Zedler:Zedler, (Johann Heinrich)

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Zedlicius

Band: 61 (1749), Spalte: 309–311. (Scan)

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Zedler, (Johann Heinrich) Königl. Preußischer Commercien-Rath, und Buchhändler, hat zu Breßlau in Schlesien am 7 Jenner des 1706ten Jahres das Licht der Welt erblicket. Weil er von Jugend auf eine besondere Neigung zur Buchhandlung bezeiget; so ward er, nachdem er die zu seinem Endzwecke erforderlichen Wissenschafften, unter Anweisung geschickter Lehrmeister, und vermöge seines fähigen Kopffes, gar frühzeitig gefasset, in die Brachvogelische Handlung[1] in seiner Vater-Stadt gethan. Hier fehlte es ihm nun nicht an guter Anführung, wodurch seiner Begierde zu der Buchhandlung ein vollkommenes Gnüge geschahe.

Wie er in solcher eine ziemliche Geschicklichkeit erlanget hatte, so gieng er alsdenn nach Hamburg, woselbst er in der berühmten Felginerischen Buch-Handlung[2] seine bereits erlangte Wissenschafft zu mehrerer Vollkommenheit zu bringen die schönste Gelegenheit hatte, die er auch so wohl anzuwenden wuste, daß er, nach Verlauff einiger Zeit wieder in seine Vater-Stadt zurück zu kehren, und daselbst in Condition zu treten, unter vortheilhafften Versprechungen eingeladen ward. Allein die göttliche Vorsehung hatte ihm Sachsen zu seinem künfftigen Auffenthalt ersehen. Und so geschahe es, daß er sich nicht nur mit des Kauff- und Handelsmanns zu Freyberg, Herrn Johann Friedrich Richters, Jungfer Tochter[3], ehelich verband, sondern auch daselbst eine Buch-Handlung mit glücklichem Erfolg auf richtete.

Indem er aber wohl erkannte, daß, da er sein Augenmerck insonderheit auf Verlegung grosser Wercke gerichtet, ihm Leipzig, theils wegen der ungleich grössern Anzahl berühmter Gelehrten daselbst, theils wegen der vielen schönen Druckereyen, weit vortheilhaffter seyn würde; so wendete er sich von Freyberg dahin, und legte auch daselbst eine Buch-Handlung an, in welcher von solcher Zeit an die wichtigsten und grösten Wercke zum Vorschein gekommen sind. Sein erstes Verlags-Buch von ausnehmender Erheblichkeit waren des theuren Mannes Gottes, D. Martin Luthers, sämmtliche, theils von ihm selbst Deutsch verfertigte, theils aus dessen Lateinischen ins Deutsche übersetzte Schrifften und Wercke, die in zwey und zwantzig Folianten nebst einem Anhange, in denen Jahren von 1728 bis 1734 in seinem Verlage hervor getreten sind, wozu der in der Welt berühmte Buchdrucker[310] zu Leipzig, Herr Bernhard Christoph Breitkopf[4], im Jahr 1740 ein vollständiges Register in einem starcken Folianten aus seiner saubern Officin[5] gelieffert hat.

Gleichwie nun unser Herr Zedler hierdurch der gantzen Evangelisch-Lutherischen Kirche einen gantz besondern Dienst gethan: Also ist er auch von denenjenigen grossen Fürsten, welchen er einen und den andern Theil der gemeldeten Lutherischen Schrifften aus unterthänigster Devotion zugeschrieben, mit vielen Gnadens-Bezeigungen angesehen worden. Wie denn unter andern der Durchlauchtigste Hertzog Christian zu Sachsen-Weissenfels, Höchstseligen Gedächtnisses, ihm den Character als Commercien-Rath aus eigener Bewegnis zu ertheilen Gnädigst geruhet, nachdem Sr. Höchstgedachten Durchlauchtigkeit gleich an Deroselben hohen Geburts-Tage im Jahr 1728 ein Theil der Lutherischen Schrifften von ihm war dediciret und persönlich überreichet worden. So haben auch nochmahls im Jahr 1731 des Preißwürdigsten Königs Friedrich Wilhelms in Preussen, Glorwürdigsten Andenckens, Majestät ihn zu Allerhöchst-Deroselben Commercien-Rath ernennet: Gleichwie des Allerdurchlauchtigsten Nachfolgers an der Crone des noch jetzo mit allgemeinem Beyfall des gantzen Erd-Kreises weislich regierenden Friedrichs II Königliche Majestät in einem, 1742 den 27 August über dieses Grosse Vollständige Universal-Lexicon aller Künste und Wissenschafften ihm Allergnädigst ertheilten Privilegio, ihn in solcher Würde zu bestätigen, in allerhöchsten Königlichen Gnaden geruhet.

Und dieses nur angeführte Universal-Lexicon ist eben das andere wichtige Werck, durch welches der Herr Commercien-Rath Zedler seinen Nahmen verewiget hat, immassen er dadurch, daß er solches angegeben, und vom Jahr 1731 an in seinem Verlag zum Druck befördert hat, der gelehrten Welt einen nicht geringen Dienst geleistet: Wobey wir jedoch auch des berühmten Kauff- und Handelsmanns zu Leipzig, Herrn Johann Heinrich Wolfs[6], mit Ruhm gedencken müssen, als welcher, nachdem unser Herr Commercien-Rath Zedler die Ruhe den Handels-Geschäfften vorzuziehen sich entschlossen, so wohl die Besorgung der Ausarbeitung, als auch die Bestreitung der Kosten über sich genommen.

Auf gleiche Art hat der Herr Commercien-Rath Zedler noch mehrere grosse Wercke, von denen ihm, als Anfängern und ersten Urhebern derselben, die Ehre und der Vorzug billig gebühret, zum Druck besorget, deren einige wir noch nahmhafft machen wollen, als 1) die Allgemeine Staats- Kriegs- Kirchen- und Gelehrten-Chronicke, so bereits aus XVII Folianten bestehet, und unter seinem Verlags-Nahmen in der gerühmten Wolfischen Handlung noch fortgesetzet wird; 2) Die allgemeine Schatz-Kammer der Kauffmannschafft oder Vollständiges Lexikon aller Handlungen und Gewerbe, in V Folianten bestehend; 3) Herrn D. Johann Gottlieb Siegels[7] Corpus Juris Cambialis, das ist, vollständige Sammlung derer auf denen vornehmsten Handels-Plätzen, auch anderer Orten in Europa üblichen allerneuesten Wechsel-Ordnungen,[311] in II Folianten; 4) Historisch-Politisch-Geographischer Atlas der gantzen Welt; oder Grosses und Vollständiges Geographisch und Critisches Lexicon, darinnen die Beschreibung des Erd-Kreises aller Monarchien etc. etc. enthalten; aus des Mr. Bruzen la Martiniere Dictionnaire Geographique & Critique ins Deutsche übersetzet, mit vielen tausend Artickeln vermehret und durchgängig aus den neuesten Geschichten verbessert, welches Werck schon XI Folianten ausmachet, noch weiter fortgesetzet, und gleichwie die beyden vorhergehenden, in der berühmten Heinsiußischen Handlung[8] zu Leipzig ausgegeben wird.

Unter allen solchen Wercken aber hat dieses Grosse Vollständige Universal-Lexicon unsern Herrn Commercien-Rath Zedler die meiste Gunst grosser Herren erworben, immassen viele sowohl Geist- als Weltliche Fürsten, denen er die Theile desselben in devotester Unterthänigkeit zu widmen sich die Freyheit genommen, ihn nicht allein mit eigenhändigen Dancksagungs-Schreiben, sondern auch sonst mit ansehnlichen Geschencken zu begnadigen gewürdiget.

Uebrigens so hat er noch verschiedene grosse Wercke, die zum Theil bereits unter der Presse sind, theils noch in Zukunfft heraus kommen sollen, projectiret. Denn ob er wohl, wie oben schon gedacht, sich bereits einer geraumen Zeit her denen Handlungs-Geschäfften entzogen, und die meiste Zeit des Sommers auf seinem Land-Gute zu Wolfshayn[9] sich aufhält, so hat er doch noch nicht unterlassen, durch nützliche Erfindungen denen Gelehrten, und durch kluge Rathschläge der Buchhandlung nützlich zu seyn.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. von Zedlers Lehrherren Brachvogel ist heute nur noch der Name bekannt.
  2. Das Unternehmen des Hamburger Buchhändlers und Verlegers Theodor Christoph Felginer (1686−1726).
  3. Christiana Dorothea Richter (1695−1755) stammte aus einer einer angesehenen Freiberger Kaufmanns- und Ratsherrenfamilie. Ihr Bruder David Richter war als Verleger in Bautzen tätig.
  4. Bernhard Christoph Breitkopf (1695–1777), Leipziger Buchdrucker und Verleger.
  5. Werkstätte (von lat. officina).
  6. Der Leipziger Unternehmer Johann Heinrich Wolff (* 1690) übernahm nach Zedlers finanziellem Zusammenbruch im Jahr 1737 die weitere Finanzierung seiner Verlagsprojekte.
  7. Der Rechtsanwalt und Lehrstuhlsinhaber für Lehnrecht an der Leipziger Universität Johann Gottlieb Siegel (1699–1755) verfasste das bedeutendste Werk des 18. Jahrhunderts zum Wechselrecht in Deutschland.
  8. Die Verlagsbuchhandlung von Johann Samuel Heinsius (1686–1750), in der die späteren Verlagsprodukte Zedlers erschienen.
  9. Das nordwestlich im stumpfen Winkel zwischen Grimma und Gerichshain liegende Dorf Wolfshain ist heute nicht mehr existent. Es war das kleinste von fünf Dörfern, die Herzog Moritz von Sachsen der Universität Leipzig im Jahr 1544 geschenkt hatte. Zedlers Besitz des Landgutes ist erstmals für das Jahr 1736 belegt (Quedenbaum, Der Verleger und Buchhändler Johann Heinrich Zedler, S. 208).