Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Yu, ein Chinesischer König

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Yvain

Band: 60 (1749), Spalte: 935–936. (Scan)

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Yu, oder Ta-Yu, ein Chinesischer König. Vor ihm waren die Chinesischen Könige von der Nation erwehlet, oder mit ihrer Einwilligung, von dem regierenden Könige ernennet worden. Aber Yu fieng an, die Crone, welche vorher von einer freyen Wahl dependiret, erblich zu machen. Dieser Fürst ist demnach der Stamm von der ersten Königl. Familie, Hia genannt. Er fieng an zu regieren im Jahr 2206 vor Christi Geburt. Der Sohn des vorhergehenden Königs Xun, den sein Vater des Throns beraubet, trachtete, solchen zu befestigen. Aber Yu wuste sich auf demselben zu behaupten. Er ließ an der Pforte seines Pallastes eine Glocke hängen, eine Trommel und drey Tafeln. Eine Tafel war von Stein, die andere von Eisen, und die dritte von Bley. Hierauf gab er Befehl, daß diejenigen, welche mit dem Kayser in Justitz und Rechts-Sachen sprechen wolten, mit der Glocke läuten solten. Wer etwas, der Religion wegen, anzubringen hätte, solte die Trommel rühren. Die drey Tafeln waren ebenfals zu unterschiedenen Angelegenheiten bestimmet, und aus dem Laut, den sie von sich gaben, wuste man schon vorhero, von was Natur die Materie war, auf welcher das Anbringen beruhete, oder die Vorstellungen, so man thun wolte. Wenn nun der König Yu eines von diesen Signalen hörete, ließ er gleich alles stehen und liegen, um zu gehen, und die Klagen seiner Unterthanen anzuhören. Ja man findet von ihm aufgezeichnet, daß er einsmahls an einem Tage zweymahl von der Tafel aufgestanden, und dreymahl durch die Glocke in der Bad-Stube gestöhret worden. Er ließ sich aber keine Mühe verdriessen, seinen Unterthanen Recht zu verschaffen. Einst machte [936] es ein gewisser Minister ziemlich grob, und warff dem Könige Yu in Gegenwart der gantzen Hof-Stadt einen und den andern Fehler vor, da wurde er von dem Zorne übereilet, und dem, der Schuld daran war, fieng der Kopff allbereit an zu wackeln. Doch die Königin bekam alsobald Nachricht davon, und besänfftigte den König auf eine Manier, die gewiß artig war. Denn sie legte ihren schönsten und kostbarsten Habit an, und gieng damit gantz unverhofft in des Königes Zimmer. Wie sich nun der König über die ungewöhnliche Kleidung verwunderte, und die Ursache solches Aufzuges wissen wolte; so sagte die kluge Gemahlin: Sie käme eine freundliche Gratulation bey ihm abzulegen, weil nunmehr eine solche Zeit in China wäre, da ein jeder getreuer Diener kein Bedencken tragen dürfte, dem Könige, ohne alle Fuchs-Schwäntzerey, die Wahrheit unter die Augen zu sagen. Damit war alles wieder gut. Sonst soll es zur Zeit dieses Königes drey Jahre nach einander Geld gerechnet haben; welches vielleicht nicht den Worten nach zu verstehen ist. Damahls erfand auch ein Mann Nahmens Ilieu, das köstliche Geträncke, welches aus Reis gekochet wird. Wie der König das erstemal davon tranck, so schrie er überlaut: Ach was vor Unglück wird dieses Geträncke in mein Königreich bringen! ich sorge! ich sorge! die Nachkommen meines Königlichen Hauses werden sich an diesem süssen Giffte den Tod an den Hals trincken! Es geschahe auch also, ob der König gleich damahls den Bier-Brauer des Landes verwieß, und zugleich bey Lebens-Straffe verbieten ließ, daß niemand dergleichen Geträncke nachmachen solte. König Yu regierte in allen zehen Jahre, worauf ihm sein Sohn Tiki in der Regierung folgte. Martiniere Einleitung zur Historie von Asia, Africa und America p. 122 u. f. Hübners Politische Historie IX Theil, p. 553 u. f.