Zedler:Weinsteinisirter Wein-Geist, Lemery


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Weinsteinisirter Weinstein

Band: 54 (1747), Spalte: 974–975. (Scan)

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Weinsteinisirter Wein-Geist, Lemery, Spiritus Vini Tartarisatus, Lemery. Nehmet ein Pfund Weinstein-Saltz, thut es in einen gläsernen hohen Kolben, giesset vier Pfund Wein-Geist, der nach Lemery Vorschrifft bereitet worden, darüber, setzet das Gefässe in Sand, und bedecket es mit einem Helm, welchem der Recipiente angeleget ist, und vermachet alle Fugen mit nasser Schweins-Blase, zündet darunter ein langsames Feuer an, und mit diesem fahret so lange fort, bis 3 oder 4 Theile von dem Weinstein Geiste übergegangen sind; alsdann löschet das Feuer aus, und hebet diesen abgezogenen Geist in einer wohl zugestopfften Phiole auf. Dieser Geist hat zwar mit Lemery Wein-Geiste einerley Krafft; aber er ist viel subtiler, und kan auch in Verstopffungen mit Nutzen verordnet werden. Er wird zu einem 1/2 bis 2 Quentlein in einem behörigen Nasse eingegeben. Man kan auch die Feuchtigkeit von der im Kolben zurückgebliebenen Materie abrauchen lassen. Da man alsdenn wieder ein Weinstein- Saltz bekömmt, welches fast mit eben dem Nutzen, wie das vorige, kan verordnet werden. Dahero ist diese gantze Arbeit nichts anders, als eine wiederhohlte Destillirung, welche zu dem Ende angestellet worden, daß man einen subtilern Geist erhalte: denn das Weinstein-Saltz verwickelt sich in die wäßrichen Theilgen des Geistes, und hält sie also zurücke, daß sie nicht so leichte mit in die Höhe steigen. Über dieses macht der Wein Geist einen Theil des Weinstein-Saltzes in etwas flüchtig, und nimmt ihn mit sich herüber. Daher bekömmt auch dieser abgezogne Geist einen sehr angenehmen Geruch und zugleich die herrliche Krafft, verstopffte Gefässe im Cörper wieder zu öffnen. Daß aber der Wein Geist würcklich einige Theile von dem Weinstein-Saltze währender Destillirung mit sich überführe, beweist man daraus, wenn man das im Kolben zurückgebliebene und durch eine gelinde Wärme ausgetrocknete Weinstein-Saltz wäget, so wird man gewahr, daß es 3 Loth an seiner Schwere verlohren. Und eben diesen weinsteinisirten Wein-Geist kan man noch einmahl auf ein halb Pfund Weinstein-Saltz giessen, und aus dem Helme destilliren; es hat aber Lemery wahrgenommen, daß er dadurch um nichts gebessert werde. Also ist die angegebene Art, den Wein-Geist zu weinsteinisiren, unter allen, die bisher erfunden worden, vor die beste und kürtzeste zu halten. Denn dadurch wird er nicht allein gereiniget, sondern auch mit dem Weinstein-Saltze vermischt. Ja man kan mit guter Gewißheit sagen, daß die vielen weitläufftigen und ausgekünstelten Beschreibungen von dieser Arbeit nur deswegen angegeben worden, damit man sich durch dergleichen Neuigkeiten hinter das Licht führen lasse. Denn wenn man die angegebnen Methoden auch nur ein wenig untersucht, deren allzu grossen Weitläufftigkeiten und gantz unnöthigen Umschweiffe reifflich überlegt, so wird jedermann einzusehen im Stande seyn, daß dadurch der Wein-Geist nicht so gut weinsteinisirt werde, als wohl nach der Methode, welche Lemery angegeben hat.