenig jaren
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hernach zugetragen, das villgedachter pfalzgrave Ludwig im, auch allen seinen eelichen leibserben, Wildenstain sampt seiner zugehörde aus gnaden geaignet hat, welches auch hernach zu lehen nit mer empfangen worden, und ist solchs im jar nach Christi unsers hailandts gepurt ain tausendt
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vierhundert fünfzehne durch underhandlung herrn Engelharts freiherrn von Weinsperg zu Haidelberg beschehen. Es haben aber etlich herrn und vom adl, auch die stat Rotweil, an bemelt schlos Wildenstain und sein zugehörde ansprachen und forderungen gehabt, als namlich her Petter
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und herr Wolfram, gebrüeder, freiherren zu Höwen, grave Eitlfritz von Zollern, herr Hainrich von Geroltzegk, Jörg und Caspar Greter. Mit denen allen, so ieder ain thail oder gerechtigkait von der Pfalz an bemelt schlos zu haben vermaint, sich oftgedachter herr Johanns freiherr zu Zimbern
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vertragen und die vermög der verträgs- und kaufbrieve unclagbar gemacht. Nu hat Hanns Conradt von Bodman, ritter, auch ain ansprach an den halben thail des schlosses Wildenstain und dorfs Lübertingen zu haben vermaint, derhalben er understanden, die sachen dahin zu bringen, damit
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im derselbig thail zugestelt und an sich zu lösen vergunt wurde. Als aber herr Johanns von Zimbern im solchs ungern gestatten, seind desshalben baide thail für [A111a] herr Jacob truchseßen von Waldtpurg, ritter, landtvogt in Schwaben, komen, der hat sie güetlich vertragen, und als hernach
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etlich misverstend under inen widerumb entstanden, haben baide partheien Hannsen Gremblichen den eltern als [151] obman in ernemptem span mit andern verordneten vom adel zu setzen, rechtlich zu sprechen, erpeten. Die haben getrewlich in der sachen, aber unverfenglich, gehandlt, also
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das zu letst ain tag geen Überlingen angesehen worden, uf welchem gedachter herr Johanns von Zimbern und Hans Conradt von Bodman, von disen[1] hernach benennten: Egon von Reischach zu der Scher, Hannsen vom Sal, Frischhannsen von Bodman, Jacob Hertern, Merken von Hausen,
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Ulrichen Greinern, burgermaistern zu Überlingen, und andern,

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[240] inmaßen hernach volgt, gericht und vertragen worden, namlich das herr Johanns von Zimbern Hannsen Conradten von Bodman das halb thail des schlos Wildenstain und des dorfs Lübertingen übergeben und zustellen solle, dargegen
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mög herr Johanns von Zimbern nach absterben Hanns Conradts von Bodman bemelt thail am schlos Wildenstain und dorf Lübertingen wol wider an sich lösen, zu welcher zeit im gefellig, mit sechshundert und sechzig guldin in gold, welcher losung im, herrn Johannsen von Zimbern,
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obgenannts von Bodmans erben und nachkomen one alle hindernus und eintrege gestatten sollen. Disen vertrag, wie gehört, haben baide thail mit willen angenomen, und in wenig jaren hernach ist Hanns Conradt von Bodman, ritter, gestorben, also hat herr Johanns von Zimbern des
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abgestorbnen von Bodmanns erben obbemelte suma gelts erlegt und dergestalt das schlos Wildenstain sampt Lübertingen dem dorf und aller zugehörde im und allen [A111b] seinen erben für ledig, frei und aigen überkomen. König Ruprecht hat im ersten jar seiner regierung,
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anno domini ain tausendt und vierhunderte, die chur- und fürsten, auch gemainclich alle stend des reichs, in ansehung der untreglichen beschwerden, auch manigfaltigen empörungen, so durch unfleis könig Wenzeslai im reich entstanden, geen Augspurg beschriben. Disen reichstag haben den
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merer thail chur- und fürsten, gaistlich und weltlich, auch graven, freien, herrn und vom adl dem römischen könig, welcher mit großem bracht aigner person dahin ankomen, zu ern und schuldiger phlicht besucht. Was nu alda gehandlt, findt man in historiis. Under andern graven und
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freien ist herr Johanns von Zimbern, der dann ain besondere gnad bei könig Ruprechten gehabt, wie obgehört, auch dahin geriten. Do hat im hochgedachter[2] könig von denen reichsstetten, als Costanz, Überlingen, Buchhorn, Ravenspurg, Sant Gallen, Lindaw, Wangen, Rotweil, Pfullendorf,
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Isni, Kempten, Biberach, Leutkirch, Memingen[3], Buchaw und Kofbeüren, gewonliche huldigung, phlicht und glüpt von wegen und in namen Irer Majestat zu emphahn abgevertiget, wie dann solchs zwai königcliche mandaten, gleichlautende, die im desshalben under dem königclichen insigel zu [152]
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ainem credenz gegeben worden, ausweisen. Es hat auch

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[241] gedachter herr Johanns der stat Pfullendorf zwo freihaiten[4] von könig Ruprechten auf bemeltem reichstag erlangt, namlich das sie offen und verschriben ächter in ir stat, doch auf recht, one eintreg und verhinderung menigclichs,
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enthalten mögen, und sollen die ächter, so alda von iren widersächern betreten, recht vor dem stattaman und gericht, [A112a] wie sich gepürt, nemen und geben. Die ander freiheit ist, das die von Pfullendorf, so ire burger oder hinderseßen für hove oder andere landtgericht geladen werden,
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mügen dieselben iederzeit wider abfordern, soverr der oder dieselben vor aman und gericht zu Pfullendorf des rechtens seien. Dergleichen freihaiten hat obgedachter herr Johanns freiherr zu Zimbern für sich und sein geschlecht hernach von kaiser Sigismundo, der im auch gar gnedig gewesen,
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auf dem concilio zu Basel anno domini ain tausendt vierhundert vierunddreißige erlangt. Es ist künig Ruprecht gleich im andern jar seiner regierung, die kaiserliche kronen zu Rom zu empfahen, auch Italiam widerumb zum reich und in gehorsame zu bringen,
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willens gewesen, darzu er nit wenig von denen Florentinern, die steetigs von herzog Galeatio von Mailand überfallen wurdent, mit verhaißung ainer großen suma gelts, inen hilf zu bewisen, bewegt wardt. Es hat auch bemelter könig Ruprecht, und nit unpilich, ain besondern unwillen zu
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obgesagtem herzogen Galeatio gehabt, von wegen das der herzog [A112b] könig Ruprechten durch ain medicum vergeben hat wellen, dann er besorgt, könig Ruprecht wurd das herzogthumb Mailand wider zum reich zu bringen sich understeen, welches vom könig Wenzeslao oft gemeltem
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Galeatio umb ain hundert tausendt ducaten vor etlichen jarn verkauft und zu lehen verlihen worden. Aus solchen und andern beweglichen ursachen hochgedachter könig Ruprecht, sampt chur- und fürsten, sich entschlossen, mit großem ernst ain merclichen zug in Italiam fürgenomen hat. Mit
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im sein gezogen der erzbischof von Cöln, der bischof von Speir, herzog Lupolt von Österreich, herzog Hainrich von Bayern, der marggrave von Brandenburg und vil ander fürsten, gaistlich und weltlich, auch ain mercliche somma grafen, freien, herrn, ritter und knecht, under denen auch
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grave Friderich von Zollern und herr Johanns freiher von

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[242] Zimbern gewesen. Nu kam der römisch könig mit aim solchen treffenlichen zeug, dergleichen bei kainem römischen könig in vil jaren nie ersehen worden, bis geen Trient, volgendts bis für Brixen, welche statt dozumal herzog Galeatio zustendig. Aber
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seitmals die ankunft könig Ru[153]prechts in Italia etwas später und langsamer, dann sich menigclich versehen, warde herzog Galeatio, welcher dem könig widerstand seinem pesten vermögen nach ze thun sich underfienge, weil, sich zu risten und zu sterken. Und als auf ain zeit ain hart treffen zwischen
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könig Ruprechten und herzogen Galeati obristen beschehen, hat sich begeben, das das glick domals auf der Walhen seiten sich dermaßen erzaigt, das die Teutschen, welcher ordnung zertrent, weichen muesten, derhalben der könig mit dem ganzen haufen widerumb hinder sich auf Trient geruckt.
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Aber seitmals graf Fridrich [A113a] von Zollern und herr Johanns freiherr von Zimbern, welche vor etlichen jarn von kaiser Carolo dem vierten zu ritter geschlagen waren worden, wie obgehört, die aber die ritterschaft nur halber und an der ainen seiten bisher gefüert, hat hochgedachter
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könig Ruprecht, von wegen das sie sich für andere ritterlich und wol in bemelter schlacht vor Brixen gehalten, sie baid noch ain mal zu ritter geschlagen, wie sie auch baide hernach den ritterstand ir lebenlang gefüert. Demnach aber der krieg könig Ruprechts sich unglicklich
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angelassen, zogen der erzbischof von Cöln, auch herzog Lupolt von Österreich nit mit ainer geringen anzaal zu ros und zu fueß widerumb in deutsche landt, derhalben könig Ruprecht, als er ganz schwach im feldt, enderet er sein fürnemen, diser zeit die kaiserlichen cronen zu Rom vom bapst
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Bonifacio zu entpfahen, und nach vil pratiken und anschlegen, damit er den bapst, Florenz und Venedig auf sein parthei zue bringen sich understanden, und aber die untrewen Walhen im täglichs untrew, wie ir gewonnhait, erzaigten, thete er als ain weiser könig, zoge mit dem überigen haufen widerumb
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in deutsche landt. Wie aber hernach der krieg zwischen den Florentinern und dem herzogen Galeatio von Mailandt verricht, ist von Platina[5], Blondo und andern historiographis der lenge nach beschriben worden[6].

1 [243] * [1516] Es schreibt der alt burgermaister von Horb, genannt Besenvelder, das der loblich könig Rupprecht ain herr sei gewesen ganz milt und voller tugenden, auch ain könig one gallen und arich. *

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* [1387] Es ward diser loblich und frum künig in seiner rais in Italiam und geen Rom höchlichen verhündert, das er seines undanks sampt seinem kriegsvolk muest ungeschafft widerumb herauß in deutsche land ziehen, und pracht weder der künig oder seine leut vil gelts hermit; hetten sich also
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übel verzert, das man vom künig hieausen ein liedt machet, schreibt herr Jacob von Künigshofen, und man sang:
Goggelmann ist kommen,
Er hat ain lere deschen bracht,
Das handt wir wol vernommen[7] etc.
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* [1323] Als der loblich könig Ruprecht in Italia im abzug gewest und mit seinen reutern und anderm kriegsvolk widerumb nach Teutschlandt geraist, do hat er zwen vom adel underm haufen gehapt, waren seltzam vögel, wie dann manich seltzams kindt an denen orten zusamen kompt;
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und wie man sprücht, das gleich und gleich sich gern zusamen geselle, das beschach da auch. Der ain war ain Gronawer, der ander hieß der Beringer. Wie sie nun mit anderm kriegsvolk, das sich uf all straßen het ußgethailt, heraußkommen biß geen Tinzen in Pünten, bliben sie
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etlich tag alda stil ligen, um außzurasten[8]. Mitler weil haben sie uf ainen abent mit ainandern gespilt und im spill soverr fürgeschritten, das der Beringer auch sein harnasch und das ross in die schanz geschlagen und verloren, darab er ain sollichen unmuet genommen und in ain solche verzweiflung
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gefallen, das er den bösen gaist umb hilf angerüeft und also dieselbig nacht in seinem namen ist nidergangen. Sie sein baide in ainem bet gelegen, und wie sie entschlafen, ist dem Beringer aigentlichen im schlaf fürkommen, wie er in Frankreich zu Pareis in des königs kapellen, da sei ain hocherhept
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grab, mit ainem guldinen duch überdeckt und vier guldin leuchtern an den vier orten, mit brinenden kerzen umbgeben; do haben im die leuchter so wol gefallen, das er vermaint, alles seins unfalls und verlusts wider megen einkommen, waverr er nur deren ainen künt darvon pringen, derhalben
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er die gelegenhait nit hingeen wellen lassen, sonder hab

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[244] derselbigen leuchter ein zu sich genomen und damit für die capellen herauß gangen. Do hab er sein ross gesatlet und gezeumpt gefunden, darauf er gesessen und in eil darvon geritten; er sei aber nit weit für die statt hinauß kommen,
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do haben im ein großer haufen leut zu ross und zu fueß nachgeilt und sich understanden, im den leuchter widerumb abzujagen, denen er mit seinem raub zu entrinnen sich höchlichen beflissen; sei so gar genottrengt worden von allen orten her, das er durch ain hochgericht, ja under ainem
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gerichten mentschen zwischen seinen bainen hindurch hab müeßen hinreiten. Wie aber dasselb beschehen, do hab in der hangend mentsch mit den schenkeln gehept und also beschlagen, das er seines undanks bleiben must[9] und nit weiter kommen kinden; dardurch seien die nacheilenden so
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nahe zu im kommen, das in im schlaf nit anders bedeucht, dann derselbigen einer werf im ein beihel in rucken mit sollichem schmerzen, das er über sein ross abfall und im der leuchter entpfall; den nem derselbig wider zu handen und reit darmit darvon. Wie im sollichs, als iez erzellt,
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getraumpt, do hat er im schlaf ein sollichen unmentschlichen schmerzen befunden, das er darab erwacht und überlaut hat anfahen zu schreien, darvon sein gesell, der neben im im bet, und ander in der cammer erwachten. Es stunde auch menigclich uf in der herbrig, und lief man mit liechtern zue.
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Do hat er mit ainem jemerlichen geschrai und großem schmerzen sein traum erzellt und was ime im schlaf traumendt begegnet, hat sie damit das beihel, so im noch im rucken gesteckt, sehen lassen. Das bet ist aller voller schweiß gewest, darab sie alle nit wenig erschrocken; haben das
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beihel gesucht und, wie er inen gesagt und das gezaigt, warhaftigclichen also funden. Uf sein begern ist nach ainem priester geschickt; der hat in zu beicht gehört, auch mit den hochwürdigen sacramenten versehen, und ist darauf in wenig stunden mit großer rew über seine sündt gestorben
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und zu Tinzen in der pfarrkirchen begraben worden. Wie [1324] wol nun dise geschicht bei vilen ein schlechts ansehen und für ungleublich mag geachtet werden, iedoch so ist ain sollichs dem bösen gaist nit unmüglich, sonder, da ain mentsch so ruchlos und den bösen feindt in sein hilf
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berüeft, was wunders sollt es sein, ob schon der allmechtig

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[245] von ainem sollichen sein barmherzige handt abthuet und dem bösen feindt verhengt? Es wer kain wunder gewest, da schon der bös gaist ine gar het hingefüert, woverr der güetig Got ine nit hett so väterlichen an seinem letzsten
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ende wider zu gnaden wellen kommen lassen. Das aber der bös gaist ainem schlafenden mentschen treum insenden und betrügnus fürgeben könde, das bedarf keines erweisens. Es ist sich auch diser geschicht nit so hoch verwundern, so wir bedenken, was unmüglicher sachen anzusehen bei
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unsern lebzeiten sich begeben. Man findt im buch vom hailigen gral[10] vast ain gleichförmige historiam, die dem loblichen könig Artusen von Brittania begegnet sein soll, als derselbig die abentheurliche capell sant Augustins im weisen forst in Brittannia besuchen wellen, die doch domals anders
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nicht, dann ohne alle geferde, hat könden gefunden werden. * * [1486] Also finden wir glaublichen, das der gros kinig Dagabert von Frankreich einest im schlaf verzuckt und im gaist von etlicher missethaten wegen mit ruten gestrichen worden, welche straich volgenden morgens an seinem leib
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noch erscheinen, wie man dessen noch ein urkundt hat im stift zu Weisenburg, den bemelter könig gestift[11]. Solchen brief soll Dagobertus mit eigner hand geschriben und die that frei bekannt haben, wurt noch heutigs dags bei ander klinodien und reliquien behalten. Und von disem
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Dagoberto sollen die schlösser Dagxspurg, Dachstain und Dachstul iren namen bekommen haben; insonderhait aber die mechtigen und fürnemen grafen von Daxspurg, die auch römisch bäpst[12] haben vor jaren geben, sagt man, von den fränkischen königen, bevorab aber von disem könig
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Dagoberto, abkommen und entsprungen sein. *



  1. disen] hs. disem.
  2. hochgedachter] hs. hochgedachster.
  3. Memingen] hs. Menningen.
  4. zwo freihaiten] die eine am sonntag, die andere am abend vor Mariae himmelfahrt 1401, s. Walchner, Pfullendorf s. 26.
  5. Platina] schrieb: Historia urbis Mantuae und Liber de vita Christi ac de vitis summorum pontificum Romanorum. Blondo] in seinem werke: De origine et gestis Venetorum, Venetiis 1481, 2°, und Basileae 1559, 20.
  6. worden] vgl. Höfler, Ruprecht von der Pfalz s. 224 ff.
  7. vernommen] s. Höfler a. a. o. s. 272; Birlinger, Schwäbisch-Augsburgisches Wörterbuch s. 198.
  8. um außzurasten] hs. und außzurasten.
  9. must] hs. muß.
  10. gral] hs. grab.
  11. gestift] vgl. hierüber Zeuss in seiner vorrede zu den Traditiones possessionesque Wizenburgenses s. XI ff.
  12. bäpst] einen, nämlich Leo IX.