Zedler:Wick, Wic, Wich, oder Weich, und Wyck


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Wick, Städte dieses Nahmens

Band: 55 (1748), Spalte: 1685–1686. (Scan)

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Literatur
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Wick, Wic, Wich, oder Weich, und Wyck, ist ein alt Deutsches Wort, welches mit einem Zusatze vielen Orten in Ober- und Nieder-Deutschland, Norwegen und Engelland den Nahmen gegeben. Ueber seiner Bedeutung aber sind die Gelehrten nicht einig. Die es vom Lateinischen Vicus herleiten, und ihm eine gleiche Bedeutung geben, daß es nemlich eine sichere Wohnung, da man viele Häuser an einander bauet, und mit einander benachbaret, und beysammen wohnet, bedeute, haben sich nicht besonnen, daß nach Norwegen und Island, allwo doch dieses Wort am gebräuchlichsten ist, die Römer niemahls gekommen sind. Crantz und einige andere die mit ihm wollen, daß Wick eine Krümme oder einen Busen, darein sich das Wasser ergeußt, bedeute, gründen sich darauf, daß die meisten Oerter, so davon benennet werden, an dem Ufer des Meers oder eines andern Wassers gelegen [1686]sind. Andere leiten es von dem Worte Wiecken, und deuten es auf einen Ort, dahin man der Gefahr wegen entweichen und sicher wohnen könne. Und in solchem Verstande kan es, wie Lindenbrog will, eine Freystadt, oder wie Conring meynet, eine Gerichts-Statt, oder, nach Junu Meynung, einen vor dem feindlichen Anlauffe verwahrten Ort oder eine Burg oder Feste bedeuten, weil alle, die an solche Orte weichen, daselbst ihre Sicherheit suchen. Speidel Contin. Heinr. Meiboms Histor. in Tom. III, Rer. German. p. 57. Lucä Fürsten-Saal, p. 938. Jablonsky Allgem. Lexic. der Künste und Wissenschafften. Alfredus, ein sehr alter Angel-Sächsischer Schrifftsteller, welchen Wilhelm Camden in seinem Britannia lobet, bezeuget, daß das Wort Wic bey den alten Sachsen ein Castell oder Schloß bedeutet habe. Welches auch durch die Excorpta ex Nicolao Marschalco bestätiget wird, allwo unter andern folgendes zu lesen: "Wic in alter Sächsischer Sprache heißt ein Fleck oder Städtlein, darinn sich die Bürger und Innwohner des Orts für Gewalt enthalten u.s.w." Dahero meynet auch Besold in Thes Pract. bey dem Worte Wic, es sey nicht zu zweifeln, daß das Sächsische Wort Wic von dem LateinischenVicus, gleichwie von dem WorteVella (denn so sollen, nach Frisii Zeugniß in seinem Dictionario die Alten an statt Villa geschrieben haben) das Deutsche Wort Wölle, und hiervon wiederum das Schwäbische Wort Weil oder Weiler, entstanden sey, welches entweder nur ein eintzeles oder blos etliche wenige, bey einander stehende Häuser bedeute, wie z. E. Rotwelle im Mansfeldischen, Cowelle, dessen in den Briefschafften des Klosters Marienthal Meldung geschiehet u.s.w. welches Wort aber auch an andern Orten etwas vollständiger, nemlich Wedel, ausgesprochen wird, welchen Nahmen absonderlich eine Stadt in Holstein und ein Dorf bey Riddagshausen führet. Daher findet man auch noch hin und wieder das Wort Wedel mit andern zusammen gesetzt, als Borchwedel und Steinwedel im Lüneburgischen; Salt- oder Soltwedel in der alten Marck Brandenburg; Langwedel im Stiffte Bremen. Gleicher Gestalt findet man auch hin und wieder das Wort Wic mit andern zusammen gesetzt, als Catwic und Nortwic in Holland; Warwic und Norwic in Engelland; Holtwic und Gutterswic in Westphalen; Coswic an der Elbe nicht weit von Wittenberg; Schleßwic in Holstein; Osterwic im Stiffte Halberstadt, und Brunswic, oder Braunschweig und s.w. Besonders aber heißt zu Braunschweig der eine Theil der Stadt die Wicke; der andere aber die alte Wick und Sack. Daher auch die Redens-Art: Das Gericht aus dem Sack besetzen, entstanden und zu erklären. Besold in Thes. Pract. v. Wic, und in Contin. eod. Uebrigens besiehe hierbey den Actickel: Weichbild, im LIV Bande, p. 186. u.f.