Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Weisse Thraminer

Band: 54 (1747), Spalte: 1411–1414. (Scan)

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Weisse Thiere, als Bären, Wölffe, Füchse, Hassen, Raben, und dergleichen, werden vornehmlich in den Mitternächtigen Ländern angetroffen. Es wird solches von der feuchten Natur selbiger Lande und Thiere, die aus der Kälte entstehet, hergeleitet: Masen durch diese die Hitze niedergedrücket, und die Feuchtigkeit vermehret werde: Indem die weisse und graue Farbe einer feuchten und kalten Natur Eigenschafften seyn. Nouvellen von 1692, p. 2l9. Von ungewöhnlichen weissen Thieren haben die Breßlauer in ihren Naturgeschichten, Vers. XVII p. 284 u. f. nachstehende Abhandlung, welche wohl werth ist, hier mit eingerückt zu werden. Welcher gestalt man diejenigen Thiere, schreiben sie, so ordentlich schwartz, braun, grau, u. s. w. zu seyn pflegten, zuweilen ausserordentlich und ungewöhnlich weiß, so, wie die weissen schwartz antreffe, solches sey eine bekannte, aber doch nicht alle Tage vorkommende Sache; welcher Seltenheit wegen denn auch dergleichen Begebenheiten billig angemercket würden; ohngeachtet selbige, ausser dem Werthe und der Liebe, so man darauf setzte, selten mehr nutzten, als daß man sie wisse; ja, es wäre gemeiniglich so offenbar eben nicht, was die wahre Ursache sothaner Veränderung sey. In ihren Naturgeschichten hätten sie dann und wann auch etwas von dergleichen Seltenheiten vorstellig gemacht, unter andern, Vers, I p. 178 von schwartzen Störchen; Ingleichen Vers. IX p. 245 von weissen Elstern, weissen Goldammern und Sperlingen. Denen sie anjetzo an die Seite setzten, was von Wien den 17 September 1721 von einem weissen Hirsche in Folgendem gemeldet worden: "Der Fürst von Schwartzenberg hat einen gantz weissen Hirsch, so derselbe bey Wittingau jüngst geschossen, hierher dem Kayserlichen Hofe geschickt: Man glaubet, daß solcher in angegangener Hirschbrunstzeit aus Moscau sich dahin etwan verlauffen." Von einem gantz weissen Krebse hat der gelehrte Medicus in Budissen, D. Friedrich Lieffmann, folgende Nachricht mitgetheilet: „Diesen Sommer begegnete mir ein artiger Zufall, dergleichen vor funffzehen Jahren ohngefehr allhier auch einem meiner Freunde vorgestossen: Nemlich, es kaufften meine Leute ein Schock Krebse, ohne zu fragen: wo der Verkäuffer her? oder, wo er solche gefangen? Unter denenselben war ein gantz weisser, so, wie die alten weissen Krebsaugen auszusehen pflegen. Er ward mit den andern gesotten, welche alle roth wurden, dieser aber mit einem Faden gezeichnete blieb nach dem Sieden, wie zuvor, weiß, und in voriger Farbe; Welchen ich daher unter meinen andern Sachen noch aufhebe, und ihn viele bewundernd gesehen und betrachtet. So sehr ich mich mich auch bemühet, zu erfahren, aus was vor einem Wasser er gefangen worden, und ob desselben Grund ein weisser Thon sey, oder worinne solche Adern zu finden? so ist es doch vergebens gewesen. Weisse Mäusse von unvergleicher Weisse, haben wir in unserer Freundschafft auch etlichemahl gefangen, davon noch eine in einem erhaltenden Nasse aufbehalte; sie haben uns aber stets Feuer bedeutet: Von den Krebsen aber weiß ich mich nicht zu besinnen." Es füget es diese Gelegenheit gar bequem, fahren die Breßlauer fort, daß wir die Liste der weissen Thiere, so uns als ein Supplement zum Jahre 1719. Monat August Class. 4. Artick. 16 von Gesners Pelicane, weissen Elstern, weissen Goldammern und Sperlingen, der gelehrte J. G. Büchner, aus Graitz im Voiglande zugesannt, hier einrücken, so also lautet: "Bey Gelegenheit des 16 Artickels der 4 Classe Des Monats August 1719 ihrer Naturgeschichte kan ich E. H. E. aus meinem Tagebuche noch ein und anderes Exempel zur Erläuterung hinzufügen, so ich eine Zeitlang gesammlet habe. Vor einiger Zeit habe ich in Leipzig bey einem sehr curiösen und gelehrten Manne ein weiß Mäußgen, und auch eine weisse Ratte gesehen, so er sehr hoch hielte: Dergleichen man auch auf dem Schlosse zu Schlaitz vor kurtzer Zeit gefangen hat. Im Jahre 1718 gienqen auf dem Wildenfelsischen und Schönburglschen Jagd-Revier, zwey weisse Rehe herum, und wurde endlich in dem Hartensteinischen eines gefangen, dessen Haare so weiß, als keine Ziegenhaare waren, worauf sich das andere bald verlohr. Desgleichen wurde auch in eben dem Jahre ein schloßweisser Maulwurff von einem Maulwurfffänger in Weißbach zu uns gebracht. So hat sich auch vor etlichen Jahren eine schloßweisse Lerche in der Herrschafft Wildenfelß fangen lassen. Weisse Tannfincken werden ebenfalls dann und wann da herum gefunden. Und wenn ich die weissen Hirsche und andere Thiere, so allhier in Graitz vor kurtzer Zeit sind gefangen worden, mit dazu rechnen wolte, könnte ich E. H. E. ein groß Register davon machen. Ich erinnere mich hierbey noch der weissen Raben, Füchse, Wölffe Bären, Haasen etc. in den mitternächtigen Ländern, und unter den Polo, die uns durch Schifffahrten sind bekannt gemacht worden: Bes. Acta Philos. Anglic. An. 1668. Ingleichen Boyle Experiment. & Considerationes de Coloribus, Experim. XI. ferner Hambergs Diss. de Frigore, Phaenom. 143. Mit diesen Exempeln hat es aber wohl eine gantz andere Beschaffenheit, und deucht mich die wahrscheinlichste Ursache von jenen nichts anders, als eine Eindrückung des Saamens zu seyn, von deren Krafft und Würckung die Herren Medici viel sagen wissen. Dannenhero will ich auch nur allhier das eintzige und uns allen wohl bekannte Exempel Jacobs mit den bunden und schäckichten Stäben zur Erläuterung anführen. Dabey kommt mir auch in dieser Meynung annoch wohl zu statten, daß die weissen Mäuse sonderlich bey den Zuckerbeckern offt gefunden werden, allwo sie sich bey dem weissen Zuckerbrode und Krafftmehle leicht versehen können. Hieraus ist also zu schliessen, daß nicht alles Glaubensartickel sind, was die Dialectisten offt in den Schulen ihren Zuhörern vortragen. Mir schwebet annoch im frischen Gedächtniß, wie unsre Meister in der Disputier- und Vernunfftkunst zum Exempel der Eigenschafften, die in der Natur nicht können vom Dinge abgeschieden werden, mir offt des Rabens Schwärtze oder des Schnees Weisse angezogen: Und meynen also, daß es gleichsam eine Unmöglichkeit sey und ein unerhörtes Ding, einen weissen Raben, ober rothen Schnee zu sehen; dahero heist es auch gar artig bey dem Poeten: Corvorarior albo, nigroque semillima cygno. Es ist aber dieses gantz gewiß eine Anzeigung, daß die, so solches vorbringen, entweder die Natur nicht recht kennen, ober nirgends anders, als in ihrem Vaterlande gewesen. Noch etwas, es fallen mir auch endlich diejenigen Thiere, als Pferde, Schweine, Hunde, Katzen, Hüner und dergleichen von weisser Farbe ein, von welchen der gemeine Mann saget, daß manches Hauß, mancher Stall, oder andere Behaussung dieselben nicht leiden könne; welches ein recht alberner Aberglaube ist: indem ja ein Gebäude ein sinn- und lebloses Ding ist, und daher keines weges an diesem oder jenen Dinge einen Widerwillen zu empfinden, vielweniger einer lebendigen Creatur etwas zu thun vermag, bes. die coriösen Speculation bey schlaflosen Nächten, das 12 Gespräch, p. 835. Doch ich muß auch noch einer weissen Elster gedencken, welche vor kurtzer Zeit in Rendendorff in einem Neste gefunden worden; von dar wurde sie nach Untergraitz an Ihro Hochgräfl. Gnaden gebracht, kam hierauf nach Stollberg, und endlich an den Herrn Landgrafen zu Hessencassel. So hat man auch einen weissen Sperling ebenfalls eine Zeitlang allhier unterhalten. So schreibet auch der Herr von Hohberg Georg. curios P. II. Lib. XII. c. 104. p. 778. Daß er im Jahr 1627. zu Wien in der Burg zwey weisse Raben gesehen, die aber, sonderlich über dem Rücken, sich etwas semmelfarbich gewiesen; Sie wären heraus von der Burg in einer Ecke, wo man bey der Stiege hinauf gehet, in einem höltzernen Gitter verschlossen beysammen gewesen. Auch geben Happels Relat. curiosae. T. II. fol. 72. ex Miscellan. curios. daß im Jahre, 1669. bey Friedberg in der Wetterau in einem Wäldlein bey Ocarben man ein Rabennest, und unter den jungen einen gantz weissen Raben gefunden; den hat man dem Burggrafen zu Friedberg bringen müssen, bey dem er lange gelebet, er sey aber etwas grösser gewesen, als die gemeinen Raben. Im Jahre 1671 habe man in eben diesem Neste zwey weisse und einen schwartzen jungen Raben gefunden, davon der eine weisse Rabe vom Baume gefallen und gestorben, die andern zweye aber hat D. Witzel, Physicus ordinarius zu Franckfurt, bekommen, da sich jedermann über diese zwey ungleichen Brüder verwundert." Zum Beschluß führen wir noch an, was im 4 Supplemente der Breßlauer Naturgeschichte, p. 88. u. 91 zu lesen, daß nemlich die weissen Mäusse keine Feuersbrunst bedeuten, und nicht eben bey Zuckerbeckern, sondern auch bey Schustern und andern Leuten angetroffen werden.