Zedler:Wellische Spital

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Wellische Trome

Band: 54 (1747), Spalte: 1582–1583. (Scan)

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Wellische Spital, ein in der Stadt Prag, im Königreich Böhmen befindliches Spital, wird deswegen das Wellische Spital genennet, weil diejenigen, so es gestifftet, und die Inspection darüber haben, alle von der Wellschen Nation seyn. Hierzu nun haben sie im Jahr 1602 ein Hauß vor 500 fl. erkauffet; weil aber dieses zu klein war, haben sie von den Strahöwer Prälaten ein Stück von den daran liegenden Garten, zu Erbauung der Kirchen und zu Erweiterung des Spitals ferner erkauffet. Dieser kleine Anfang ist mit der Zeit durch die Freygebigkeit vieler frommen und guthertzigen Christen gar groß gewachsen, dergestalt daß zu jetzigen Zeiten eine schöne grosse Kirche, und weitläufftiger Spital zu sehen, weicher in zwey Stockwercken ins Gevierdte bestehet. In dem ersten Stockwercke sind krancke u. arme Frauenspersonen, im andern dergleichen Mannspersonen; in dem Theil gleich über sind arme Waysen; Im ersten Stockwerck sind Fündlinge Männlichen Geschlechts. Im andern Stockwerck ist des Spital-Wirths Wohnung und die Schule, in welcher die armen Spital-Kinder gelehret werden. Wenn dieselben gnungsam erwachsen, werden die Knaben auf unterschiedliche Profeßionen, nachdem jeder tauglich oder Lust hat, appliciret; sie sind allezeit sauber gekleidet, die Zahl der Personen ist ungewiß, indem so viele angenommen werden, als die Stifftungen, wie auch das tägliche Allmosen ertragen. In der Kirche wird täglich Gottesdienst gehalten, und zwar um 8 Uhr, welchen Gottesdienst der geistliche Vorsteher des Spitals verrichtet, und die Spital-Jugend darunter den Rosen-Crantz betet. Gleich bey dem Eingang der Kirchen ist das Oratorium in welchen die Krancken dem gewöhnlichen täglichen Gebet und Gottesdienst beywohnen können. Ueber diesen Oratorio ist das Chor, worauf bey hohen Festtagen die Musick gehalten wird. Die Zahl der Personen, welche allda mit Kost und Kleidung erhalten werden, bestehet in 90 Personen. Sodann bekommen jährlich 4 arme Mägdlein, welche keine Eltern mehr haben, wenn sie heyrathen, zu ihrer Ausstattung 30 fl. und dieses alles wird durch die Wellische Congregation versehen und erhalten. Redels sehenswürdiges Prag p. 66. u. ff.