Zedler:Wend oder Wendt, (Heinrich oder Johann)
Wend oder Wendt, (Heinrich oder Johann) war 1528. der Heil. Schrifft Doctor, und Prior zu St. Johannis in Hamburg. Als in besagtem Jahre das helle Licht des Evangelii in gedachter Stadt angenommen zu werden anfieng, und die Evangelischgesinneten so wohl, als die eyfrig Catholischen Prediger auf allen Cantzeln einander widersprachen, ward von dasigem Rathe den 28 April eine Untersuchung und Verhör mir beyderseits Predigern vorgenommen, da denn dieser Wendt von Päbstischer Seite mit erschien. Die Beschuldigungen, welche ihn betraffen, waren diese 1) Hätte er wider die Heil. Schrifft geredet, und gesaget: α) In dem Evangelio stünde nichts von der Heil. Dreyeinigkeit, und man müste sie doch glauben; β) Zu der Schrifft müsse man hinzu setzen, sonst könne man sie nicht verstehen; γ) Wie könne man die Worte verstehen: Feget den alten Sauerteig aus; so man zu der Schrifft nichts hinzusetzen solle? Es wäre denn, daß wir alle Becker wären; 2) Hätte er die Lehre von der Erlösung durch Christum, den eintzigen Mittler, streitig machen wollen, indem er gelehret, daß Maria unsere Hoffnung, unser Leben, und unsere Vorsprecherin sey, welche auch der Schlangen den Kopff zertreten hätte, 3) Hätte er die Absolution dem versaget, der das Sacrament unter beyderley Gestalt empfieng. 4) Hätte er in dem Articul von dem Predigt Amte angestossen, indem er gesaget, daß auf dem Stuhl Mosis sitzen, auch Beichte sitzen und Beichte hören sey. D. Wendt gestund hierauf, auf geschehene Anrede des Worthaltenden Burgemeisters, der die Umfrage anstellete, daß er die verlesenen Sätze, doch nicht so, wie sie da stünden, geprediget habe. Es sey auch Niemand durch ihn von dem Abendmahl abgewiesen worden, ausser ein eintziger, der, unter dem Vorwande, daß er dem HErrn Christus gebeichtet habe, ihm nicht beichten wollen; daher er ihm diese Antwort ertheilet: Hast du Christo gebeichtet, so mag dich auch Chnstus absolviren. Man fuhr ihn zu fragen fort: Warum er den Mann, der Reue über seine Sünde geheget, und zu Christo seine Zuflucht genommen, abgewiesen hätte, angesehen ja die Vergebung der Sünden auf Christi Leiden und Erlösung beruhete? Seine Antwort war: Weil er nicht beichten wollen. Man erwiederte: Ob auch eine andere Beichte der Sünden, und deren Absolution wäre, als von wegen und in dem Nahmen JEsu Christi? Oder, wo in Heil. Schrifft stünde, daß GOtt die Vergebung der Sünde auf solche Ohren Beichte gegründet habe, so daß Christus befohlen, die Absolution nicht weiter, als man beichtete, zu sprechen? Oder, ob er mehr von der Beichte, die man ihm thue, als derjenigen, so Christo geschehen, halte? Er mögte Grund und Wahrheit aus dem Worte GOttes davon geben. Doch er blieb bey dem vorigen; nur daß er hinzu fügte, nicht um des Sacraments willen, daß er dasselbe unter beyderley Gestalt verlanget, sondern, daß er nicht beichten wollen, hätte er ihm die Absolution versaget. Als hierauf die Bürger von dem Rathe verlangeten, man solte, was D. Wendten anbetraff, denfelben sich des Predigens fernerhin enthalten lassen, so wendete er sich nach Lübeck, allwo er eine Prediger-Stelle erhielt. Nachricht von der Stadt Hamburg, II Th. p. 183 u. ff. 188. 193. u. ff. 199. 202.