Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
korrigiert
<<<Vorheriger

Weinseele

Nächster>>>

Weinsheim

Band: 54 (1747), Spalte: 929–930. (Scan)

[[| in Wikisource]]
in der Wikipedia
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|54|Weinsfarben|929|930}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Weinsfarben|Weinsfarben|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1747)}}

Weinsfarben, Colores Vini. Die Weine sind insgemein an der Farbe vielerley: als schöne, klare, rothe, gelblichte und shwartze. Die weissen und blancken Weine seynd die schwächsten, so man haben kan, sie hitzen und netzen auch nicht so sehr, als die andern, steigen auch also nicht so in das Haupt, treiben den Urin, eröffnen die Gänge im Leibe, darum seyn die Weine hitzigen Leuten am allerbequemstem, ingleichen den Leuten, die da studiren, oder sonsten ein schwach Gehirn haben, doch wollen solche Leute starcke Weine trincken, so sollen sie dieselben mit ein wenig Wasser mischen, wie man vorzeiten auch gethan. Solche Weine sind auch gesund denen Leuten, die eine hitzige Leber haben, und einen hitzigen Magen, und in warmen hitzigen Landen wohnen. Rothe klare Weine sind wärmerer und hitzigerer Natur, denn die andern, nähren auch besser, sonderlich die ein wenig dicke sind. Bräunlichte und schwartze Weine, nähren auch besser, denn die rothen, steigen auch einem eher, und mehr in das Haupt, denn die andern, wie man auch leicht fühlet, darum sind sie den Leuten auch nicht gesund, [930] die ein schwach Gehirn haben. Man muß davon auch nicht viel trincken, sonsten verhärten sie einen die Stuhlgänge, und machen eine heischere Stimme. Demnach soll man weiter wissen, daß das Ingenium eines Menschen, der ein starck Gehirn hat, mehr gesehärffet wird, wenn er einen guten gesunden Wein trincket, denn ein solcher Wein giebt gute, klare, subtile, reine Geister. Darum pflegen die Theolegen solche gute Weine zu trincken, wenn sie mit hohen Gedancken umgehen, und sollen derentwegen solche Leute mit Recht guten, und klaren, wohlriechenden, gesunden Weinen, wohl versehen und versorgt seyn. Solche Weine sind auch denen Personen gesund, die kalter Complexion sind, als den Phlegmaticis, wie denn blancke oder weisse Weine auch den Cholericls und Sanguineis gut sind, denn solche gute, hitzige und starcke Weine, kommen der phlegmatischen Kälte zu Hülffe, eröffnen alle Verstopffungen, welche den Phlegmaticis gemein sind, und leiten das Phlegma, daß es desto leichter in Blut verwandelt werde, und desto bessere Nahrung und Geist dem Leibe gebe. Gelblichte Weine sind einer mittlern Natur, erwärmen nicht so sehr, als rothe, klare Weine, doch etwas mehr, denn die weissen. So gähren sie auch nicht so wohl, als die rothen, und doch etwas mehr, denn die weissen. Schwartze Weine sind dicke Weine, und haben viel irrdische Materie bey sich, geben dicke Geister, und machen den Leib faul und träge, wärmen nicht so sehr als die gelblichten, so steigen sie auch nicht also in das Haupt, doch etwas mehr, denn die weissen. Und weil sie langsamer in den Magen kommen, denn die andern, treiben sie auch den Urin nicht so sehr, als die blancken, sie wärmen aber besser, denn die gelblichten Weine; doch etwas weniger, denn die rothen.