Zedler:Weller von Molsdorf

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Wellerne Wand

Band: 54 (1747), Spalte: 1568–1572. (Scan)

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Weller von Molsdorf, ein uraltes und vornehmes Adeliches Geschlecht, welches Anfangs aus Thüringen ins Voigtland gekommen, und sich hernach in Meissen sehr ausgebreitet hat. Es ist vor alten Zeiten in so hoher Achtung gewesen, daß nicht allein vortreffliche Leute, und beydes durch den Degen und die Feder (Arte & Marte) hochberühmte Männer daraus entsprossen, die sich an die vornehmsten damahligen Adelichen Geschlehter in Meissen, vermählet; sondern es haben auch viele und unterschiedene Hoch-Adeliche Geschlechter gesuchet, durch Heyrathen sich mit denen Wellerischen zu befreunden. Also hat Fritz von Weller sich mit Margarethen, Eberhardts von Umbstädt, der noch 1396 gelebet, Tochter, sich verehlichet.

Es sind die Weller von Molsdorf eigentlich eine besondere Linie des uralten Adelichen Geschlechts derer von Molsdorf, von welchem der XXI Band, p. 953 nachzusehen; und sollen sie den Beynahmen von dem Wehlen erhalten haben, indem sie bey einer Erbtheilung anfänglich die Wehler, und hernach die Weller genennet worden. Und zwar so ist Nicolaus Weller von Molsdorf der Stiffter und Urheber derer Weller von Molsdorf gewesen. Denn als sein Vater im Jahr 1430 benebst vielen andern guten Rittermäßigen Leuten, in der Stadt Plauen, da dieselbe von den Hußiten mit Sturm [1569] gewonnen, jämmerlich umkommen, wurde ihm die Wahl gelassen, entweder seines Vaters Güther, oder ein gewiß Stücke Geld zu nehmen, und sich damit von seinen Geschwister abzutheilen. Worauf er zu dem letzten gegriffen, und sich nach Freyberg gewendet, daselbst er nach den Gebrauch selbiger Zeiten, da viel Fürnehme von Adel im Rathe gewesen, zum Bürgermeister erwehlet worden, und durch den Bergwerck-Bau zu grossen Mitteln und Vermögen gekommen, auch viele Landgüter an sich gekauffet, daß man weit und breit davon zu reden gewust, und gesaget: Das ist ein rechter Wehler; Der Wehler hats getroffen; Das mag mir wohl ein Wehler seyn. Daher ist ihm hernach der Nahme geblieben, daß er erstlich zu Freyberg von dem Berg-Volcke, darnach auch sonst von männiglich der Wehler, und mit der Zeit der Weller genennet worden, und ober wohl eine Zeitlang sich von Molsdorf geschrieben, ist roch der Nahme Weller allezeit vorgegangen und gebräuchlicher gewesen, dahero auch seine Kinder sich hernach die von Molsdorf, genannt Weller, geschrieben: gleich wohl aber ist der Nahme Molsdorf, mehrmahls und endlich gantz verschwiegen, und sie nur die Weller genannt worden.

Dieser Nicolaus Weller von Molsdorf hat dadurch einen unsterblichen Ruhm seiner Treue und gegebenen Glaubens erhalten, daß, da zwischen denen beyden Fürsten zu Sachsen, Hertzog Friedrich dem Andern dieses Nahmens, Churfürsten, und Hertzog Wilhelm, Gebrüdere, wegen der Erbtheilung ein weit aussehender Unwillen entstanden, und die Sache dahin gediehen, daß sie nicht allein mit Kriegs-Volck wider einander zu Felde gezogen, sondern auch der Churfürst nacher Freyberg gelanget, und an dem Rath und Gemeine daselbsten, ernstlich und mit harter Bedrohung begehret, hinführo seines Herrn Bruders, Hertzog Wilhelms, dem sie nichts minder mit Eyd und Pflicht zugethan waren, gäntzlich müßig zu gehen; ist der gantze Rath, auf gegebenes Gutachten, erwehnten Nicolas Wellers, mit blosen Haupt, auf dem Marckt zum Churfürsten und seinem Kriegs-Volck gegangen, ein jeglicher seinem Sterbekittel unter dem Arm tragende, und hat sonderlich dieser Bürgermeister, nebst seinem Sterbekittel, den Schlüssel zu seinem eigenen Gelde und Baarschafft, in seiner rechten Hand gehabt, hat mit standhafften Gemüthe, und unerschrockenen Angesichte, eine ernste Rede gethan, und in dero Beschluß diese merckwürdige Worte angeführet: "Ich stehe für meine Person, Gnädigster Churfürst, hier mit Leib und Gut, in deroselben Händen, und befinde in meinem Gewissen, daß, ehe ich soll meinem gnädigsten Fürsten und Herrn, dem ich gehuldet, und geschworen, übergeben, lieber soll und will ich mir jetzund, alsbald für Ew. Churfürstliche Gnad. Augen, meinen alten grauen Kopf abhauen lassen, mehr kan ich nicht thun, so kan man mir auch mehr nicht nehmen; Verhoffe aber zu Ew. Churfürstl. Gnad. viel ein bessers, GOtt schicke es nach seinem Väterlichen Willen und Wohlgefallen etc."

[1570] Hanß Weller von Molsdorf, auf Tuttendorf und zum Halse, gleichfalls Bürgermeister zu Freyberg, stund zu Ausgang des 15ten und Anfange des 16ten Jahrhunderts in grossen Ansehen, und bey zwey Hertzogen, Georgen und Heinrichen, in solchem Ansehen, daß sie ihn offte zu Rath gezogen, und wurde er von jedermann wegen seiner Frömmigkeit und Aufrichtigkeit gelebet. Seine Schwester war mit einem von Mergenthal vermählet; er selbst aber hatte eine Tochter Hanß Bockens, Hertzogs Ernstens, des Churfürstens zu Sachsen Cämmerers und des jungen Fürstens gewesenen Zucht- und Hofmeisters, und die Schwester Johann Bocks, Domherrns zu Freyberg, zur Ehe, und zeugete mit ihr zwey Söhne. Selbige waren 1) Hieronymus, von dem sogleich; und 2) Peter, welcher in den Orientalischen Sprachen wohl erfahren gewesen, und kan es seyn, daß er derjenige Peter Weller von Molsdorf sey, von dem ein besonderer Artickel vorhergehet. Gedachter Hieronymus Weller von Molsdorf, ein Lutherischer Doctor der GOttesgelahrheit, war 1499 den 5 September gebohren, und starb 1572 den 20 Mertz, wie aus seinem vorhergehenden Artickel mit mehrern zu ersehen. In der Ehe mit Annen von Steigin hat er zwey Töchter, Margarethen und Annen, und zwey Söhne gezeuget, von denen der älteste, Hieronymus, sich nach Oesterreich gewendet; der jüngere aber, Peter, in dem Krieg gegangen.

Die Voigtländische Linie war gantz in Abnehmen gerathen, bis sie George Weller, und noch vielmehr sein Sohn, Jacob Weller, wieder in Ansehen gebracht. Jenen, Georgen, hatte sein Vormund, weil ihm der Vater mit Nahmen Jacob, jung verstorben, das Weiß-Becker-Handwerck erlernen lassen, dabey er auch verblieb, bis er das Meister-Recht erlanget. Nachdem er aber in Erfahrung gebracht, daß er aus dem alten Wellerischen Geschlechte entsprossen sey, begab er sich in den Ungarischen Krieg, wider den Türcken und kehrete von dannen zwar mit vielen Wunden, aber auch mit guter Beute wieder zurück, da er denn sein in der Jugend erlerntes Handwerck nicht weiter getrieben. Mit seiner Ehegattin, Dorotheen, M. Johann Hesels, Berg-Predigers zu Marienberg, Tochter, hat er Jacoben Weller von Molsdorf, auf Karsdorf, der Heil. Schrifft Doctorn, Chur-Sächsischen Ober-Hof-Predigern, Beicht-Vatern und Kirchen-Rath gezeuget. Dieser hat 1602 den 5 December zu Neukirchen im Voigtlande das Licht der Welt erblicket, und ist 1664 den 6 Julius zu Dreßden wieder aus dieser Zeitlichkeit gegangen, wie man hiervon ein mehrers in dem vorstehenden besondern Artickel von ihm finden kan. Seine erste Gemahlin war Sibylle, gebohrne Gritzmacherin, Christian Gräfenthals, Protonotarii und Organistens zu Wittenberg, hinterlassene Wittbe, welche er sich am Tage seines Doctorats den 20 October hatte antrauen lassen, und die 1637 den 26 May, ohne ihm Kinder gebohren zu haben, aus dieser Zeitlichkeit gegangen. Hierauf hat er sich 1638 den 17 Julius mit Christine Dorotheen, D. Paul Röbers, General-Superintendentens [1571] des Chur-Sächsischen Kreises, hinterlassener Tochter, ehelich verbunden, die ihn zwey Söhne und fünf Töchter gebohren. Die Töchter sind: 1) Anne Elisabeth, so ihn zu Braunschweig in die Ewigkeit voran gegangen; 2) Dorothee Marie, eine Eheliebste Andreas Jahnens, beyder Rechte Licentiatens, des Fürstl. Sächsischen Ober-Amts in Marggrafthume Nieder-Laußitz Cantzlers, und des Geistlichen Consistorii Beysitzers; 3) Sophie Christine, eine Eheliebste Sebastian Gottfried Starckens, der Heil. Schrifft Doctors, Pastors und Superindentens zu Freyberg; 4) Magdalene Sibylle, eine Eheliebste Werner Theodor Martini, beyder Rechten Doctors, Chur-Sächsischen Appellations-Raths, Professors zu Wittenberg und des Geistlichen Consistorii, Hofgerichts, Facultät, und Schöppen-Stuhls Assessors; und 5) Johanne Magdalene, so bey seinen tödtlichen Hintritte noch im ledigen Stande war. Die Söhne sind: 1) George Paul, und 2) Johann Jacob, davon jener der Gottesgelahrheit und dieser der Rechtsgelahrheit bey des Vaters Tode oblagen.

Im Jahr 1717 florirte der Hauptmann Johann Christoph Weller von Molßdorff, welchen Kayser Carl VI. in ermeldtem Jahre nicht nur in den Reichs-Ritter-Stand erhoben, daß er und seine sowohl Männliche als Weibliche Erben und Nachkommen sich desselben ordentlich gebrauchen und sich Edle von Molßdorff und Wellerthal schreiben solten, sondern auch ihm anbefohlen, des alten Wellerischen Wapens sich zubedienen, so in einem viergetheilten Schild bestanden in dessen hintern und vordern oben blau oder Lassurfarbenen Feldung 2 Schwanen-Hälse und Köpfe in ihren Schnäblein ein mit einem Rubin besetzten goldenen Ring haltend, in der vordern und hintern obern rothen Feldung aber seynd in der Mitte nach dem Zwerch in einem silberfarbenen Strohm 3 Eisenhütlein abzunehmen. Auf dem Schild stehen 2 gegen einander einwärts gekehrte blau angelauffene roth gecrönte offene Adeliche Turniershelm mit anhangenden Kleinodien rechter Seits mit blau oder Lassur, und lincker Seits mit roth und weissen abhangenden Helmsdecken, auf dem Helm rechter Seits ein Lorbeer-Crantz, darüber die Crone, worauf die unten im Schilde beschriebene Schwanen-Hälse, und auf der lincken 2 mit dem Fasire einwärts gekehrte schwartze Adlers Flügel mit dieser Bedeutung sub alis Caesaris zuersehen.

Uebrigens finden wir von solchem Wappen eine in etwas von vorstehender Beschreibung abgehende Nachricht. Es hätten nemlich denen von Molsdorf die Römischen Kayser, zu Bezeugung ihrer Tapfferkeit und Tugend, ein schönes Wappen gegeben, welches mit mehr aufwachsenden Ruhme derselbigen von Kayser Carln V hernach gebessert worden, als einem Himmelblauen Schild, darinnen zwey lange, weisse aufgerichtete Schwänen-Hälse und Köpffe, welche gegen einander gekehret, in ihren Schnäbeln einen güldenen Ring, darein ein schöner rother Rubin versetzet, haltend darauf ein offener güldener Helm, und auf demselben ein Lorbeer-Krantz, und dann [1572] darüber wiederum die beyden Schwänen-Hälse mit dem Ringe. H. D. Hieronymus Weller hat diese Wappen also gedeutet: Daß der eine Schwan, Weisheit und Fürsichtigkeit: der andere Wohlredenheit vorbilde, daß aber beyde Schwäne einen Ring in den Schnäbeln halten, soll ein Anzeigen tapfferer Beständigkeit seyn, gegebene Treue und Glauben zu halten. Der Ring sey ein Zeichen verbundener Liebe und Treue, so bedeute auch der Lorber-Krantz oben über den Helm, Belohnung ehrlicher Thaten; Der Helm, der Schutz der Armen.

Von diesem berühmten Geschlechte können nachgesehen werden: Wentzels Programma de Wellorum Familia, gedruckt 1696; Spangenbergs Historie von dem alten Geschlechte derer von Molsdorf, genannt Weller, die 1590 zu Erfurt durch George Baumann gedruckt worden; Johann Christoph Koch von Wappen der Gelehrten p. 162; Königs Adels-Historie Th. I, p. 1009; Lebens-Lauf Jacob Wellers von Molßdorf auf Karsdorf, in der auf ihn gehaltenen Leichen-Predigt M. Johann Andreas Lucii, gedruckt zu Lüneburg 1664 in 4.