Zeitungsartikel 14.12.1907 Verein für Geschichte Dresdens

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Titel: Verein für Geschichte Dresdens
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Erscheinungsdatum: 1907
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Erschienen mglw. im Dresdner Anzeiger, SLUB Dresden.
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[] Sonnabend den 14. Dezember 1907


Verein für Geschichte Dresdens


Im Dresdner Geschichtsverein sprach am 11. Dezember Herr Obernstudienrat Prof. Dr. Welzer über Peter von Dresden. Den Anlaß zu dem Vortrage gab die Auffindung einer kleinen Schrift Peters von Dresden, welche das einzige bis jetzt bekannte Zeugnis einer schriftstellerischen Tätigkeit desselben bildet. Redner zeigte zwei Tafeln mit photographischen Nachbildungen aus dieser Schrift. Peter war die erste bürgerliche Persönlichkeit Dresdens, die eine gewisse Bedeutung erlangt hat. Ältere Arbeiten über ihn sind wenig zuverlässig. Besseres Material hat Redner in den Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens, Heft 7 (1886) zusammengestellt. Im 19. Heft derselben Zeitschrift konstatiert Viktor Hantzsch, daß 1373 in Prag ein Petrus de Dreste baccalaureus artium wurde, offenbar der bekannte Peter, der um die Mitte des 15. Jahrhundert geboren wurde, nach Vollendung seiner Studien auswanderte und lange in Prag wirkte. Wie lange er hier weilte und in welcher Stellung, ist nicht bekannt. 1409 wanderte er von Prag infolge der damaligen Irrungen nach Sachsen zurück. Es läßt sich aber nicht ersehen, ob Peter danach in Zwickau und Chemnitz an einer Schule tätig war. Zwei richtige Funde verdanken wir dem Oberegierungsrat Ermisch: 1) eine in einem Stadtbuch von Dresden enthaltene Schulordnung der Kreuzschule, die älteste von dem Schulmeister und Stadtschreiber Nikolaus Thirmann (mitgeteilt von Ermisch im 13. Bande und behandelt von Melber im 14. Bande des Neuen Archivs für sächsische Geschichte), aus der wir erfahren, daß Peter hier wirklich Schulmeister war, und der wir manches Wichtige über den damaligen Zustand der Kreuzschule entnehmen; 2) ein Erlaß des Meißner Bischofs vom Jahre 1411, in dem allen Lehrern, außer an Universitäten, verboten wird, die Heilige Schrift zu lesen und zu erklären. Dieser Erlaß war gegen Peter und seine Genossen gerichtet. Aber nicht deshalb wanderte Peter aus. Die förmliche Ausweisung erfolgte wohl Anfang des Jahres 1413. Manche seiner Schüler, unter ihnen Johannes Drändorff, der erste mit Namen bekannte Kreuzschüler, folgten ihm nach Prag. Ob Peter dadurch veranlaßt wurde, nach Prag zu gehen, weil es hier schon eine von der Lehre der Kirche abweichende Gemeinde gab, oder ob er erst anfing, eine Gemeinde aufzubauen, läßt sich nicht entscheiden. Im Deutschen Reiche gab es damals viele Waldenser-Gemeinden, die als alleinige Norm die Heilige Schrift anerkannten. Peter war mit solchen Ideen schon durchtränkt, als er nach Dresden kam. Als Lokat stand Peter an der Kreuzschule ein gewisser Friedrich zur Seite, von dem wir sonst fast nichts erfahren, sowie ein Magister Nikolaus. Dieser wanderte auch nach Prag aus. Hier wirkten sie in der bursa am jetzigen „Graben“ nebst einem gewissen Nikolaus Englisch als Schulmeister. Unter den Prager Schülern wird besonders Bartholomäus Rautenstock genannt. Während von Nikolaus von Dresden eine ganze Reihe von Schriften, bis jetzt nur handschriftlich, erhalten ist, die einmal auf ihren Wert hin untersucht werden möchten, kennen wir von Peter keine Schrift religiösen Inhalts. Er war also vieleicht nur unterrichtlich tätig. Lehrsätze von ihm sind noch durchaus waldensisch, aber der Utroquismus kommt hinzu. Schon in Dresden soll er für die Austeilung des Abendmahls in beiderlei Gestalt eingetreten sein. Von seinen ferneren Schicksalen erfahren wir nur, daß er, nach Angabe einer Regensburger Chronik, 1421 in Regensburg verbrannt wurde. Das Schriftchen Peters, das 13 grammatikalische und einen musikalischen Traktat enthält, wurde erst nach der Neukatalogisierung der Prager Universitätsbibiliothek von Dr. Viktor Hantzsch in Prag entdeckt. Sein Inhalt ist nicht bedeutend; aber es ist immerhin wert, abgedruckt zu werden. Das Werkchen bewegt sich ganz in den Bahnen der damaligen Grammatik, die zu einer rein spekulativen Wissenschaft geworden war und die Sprache nach den Regeln des Denkens zu verbessern suchte.

R.