Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Wunderhöle

Band: 59 (1749), Spalte: 2121. (Scan)

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Wunder-Glocken, pflegt man diejenigen Glocken zu nennen, welche bey wichtigen Veränderungen von sich selbst lauten sollen. Dergleichen Wunder-Glocke ist in dem Spanischen Flecken Villila im Königreiche Arragonien, welche allemahl lautet, so offt ein Todesfall hoher Personen oder eine andere wichtige Veränderung sich zutragen soll. Anfangs schlägt sie Schlag für Schlag: hernach läutet sie mit aller Macht eine Weile um die andere, so wohl bey Tage als Nacht. Es soll geschehen seyn, als Kayser Carl V, Philipp II, und dessen Gemahlin Marie, gestorben; ingleichen als Don Sebastian, König in Portugall, die unglückliche Reise nach Africa vorgenommen. Diese Glocke hat 10 Klafftern in die Weite.

Zu Barcellona soll sich eben dergleichen Glocke befinden, welche sich, so offt Spanien ein grosses Unglück bevorstehet, oder jemand von dem Ertz-Herzoglichen Hause Oesterreich mit Tode abgehet, von sich selbst bewegen und lauten soll. Diejenigen, die so glücklich gewesen, solches zu sehen, versichern, daß sich der Klöppel in derselben, mit verwundernswürdiger Geschwindigkeit herum schwingen und dabey immer anschlagen soll.

Zu Avignon in Provence soll in dem Päbstlichen Pallaste eine silberne Glocke hängen, welche jedesmahl bey dem Tode oder der Wahl eines Pabstes von sich selbst läuten soll. Berckenmeyers Antiquarius, p. 65 u. 155.