Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Weixel-Wein

Band: 54 (1747), Spalte: 1501–1506. (Scan)

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Weixelstein, Schloß in Unter-Crain, in der Landsprache Novidvor genannt, ist von Laybach 8. Meilen von dem Marckt Ratschach aber nur eine Viertelstunde weit entlegen. Es hat seinen Deutschen Nahmen von denen Weixeln, welche in dasiger Gegend herum bey grosser Menge wachsen, und ist an dem Saufluß erbauet, dahero es einen schönen Prospect auf diesen Fluß hat. Das Gebäude an sich selbst ist zierlich ausgeführt, und hat auf jeden Eck einen viereckichten Thurm. Vor dem Schloß präsentiret sich eine schöne Ebene von Baufeldern und vielem Obst nebst dem unweit gelegenen Weingebürge, und die umher liegende vielen Schlösser machen die Aussicht noch weit anmuthiger. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts war der Freyherr Siegmund Wilhelm Zezekher Besitzer dieses Schlosses, der auch zu dessen Verbesserung vieles aufgewendet hat. Im Jahr 1684. trug sich in diesem Schlosse nachfolgende Historie mit einem Geiste zu. Es hatte sich nemlich darinnen schon von vielen Jahren her ein Rumor nächtlicher Weile hören lassen, doch hat man nicht hinter den rechten Grund kommen können, bis sich endlich eine Dienstmagd Nahmens Ankha oder Anna Winkhlankha, die in ermeldtem Jahre dahin gekommen, das Hertz gefasset, den Geist auf solches Getümmel anzureden, und auf nachfolgende Weise zubefragen, als

Den 15. Jenner.

Erstlich ist nächtlicher Weile in der Menscher Stübel ein Rumor entstanden, als wenn einer mit lauter eisernen Kleidern und Ketten umgeben wäre. Folgends hat der Geist nicht allein die Menscher, sondern auch den Stall-Buben, welcher der Menscher Forcht halber in solchem Stübel gelegen, bey dem Kopf ertappt, dadurch der Bub tödlich erkranckt ist.

Den 16. Dito.

Abends da noch das Licht gebrannt, ist ein Klopffer an der Stübel-Thür gehöret worden, aber nachdem man schauen ist gangen, ist nichts zu sehen gewesen. Nun haben sich die in dem Stübel befindende Personen nach ausgelöschtem Lichte zur Ruhe geleget. Darüber ist alsobald ein Getümmel entstanden, und seynd zwo Menscher, Nahmens Marinkha Samonankha und Miza Sayeschankha bey dem Kopf begriffen worden. Und ist also wieder verschwunden.

Den 17 Dito.

Ist nichts gehöret worden.

Den 18. Dito.

Wegen Furcht der Menscher hat sich der Hansche Juritzschkho, Suppan, auch in bemeldten Stübel befunden, und nachdeme sich albereit die Leute gelegt, hat er sich ingleichen nicht allein nach Auslöschung des Lichts, sondern zugleich Verschliessung der Thür zur Ruhe begeben. Nun ist darüber alsobald ein unerhörtes Getümmel entstanden. Darauf sich obbenennte Ankha Winkhlankha auf Zusprechen der andern Personen unterstanden hat, benennten Geist anzureden, was dessen Begehren sey: sprechend: Alle gute Geister loben GOtt den HErrn. Es antwortete der Geist: ich auch: GOtt und unsere liebe Frau, und der heilige Antoni von Padua helffen mir. Darauf spricht die Angkha: Was verlangstu guter Geist? Der Geist antwortete: Dreyßig Messen verlange ich. Er spricht auch weiter. Diß Schloß ist mein gewesen. Und verschwindet also.

Den 19. Dito.

Ist er erschienen, aber doch nichts absonderliches vorgegangen.

Den 22. Dito.

An diesem Abend wegen Forcht der Menscher war in dem Stübel Antoni Glanitschinag, der Schreiber, und obbemeldter Hansche Juritschkho, neben andern 6. Personen. Und nachdem sich diese alle zu Ruhe begeben, und der Schreiber die Thür verschlossen und das Licht ausgelöscht, ist der Geist augenblicklich kommen, und hat mit einem Sessel einen starcken Rucker gethan. Darum spricht der Schreiber: Ich bekenne zwar, daß ich ein grosser Sünder bin, jedoch unterstehe mich, im Nahmen GOttes, dich Geist anzureden und zu befragen, was dann mehrers dein Verlangen ist. Und weilen ihme der Geist keine Antwort gegeben, hat er, Schreiber, zum andern und dritten mahl repetirt, aber auf keines keine Antwort erhalten. Darüber ist er, Schreiber, aufgestanden, und gegen den Geist, den er vor dem Fenster stehend gesehen, gangen, in Meynung, die gründliche Wahrheit zuüberkommen, ob das ein rechter Geist, oder nur eine fingirte Sache sey. Und da er aber gegen ihme, dem Geist, sich begeben, und denselben greiffen wollen, ist solcher vor ihm verschwunden, und hat sich nicht begreiffen lassen. Darüber ist er Schreiber samt einer Magd, um das Licht gangen, und in währendem Lichtanzünden hat er die Rede des Geists aus dem Stübel gehört. Da er aber das Licht gebracht, so war kein Geist zusehen. Darauf haben die in dem Stübel sich befindende Personen angefangen zubeten, und nach verrichtetem Gebet ist das Licht wiederum ausgelöscht worden. Folgends ist der Geist abermahl gekommen, und fängt kläglich anzureden: Ankha, Ankha hilf mir. Darauf spricht die Ankha: Wie soll ich dir dann helffen du guter Geist? Spricht der Geist: mit 30. Messen, welche zu Jagnenz bey St. Antonii Altar (welche Kirche untrer die Pfarr Schärffenberg gehörig) verrichtet werden sollen.

Auf diese Rede spricht gedachter Schreiber: o du guter Geist, würde es auch nicht gültig seyn, damit diese 30. heil. Messen desto schleuniger möchten verrichtet werden, wann man theils Messen zu Wrunikh bey dem heil. Antoni Altar celebriren würde? spricht der Geist darauf: Nein, Ankha, Ankha, nur zu Jägnentz und nicht zu Wrunikh.

Darauf spricht der Schreiber: weil mich der Geist keines mahls nicht beantworten will, so frag du ihn Ankha, warum und aus was Ursachen er Geist leiden muß.

Also befragt den Geist die Ankha: Mein guter Geist, warum leidest du, sag mir? er antwortete darauf: Darum muß ich leiden, weilen ich einem um 60. Gulden in der Verrairung unrecht gethan, leide ich arme Wittib. Fragt ihn die Ankha: Wer soll diese 30. Messen verrichten lassen oder zahlen? spricht der Geist: Der Gnädige Heer.

Ferner spricht der Geist: Ankha, Ankha, ich bin aller matt, und dergestalt zerschlagen und gemartert, daß ich fast nicht mehr reden kan.

Spricht der Schreiber abermahlen: Mein guter Geist, wann dann diese heil. 30 Messen verricht werden, so komme und gieb ein Zeichen, daß dir geholffen ist. Der Geist beantwortet: Ankha, dir werde ich ein Zeichen an deinem Kopf geben. Spricht die Ankha: Daß GOtt erbarme, daß ich diesen Schrecken und Schmertzen werde ausstehen müssen! Der Geist beantwortet: Fürchte dich nicht Ankha, das Zeichen, welches ich die geben werde, wird an deinem Kopffe nicht zukommen seyn, auch wirst du keinen Schmertzen empfinden. Ferner spricht der Geist: Ankha, Ankha, dich bitte ich, alwo du immer zu denen Herrschafften kommen wirst, sage dis, daß ein ungerechter Kreutzer 20. gerechte frisset.

Darauf fängt der Geist an, nach der Ankha ihrer Hüll oder Hauben zu kratzen, die Ankha aber fängt an, aus grosser Furcht um Hülffe zuschreyen. Der Geist aber fängt an, sie zu trösten, spricht: sie solte sich nicht fürchten und kleinmüthig seyn. Darauf nimmt er der Geist Urlaub, und ist diesen Abend nichts mehr zuhören gewesen.

Den 21 Dito.

Zu Nachts in Beyseyn des Heimischen Herrn Sigmund Wilhelm Zetschekhers, Freyherrns, dann auch 2. Herren Geistlichen, Herrn Georg Andre Schlebnikh und Herrn Lorentzen Tschitsch, und anderer mehr Manns- und Weibsbilder nach Auslöschung des Lichts ist der Geist abermahlen erschienen, und hat mit einem Sessel ein schreckliches Getümmel gemacht. Darauf hat sich bemeldter Herr Schleibnikh unterstanden, den Geist zu beschweren, und meldet: Alle gute Geister loben GOtt den HErrn: Der Geist beantwortete: ich auch. Auf ferners Fragen der 2. Herren Geistlichen aber hat ihnen der Geist keine Antwort mehr gegeben, sondern fängt an mit der Ankha zu reden, sprechend: Ankha hilf mir: spricht die Ankha: Mein lieber guter Geist, so viel mir müglich ist, will ich dir aus Grund meines Hertzens helffen, sag du mir mein Geist, ob du über die allbereit verrichtete 2. Messen eine Linderung deines Leidens empfindest? spricht der Geist: Freylich; Darüber befraget ihn die Ankha weiter: Wie viel Messen vorlangest du noch? Spricht der Geist: annoch 2. weniger als 30.

Weiter sprach die Ankha: Mein guter Geist sag du mir deinen Zunahmen: spricht der Geist: Gallenbergerin heisse ich. Darauf bat die Ankha, der Geist wolle nach Verrichtung der 30. Messen, daß ihme geholffen ist, ein Zeichen geben. Welches der Geist zugeben versprochen hat, und ist also verschwunden.

Den 22. Dito.

Diesen Abend in Beyseyn des Herrn Wolff Engelbrechts, Baron Gallen und des Heimischen Herrn wie auch anderer 4. Herren Geistlichen, nemlich Herrn Georg Schiffters, Pfarrerns zu Laakh, Herrn Andree Navadnikh, gewesten Vicarii zu Ratschach, Herrn Georg Andree Schlebnigkh, Herrn Lorentzen Tschitsch, und dann andrer mehr Personen ist der Geist durch verschlossene und zugleich verbundene Thür nach ausgelöschtem Licht abermahlen gekommen, hat aber kein so grausames Getümmel, als die vorige Nacht, verbracht: Ursachen dessen, weilen allbereit schon 8. Messen verricht seyn worden. Und spricht: Ankha, Ankha, sey dir danck gesagt, bald wird mir geholffen. Darauf sprach die Ankha: Mein guter Geist, empfindest du eine mehrere Linderung über die verbrachten 8. Messen? Sprach der Geist: freylich mein Ankha Sie fragt weiter: wieviel Messen begehrst du noch? Er antwortet: noch 22.

Weiter ist der Geist befragt worden, weilen er die vergangene Nacht den Zunahmen gesagt, soll er auch den Taufnahmen sagen, damit diese beystehende 4. Geistliche solchen in denen heiligen Messen anzuführen wüsten. Der Geist antwortete: Mein Nahme ist Maria Elisabeth Gallenbergerin. Darauf ist der Geist wiederum befragt worden, weilen er Geist eine Gallenbergerin sich nenne, ob dann die 30. Messen durch den Herrn von Gallenberg oder durch Herrn Zetschkehr sollen bezahlt seyn? Es antwortete der Geist, ohne einigen Titel: Zetschkher, und sprach ferner: tausend, tausend und tausendmahl sey dir Ankha Danck gesagt.

Darauf fragt die Ankha den Geist: mein guter Geist, sage mir, worinn das Unrecht der 60 Gulden geschehen ist? Damit denjenigen solches restituiret werden kan. Der Geist beantwortete; Ankha, dieses werde ich dir in Geheim entdecken. Die Ankha aber bat, der Geist solle ihr dieses in Beyseyn der Umstehenden offenbahren, damit es besser glaubwürdig würde. Der Geist aber sprach andermahlig: Nein Ankha, in der Still werde ich dirs sagen. Und darauf nahm der Geist Urlaub, und versprach noch 3 Abend zu kommen.

Den 23 Dito.

An diesem Tage hat der heimische Herr mit 5 Geistlichen eine Andacht auf benanntes Ort Jagnentz zu St. Antonii angestellt, und daselbst 5 Messen verrichten lassen, folgends und nach verrichteter Devotion hat Herr Siegmund Wilhelm Zetschekher, Freyherr, das Quartier samt 4 Geistlichen Herren, die bey dem Herrn Georg Andre Farrest zu Altenhoff unweit von der Kirchen eingenommen, und daselbst über Nacht logiret. Zu Nachts aber, da man das Licht ausgelescht, hat sich bemeldte Ankha auf eine Truhe zwischen 2 Geistlichen, als Herrn George Schifftern, Pfarrern zu Laagg, und Herrn Andree Navadinkh gesetzt. Hernach kommt der Geist, und nach dreymahligem Klopffen, zupfft erstlich ihn Herrn Pfarrer hinterwärts beym Haar. Darauf ist er Herr Pfarrer von der Truhen aufgestanden. Indem giebt der Geist der Ankha eine laute Ohrfeigen auf den Kopf, als wenn einer mit beyden Händen auf das stärckeste hätte zusammen geschlagen, daß man den Hall in die Läben gehöret hat. Nun hat man darüber das Licht in die Stuben gebracht, und den Menschen auf den Kopf geschauet, so hat man das ausgebrennte Zeichen einer lincken Hand auf der rechten Seite des Kopfs an der Haube ausgebrennt ersehen, der Kopf aber ist gantz unberührt verblieben. Die Haube aber war eine ziemliche Zeit, da mans vom Haupt abgenommen, sehr heiß. Diesen Abend war mehrers nicht zu hören.

Den 24 Dito.

Diesen Abend ist nach verbrachten Gebet der Herren Geistlichen und ausgeleschten Licht der Geist abermahls erschienen, und hat einen Klopffer gethan, und da das Mensch die Ankha abermahlen zwischen vorbenannten 2 Herrn Geistlichen an benennter Truhen gesessen, hat bemeldter Herr Pfarrer von Laagkh einen Zupffer am Kopf empfunden, deswegen er aufgestanden. Spricht darauf die Ankha: ach weh, ach weh! wem ist diese kalte Hand? sprach der bey ihr sitzende Geistliche: fürchte dich nicht, die Hand ist mein. Und das hat er geredt, obwohl die Hand nicht sein war, ihr dadurch die starcke Einbildung und Furcht aus dem Sinn zu reden.

Den 25 Dito.

An diesem Tage ist die Devotion der begehrten 30 heil. Messen zu Jagnentz bey St. Antonii Altar vollständig verbracht, und nach solcher Verrichtung hat sich der heimische Herr mit allen denen Geistlichen, die alldort waren, nach Hauß auf Weixelstein begeben, daselbst seyn die Geistlichen über Nacht verblieben, zu dem Ende, damit sie die Dancksagung der erlösten Seele hören möchten. Und da sie noch beym Nacht-Essen waren, und die Nescha Kraschankha als Haußmagd denen Kindern über den Saal in benanntes Stübel zu essen getragen, ist sie von dem Geist beym Arm begriffen worden. Das Mensch retirirt sich, und ersieht hinterwärts eine weißgekleidete Person.

Folgends da sich allbereit fast alle in dem Schloß zur Ruhe begeben, hat der heimische Herr 2 Unterthanen, Nahmens Christoph Wolff und Matthias Wreschekh, und andre mehr Menscher in bemeldtes Stübel Ruhen zu gehen verschaffet. Darauf so bald man das Licht ausgelöscht, ist der Geist gekommen, hat einen Klopffer an den Tisch gethan, und also geredet: Ankha, anjetzo bin ich erlöset, und fahre gen Himmel.

Darauf sprach die Ankha: o du erlöste Seel, bitte derowegen für mich, für lhro Gnaden den gnädigen Herrn, die gnädige Frau, und für Ihro gantze gnädige Familie, wie auch für alle, die dir zur Erlösung und Seligkeit geholffen haben. Der Geist sprach: Amen, Amen, Amen. Nach solchen gesprochenen Amen hat sich der Geist zu ihr der Ankha geneigt, und hat ihr das vorher versprochene in der Geheim geoffenbahret, anbey aber verboten, dasselbe nicht weitmährig kommen zu lassen. Valvasors Ehre des Hertzogthums Crain, XI Buch, p. 644. u. ff.