Zedler:Zell, Zelle, Cella, insgemein Alten-Zelle oder Alt-Zell genannt


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Zell, ein kleiner Flecken in der Marggrafschafft Culmbach im Voigtländischen Kreise

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Zell, oder Cella, insgemein Neu-Zell oder Neuen-Zell

Band: 61 (1749), Spalte: 1079–1082. (Scan)

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Zell, Zelle, Cella, insgemein Alten-Zelle oder Alt-Zell genannt, war ehemahls fast das berühmteste und reichste Feld-Kloster in Meissen; nunmehro aber ist es ein Churfürstliches Sächsisches Cammer-Gut. Es lieget solches eine halbe Stunde unter dem Städtgen Nossen an der Freybergischen Mulde; hat zu seinen Nachbarn das grosse Dorf Marbach, das Haus und Ritter-Gut Gersdorf, und nahe darunter ienseit der Mulda die Stadt Roßwein. Der Stiffter dieses Mönchs-Klosters [1080] war Marggraf Otto der Reiche zu Meissen, welcher es im Jahr 1162, andere setzen 1164, zu bauen angefangen, und 1175 völlig zu Stande gebracht. Er übergab solches alsdenn dem Cistertienser Orden, und widmete es der heiligen Jungfrau Maria. Es ist mit einer hohen kostbaren Ring-Mauer umgeben, welche aber nunmehro Alters wegen allmählig anfängt einzufallen. In dieser Ring-Mauer sind allein fünff besondere Kirchen eingeschlossen gewesen, von welchen die ordentliche Stiffts- oder Kloster-Kirche einen St. Marien-Haupt-Altar nebst etliche zwantzig Capellen gehabt, unter welchen letztern die so genannte Fürstliche Begräbnis-Capelle von Marg- und Landgraf Friedrichen ums Jahr 1340 angebauet und 1349 von Bischoff Johannsen dem Ersten zu Meissen eingeweyhet worden. Der gefürstete Abt dieses Klosters war unter den fürnehmsten Prälaten des Landes, und pflegte den wichtigsten Berathschlagungen und Landes-Versammlungen beyzuwohnen. Der Stiffter fand so vieles Vergnügen in diesem Kloster, daß er auch sein Erb-Begräbnis dahin legte. Es liegen auch drey und dreyßig Fürstl. Personen darinnen, von welchen ohne Zweifel die fürnehmsten folgende sind: Otto, mit dem Zunahmen der Reiche, Marggraf zu Meissen und im Osterlande, der Stiffter dieses Klosters Hedwig, dessen Gemahlin; Albrecht, mit dem Zunahmen der Hoffärtige, Ottens des Reichen ältester Sohn; Sophie, dessen Gemahlin; Adela oder Adelheidis, obgedachten Ottens Tochter und unglücklich vermählte Königin in Böhmen; Dietrich, besagten Ottens jüngerer Sohn; Zatta, dessen Gemahlin; Dietrich, der Jüngere; Dietrich, der Weise, der jüngere Sohn; Heinrichs des Erlauchten; Heinrich, der Erlauchte, selbst; Friederich Tatta oder Balbus; Friederich Severus; Friederich Strenuus; Catharine, dessen Gemahlin. Ausser diesen sind auch daselbst noch etliche Burggräfliche zu Meissen und zu Dohna Personen, wie auch etliche von Adelichen Geschlechtern derer von Schönberg, Schleinitz, Maltitz, Bora, Ziegra, Reinsberg, Marschalln von Biberstein, u.s.w. unter den Todten zu befinden.

Die Aebte haben in der Ordnung, welche zwar noch nicht in allen Stücken unwidersprechlich richtig ist, folgender massen auf einander gefolget:

Henricus Fuldanus.
Vitilibo oder Wittich.
Heinricus Secundus.
Matthaeus Bernhardus.
Radegerus oder Ludigerus.
Johannes.
Henricus III.
Matthias.
Burchardus I.
Wilhelmus.
Cornelius.
Conradus.
Johannes.
Vitigo oder Wittich.
Burchardus II.
Franciscus.
Vincentius. [1081]
Johannes.
Johannes.
Antonius.
Johannes.
Leonhardus.
Martinus de Lochaw.
Paulus Amnicola.
Andreas.

Unter den Conventualen, Prioren und andern Kloster-Beamten verdienen hier genennet zu werden:

Conradus de Friberga.
Matthaeus de Aula Regia.
Vincentius Grunerus.
Petrus Mosellanus.
Antonius Margaritta.
D. Bernhard Zieglerus; &c.

Es hat auch dieses Kloster eine Bibliotheck von feinen Handschrifften und gedruckten Büchern gehabt, welche aber 1543 Hertzog Moritz durch den damahligen ersten Bibliothecarium der Universität Leipzig, Caspar Börnern, abholen und auf etlichen Wägen nach Leipzig führen lassen, wo sie jetzo auf der Universitäts-Bibliotheck sehr wohl logiret.

Den gegenwärtigen Zustand dieses ehemahls so berühmten Klosters betreffend, so ist zu berichten,, daß bey dem geseegneten Fortgange der Predigt des Evangelii in Sachsen auch dieses Kloster eine gewaltige Veränderung leiden müssen, indem die geistlichen Personen desselben theils von sich selbsten zum Evangelio sich bekenneten, theils wegen ihres Widerspruchs und Verfolgung des Evangelii entweichen musten, und darauf wurden die Kloster-Renten grösten theils secularisiret, so daß jetzo, da mit der Zeit das Gebäude fast allenthalben eingefallen, nichts als Ueberbleibsale eines ehemahls da befindlichen Klosters, sammt etlichen wenigen Leichen-Steinen, zu sehen sind, dazu ein hefftiges Gewitter den 10 Junius 1599 das meiste beygetragen, als durch welches das Kloster und insonderheit das Kirchen-Gebäude in Brand gerathen, und die Dachung abgestürtzet worden, worauf das Mauerwerck nach und nach eingeweichet, daß ein Stück nach dem andern herunter gefallen, die Grabe-Steine zerschmettert, und endlich in einen Schutt- und Steinhaufen verwandelt worden, in welcher Zerstöhrung und mehr und mehr zunehmender Verwüstung es auch liegen geblieben, bis Churfürst Johann George der Andere 1676 durch eine besondere Commißion dieses Kloster-Gebäude in etwas hat repariren lassen. Die darunter gehörigen Städte, Flecken und Dorfschafften sind dem Churfürstlichen Amte Nossen zugeschlagen worden. Das Kloster selbst aber hat man zu einem Churfürstlichen Cammer-Gut gemacht. Wer mehrere Nachricht von diesem ehedem berühmten Kloster verlanget, den verweisen wir auf Johann Conrad Knauthens Geographisch- und Historische Vorstellung des alten berühmten Stifft-Klosters und Landes-Fürstlichen Conditorii Alten-Zelle. Ferner kan man davon nachsehen. Ebend. Prodr. Misn. p. 298 u. f. Schlegeln de Cella Veteri; Wilischens Freybergische Kirchen-Historie, I Th. p. 78 u. f. Glasers Geschichte des hohen Chur- und Fürstlichen [1082] Hauses zu Sachsen, p. 897. Hübners Zeitungs-Lexicon; Hübners, des jüngern, vollständige Geographie III Th. p. 761. Geographische Special-Tabellen des Churfürstenthums Sachsen, p. 202; und endlich den Artickel: Altenzelle, im I Bande, p. 1549 u. f.