Zedler:Zeichen der Pest


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Zeichen der Pest-Bedienten

Band: 61 (1749), Spalte: 626–631. (Scan)

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Zeichen der Pest. Weil die Pest wie der Protheus sich in allerley Gestalt der Kranckheiten verwandelt, so bezeuget es die Erfahrung, daß offtmahls die Patienten die Pest nicht bald erkennen, und deswegen solche mit ihrem grossen Schaden einwurtzeln lassen. Diesen nun vorzukommen, muß man die Zeichen, welche in der Pest vorhergehen, und die, so nachfolgen, wohl in Acht nehmen. Was nun die vorhergehenden Zeichen anbetrifft, so sind dieselben bereits unter dem Artickel: Pest, im XXVII Bande erwehnet worden, darneben aber pflegen Pocken, Masern, rothe Ruhr, unordentliche Krätze, Fleck-Fieber und Haupt-Kranckheiten vor der Pest sich bey vielen Leuten starck anzumelden; massen Grüling in den dreyen durch GOttes Gnade überlebten Pesten, allemahl solche Vorboten vermercket hat. Gleichergestalt wird auch, ausser den gedachten und andern Zeichen, dafür gehalten, daß die Pest heran nahe, wenn fast gar keine Winde wehen; sich die Wasser sehr ergiessen, und es viele Fliegen, Raupen, Kröten, Heuschrecken, [627] Mäuse und ander Ungeziefer giebet. Die nachfolgenden Zeichen der Pest aber sind diese: Erstlich bekommt der Patiente eine Unlust zum Essen, seine Füsse sind ihm mit dem gantzen Leibe müde, und gleichsam zerschlagen, das Hertze pochet, der Puls schläget matt, schwach und geschwinde, wiewohl derselbe auch zu Zeiten dem gesunden oder natürlichen gleich ist, hernach findet sich ein Frost oder Schauer ein, darauf erfolget Hitze, zu dieser gesellet sich denn auch ein trockener Husten, Seitenstechen, Ohnmacht, Hauptwehe, Verlierung des natürlichen Schlaffs, grosser und übermäßiger Durst, Nasenbluten, Durchfall des Leibes, schmertzhaffte Drüsen und Carfunckel, oder aufgestossene Blattern, ss wie Feuer hitzen und brennen. Kürtzlich, wenn man in einer Gemeine vermercket, daß etliche Personen kranck werden, und dahin sterben, so ist es, zumahl wenn ein oder zwey Jahr die Vorboten der Pest gewesen sind, zu vermuthen, daß solche Kranckheit die Pest sey. Dieses letztgedachte Zeichen nun ist in dem Falle, da die Pest sich allbereit ziemlich verspüren lässet, und überhand zu nehmen anfänget, wohl das gewisseste, ehe aber solches geschiehet, machet die Erkenntniß derselben in Wahrheit auch den verständigsten Aertzten offtmahls viel zu schaffen, ja, als im Jahr 1589 zu Grätz in der Steuermarck geschehen, es zanken sich dieselben zu Zeiten wohl gar darüber unter einander, ob die grassirende Kranckheit die Pest sey oder nicht, und muß es sich alles dazu schicken, wenn GOtt eine Stadt oder ein Land mit der Pest straffen will; massen derselbe nicht allein die Aertzte, sondern auch die Obrigkeitlichen Personen nicht selten dermassen verblendet, daß sie beyderseits sich in den Handel nicht finden können, und nicht wissen, was sie thun oder lassen sollen. D. Joh. Jacob Bräuner schreibet in seinem Pest-Büchlein p. 16. u. f. von den Zeichen der Pest also: Wenn sich die Pest an einem Orte in Städten oder auf dem Lande eingeschlichen, so werden Anfangs gemeiniglich etliche Patienten sterben, ehe man nnoch weiß, daß ihre Kranckheit eine Pestilentz gewesen ist, und ein Artzt, der ohnedem an keine Pest gedacht, oder noch von keiner gehöret, solche für keine pestilentzische Zufälle ansiehet. Derowegen, wenn man siehet, daß etliche Menschen schnell ihren Geist aufgeben, soll man zwar für sichtig handeln, und nicht alsbald eine Pestilentz ausschreyen, und dadurch Stadt und Land in Geschrey bringen, sondern aus folgenden Zeichen abmercken, daß die Pest vorhanden sey: 1) So der Mensch eine ungewöhnliche Veränderung mit Frost, Schaudern und Hitze empfindet, gleich als wenn einem ein Fieber oder Rothlauff anstossen wolte, und die äussersten Glieder kalt seyn, der Patiente aber inwendig hefftig brennet, und als ob ihm ein Schweiß kommen wolte; kan aber doch nicht schwitzen. 2) So einer kleinmüthig, traurig und unruhig wird, fast an keinem Orte bleiben kan, und sich immer im Bette hin und her wirfft. 3) Wenn einer ein Stechen am Halse, untsr den Armen, bey der Schaam und Gemächte, oder sonst hin und wieder am Leibe empfindet. 4) So sich Beulen oder Drüsen an jetzt gemeldten Orten auswerffen, oder aber Carfunckeln an dem Halse, Brust, Armen, Rücken, Schenckeln, oder andern Orten des Leibes entspringen. 5) So einer Schmertzen im Haupte empfindet. Dieses Zufalls [628] gedencket Thucydides in der Atheniensischen Pest, und solches ist gemeiniglich das erste, so den Menschen zustösset. 6) So der Patiente mit den Augen, nachdem sie roth und entzündet werden, scheußlich aussiehet, ihm auch grün und gelbe vor den Augen wird. 7) Ohrensausen und Klingen, so aus der Zertheilung und Verlöschung der Lebensgeister entspringet. 8) So einem die Füsse, Hände und der gantze Leib müde und matt wird, mit Erschlagung und Schwermüthigkeit aller Glieder. 9) Wenn einer grosse Hitze um das Hertze und die Brust empfindet, mit Engigkeit des Athems, daß er denselben tief holen muß, wobey sich eine grosse Dürre und Bitterkeit des Mundes, auch unauslöschlicher Durst findet. 10) Wenn einer Widerwillen zur Speise empfindet, mit stetigem Aufstossen, Schlucken und Unwillen, als wenn er sich erbrechen wolte, sammt Blut speyen. 11) Wenn ein unzeitiger Schlaff, oder eine grosse unersättliche Lust zum Schlaffen, den Patienten überfält, daß er sich dessen nicht entbrechen kan. 12) Wenn der Athem und der Schweiß einen üblen Geruch hat. 13) Wenn Pestilentz Flecken, Petechiae genennet, an des Menschen Leibe, fürnemlich aber am Rücken, an der Brust und an den Arschbacken entspringen. 14) Vieles Niesen mit Schwachheit. 15) Ausdehnung der Seiten in der Weiche, und ein Spannen und Drucken um das Hertz, als wenn solches mit einer Klammer gepresset würde, und die Seiten mit Stricken umwunden wären. 16) Wenn von zäher Feuchtigkeit des Gehirns oder auch von grosser Hitze, ingleichen von sehr grossem und trocknen Husten die Stimme heischer wird. 17) Wenn der Patiente sein Angesicht verändert und verstellet, und von seiner natürlichen Form abweichet, so ist solches sonderlich ein böses Zeichen, wie zu solcher Zeit die tägliche Erfahrung bezeuget. 18) Wenn Galle ausgeworffen, auch Schmertzen in Gedärmen, Lenden und Nieren empfunden wird. 19) So findet sich auch ein Schlucken, das den Krampff nach sich ziehet, ingleichen Bleyfarbe des Leibes und Fleisches, so auch Entzündung der Geburts-Glieder. 20) Erstummung, als wenn einer erschlagen und nicht bey sich selbst wäre, desgleichen Taubheit u. Vergessenheit. Es kommen auch etwan damit kalte Schweisse mit Ohnmachten, welche die Krafft des Hertzens schwächen und die Lebensgeister zerstören. 21) Wenn starcke Leute, welche man für gesund gehalten, plötzlich niederfallen und sterben, dergleichen in unterschiedenen Sterbeläufften angemercket worden. 22) Wenn nun von allen vorbenannten Zeichen keines zu spüren, so zeiget sich doch gemeiniglich ein hitzig ohnmächtig Fieber, welches den Menschen also sanfft pfleget anzugreiffen, daß er es kaum mercken oder fühlen kan, dadurch denn etwa viel Leute verkürtzet werden, denen das Gifft das Hertze also ergriffen und eingenommen hat, daß man ihnen nicht mehr, oder doch schwerlich zu Hülffe kommen kan. Wenn nun jetztgemeldeter Zeichen eines oder mehr sich in Sterbens-Läufften erzeigen, so kan man gewiß seyn, daß etwas vorhanden ist, und man darf sich nicht auf gute Anzeigung des Harns und Pulses verlassen, denn sich solche gemeiniglich in solcher Zeit gut erzeigen, da doch der Mensch in höchster Gefährlichkeit seines Lebens stehet; derowegen soll man ohne Zeitversäumen, sich guten Raths [629] und Hülffe bedienen. Ob wohl der Puls bey einigen angesteckten Personen, wegen der gelinden Hitze, gantz natürlich scheinet und doch den Patienten plötzlich dahin wirfft, jedennoch aber giebet solcher auch gute Nachricht, die Pest zu erkennen, wenn entweder übernatürlicher Schlaff oder übernatürlich Wachen und Phantasiren vermercket wird; sonderlich wenn der Puls den Schlaffenden gewaltig schläget, also wenn von diesen genannten beyden Zeichen eines vorhanden, man es unfehlbar für eine Pest halten möge. Den Urin betreffende, so siehet mancher bey den Pest-behaffteten so schön, als wenn er von dem gesundesten Menschen kommen wäre; die Ursache hiervon schreibet Thom. Jordan de Pest. phoenom. tr. l. Es begiebt sich aber, daß manchmahl der Krancke von dem Giffte überwunden wird, und stirbt ehe eine starcke empfindliche Fäulung entstehen kan, dieweil dieses Gifft aus angebohrner Feindschafft den Lebens-Geistern zuwider ist, und offt weniger mit den Eingeweiden zu thun hat; daher auch der Urin geringe Anzeigung geben kan. Vornehmlich aber giebet sich die Pest durch drey Haupt-Merckmahle zu erkennen, als durch Beulen, Blattern und Flecken. Die Beulen sind nichts anders als röthliche Geschwulsten, mit einer Entzündung, so hart in der Haut zu sitzen pflegen, spannen, und wenn man drauf drücket, widerbauschen, halten sich sehr in den Drüsen, als unter den Achseln, hinter den Ohren, am Halse, Brust etc. auf, je höher und scheinbarer aber solche seyn, je besser ist es. Sonsten werden sie auch Drüsen, oder Pestilentz-Drüsen genennet. Woher es aber komme, daß die Beulen (bubones) meistens unter den Achseln und Heildrüsen erscheinen und sich herfür thun, wird vor die Ursache gehalten, 1) weil diese Oerter des Leibes vor andern, herauswärts liegen, weich und feuchte sind. 2) Weil sie eine scharffe Hitze oder eine beissende Hitze und eine Materie, welche der verdorbenen Feuchtigkeit der Pest gleich ist, haben; 3) weil die fürsichtige Natur das Gifft, damit es nicht dem Hertzen schade, von sich treibet. 4) So haben auch die Brust und Achseln mit den Heildrüsen eine grosse Sympathie oder Verwandschafft, daher die dorten gesammlete Materie leichtlich auch zu den Schaam-Theilen fliessen kan, und dieses geschiehet nun, wenn die pestilentzische Materie an das Hertz will; wofern sie aber das Haupt angreiffet, giebet es gemeiniglich Schlier und Carfunckel hinter den Ohren und am Halse, bisweilen auch wohl in der Gurgel und Halse. Die Blattern und Carfunckel, sonst auch das Persische Feuer genannt, haben ein verbranntes Blut, welches keinen guten Eyter; wie die Beulen giebet, und sind brennende Geschwulsten mit einer schwartzen Cruste, fressen weit um sich, und fallen darnach breit aus, sehen äusserlich umher blau, daher Galen gewolt; es wären solche Blattern eine zusammen gesetzte Kranckheit aus einer Geschwulst und Geschwür, anfangs jucken sie etwas, seyn kleine und wachsen allgemach, so sie aber nicht wachsen, ist es desto besser, denn solches unterbleibet wegen ermangelnder austreibender Krafft und wegen Menge der Materie, welche wieder einwärts gehet und das Hertz tödtet, und, so [630] man sich unterstehet sie aufzukratzen, werden sie erzürnet und schmertzhafft, sie erscheinen sonst an allerley Orten des Leibes, nachdem der gifftigen Materie viel an einem oder anderm Orte sich befindet, oder ein Glied schwach ist, sie kommen von verbranntem gifftigen Blute her, das entweder durch Ungestüm dahin verfällt, oder vermittelst der natürlichen Stärcke getrieben wird; je röther sie seyn, je besser ist es. Denn die grünen, gelbichten, blauscheinenden sind gefährlich, und je weiter sie vom Hertzen entfernet sind, desto mehr Hoffnung ist zu schöpffen. Die Flecken (Petechiae) werden von der Natur, wenn sie noch starck genug getrieben, nicht eben allemahl critisch, denn gleich im Anfange der Schwachheit keie wahre Crisis erfolgen mag, weil alsdenn die verdauende Krafft ihr Amt noch nicht verrichtet: auch nicht allemahl symptomatisch, sondern einer gewissen Art und Bewegung; sie kommen sonsten nicht allein von einer dunstenden Materie, sondern von dem dünnern Theile der faulen und verdorbenen Feuchtigkeit her, und hindert nicht, daß sie offtmahls leichtlich verschwinden, denn solches auch die Ritteln oder Masern thun; wie auch nicht, daß sie nicht schwären, jucken oder aufschwellen, denn auch die Flechten und andere Flecken solches nicht thun, die doch nicht weniger von Feuchtigkeiten herrühren. Ob man wohl nicht schliessen soll, daß wenn an den Orten, wo man solche Zeichen findet, eine Pest sey, sonderlich wenn in der Stadt oder nahe auf dem Lande umher noch nichts davon gespüret worden, so soll dennoch, wenn anderwärts die Pest graßiret, ein Artzt keiner einigen Schwachheit trauen, sie sey wie sie wolle, indem sie leichtlich etwas von den pestilentzischen Schwaden und Lufft an sich zu nehmen pflegen. Derowegen wenn zu solcher Zeit Beulen auffahren, so sind sie mehrentheils pestilentzisch zu halten; mehrentheils, aber nicht allezeit, indem es auch wohl möglich, daß in Pest-Zeiten Beulen auffahren können, die doch nicht pestilentzisch sind. Man mercket aber bald, wenn sie einer gifftigen Art sind, indem andere und böse Zufälle nicht lange ausbleiben. Und ob es schon auch Rothlauffs-Beulen wären, so nimmt doch der Argwohn bald ein Ende, als bald der Rothlauf an Beinen oder sonsten ausschläget. Mit den Carbunckeln und Blattern aber ist der Handel etwas unrichtiger, doch soll man nicht so bald eine Pest daraus schliessen, wenn, wie oben gedacht, die umliegende Gegend oder Stadt noch nicht angestecket ist. Die Flecken aber, welche aller Orten des Leibes sich äussern, (doch wenigsten Theils im Angesichte) werden auch unterschieden 1) von den Klautern, (tuberculis ac ulceribus) denn in diesen ist die Haut etwas erhaben, in Peteschen aber sind es nur blosse Flecken. 2) Von andern Flecken, als Sommersprossen, und dergleichen, entscheidet sie die Gestalt, Größe und das Fieber, welches meistentheils mit ihnen ist. 3) Von den Flöhflecken, welche meistentheils ein Pünctlein in der Mitten haben, da die Flöhe hingebissen, sind sie auch zu unterscheiden; denn so man den Fleck gleich drücket, so verlieret er sich doch nicht, zu dem kommen auch Flöhflecke im Gesichte vor. Warum aber solche Pestflecke nicht so wohl am Gesichte, als auf der Brust und Rücken gesehen werden, [631] wird für die Ursache gehalten, weil das Hertz, so mit dem Pestilentz-Giffte am meisten beladen, die böse Materie in die nächst gelegenen Oerter des Leibes treibet, welches vornen die Brust und Rücken seyn; daß solche aber nicht in das Angesichte kommen, verhindert die Schwäche der Natur und die Entlegenheit des Ortes. Besiehe Mercurial c. 7. Tr. de maculis. Es folget aber auch nicht, daß ein jeder so die Pest bekommt, etwas von diesen dreyen Stücken haben müsse; denn es geschiehet offtmahls, daß der von der Pest angesteckte Patiente von übereilter Gewalt des Giffts dahin stirbet, ehe noch solche Zeichen ausbrechen; oder es ist auch wohl der Natur Krafft und Stärcke bey dem Krancken so geringe, daß sie das Gifft auf solche Weise nicht auszutreiben vermag; auch schreibet Paracels in seinem Tractate de Peste c. 1. also: Mercke, daß zwey Pestilentzen seyn, eine die sich inwendig vollendet, die andere dringet heraus; die inwendige giebt keine äusserliche Zeichen, allein inwendig schnelles Hauptweh, und dergleichen, die andere setzet sich auswendig an die Ohren, unter die Achseln und Schlichten. Ob nun wohl schnelles Hauptweh, Frost, Hitze, darneben entweder grosser übernatürlicher Schlaf, Verrückung der Sinne und Phantasien, gespüret werden, so soll man doch nicht gleich schliessen, wenn solche Zeichen zu Pest-Zeiten an einem Menschen gespüret werden, daß es darum flugs die Pest sey. Denn bey schwangern Weibern, auch bey Weibsbildern, wenn sie ihre monatliche Reinigung sollen überkommen, oder die an der Rose kranck liegen, und den Rothlauf an einem Gliede haben, kommen offtmahls auch solche Zeichen. Dabey ist aber sonderlich die Pest zu erkennen, wenn entweder übernatürlicher Schlaff, oder übernatürliches Wachen und Phantasien, sonderlich wenn der Puls bey Schlafenden gewaltig schläget, und von vorgenannten dreyen Zeichen eines vorhanden ist, so mag man solches sicher für eine Pest erkennen. Man thut bey solchen Umständen aber allezeit besser, man sage es dem Patienten nicht, sondern bilde ihm nur ein, daß es nicht die Pest wäre, damit er desto besser Hertze habe, so der Cur zuträglicher ist. Offtmahls und sonderlich bey dem Anfange solcher Kranckheit, hat es das Ansehen, als ob keine Gefahr vorhanden, aber deswegen soll man doch mit Gebrauch der Artzeney-Mittel nicht nachlassen. Denn anfänglich ist das Hertz am stärcksten, und jaget solchen gifftigen Feind von sich, dabey sich der Patiente und Artzt einbilden, sie hätten gewonnen, weil aber dieser gifftige Feind nicht auf einmahl genugsam durch den Schweiß ausgetrieben werden kan, so pfleget solcher wohl zum andern und drittenmahle anzusetzen. Wenn nun solcher Gestalt das Hertz angegriffen wird, so ist es nicht mehr so starck, solchen grossen Widerstand, wie das erste mahl zu thun, weil die Lebens-Geister ziemlich verlohren; derhalben soll auch der Artzt mit der Cur nicht innehalten, noch solchen Zeichen trauen und auf die Crisis warten. Denn es kan eine andere alte Seuche, womit der Patiente sonst behafftet ist, leicht in eine Pest-Seuche verwandelt werden. Besiehe Pansa Cons. Antipest. 3. Quaest. 75.