Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Weinsame

Band: 54 (1747), Spalte: 909–911. (Scan)

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Weinsaltz, Sal Vini. Dieses Saltz zu erlangen und zu bereiten, muß man also verfahren: Nemlich, nachdem man den rectificirten Branntewein vom Weine destilliret hat, soll man alles Phlegma, so in der Destillation vom Weine zurückbleibet, und davon der Geist abgeschieden ist, fleissig sammlen, solches in eine Blase oder Glaskolben schütten, und also fein gelinde destilliren, so gehet erstlich noch ein Theil Geist herüber, den man besonders fänget, und zum Trincken behalten kan. Darauf treibet man das hinterstellige Phlegma auch in eine Vorlage herüber, und behält es wohl verwahret auf, sintemahl es seinen Nutzen hat. Da bleibet denn auf dem Boden eine schwartze Materie wie Pech sitzen, die etwas stincket, und wenn selbige noch feuchte ist, also, daß man sie ausgiessen kan, so giesset man sie in eine gläserne wohl beschlagene Retorte, und destilliret fein langsam herüber, so wird anfänglich noch etwas Phlegma gehen, welches man aber weggiesset, und, wenn das Oel zu kommen anfänget, eine andere Vorlage vorleget, das Feuer stärcket, und das Oel herüber destilliret, welches man auch wohl verwahret, aufheben muß. Darnach zerschläget man die Retorte, und nimmt die schwartze Materie heraus, zerschläget solche in Stücken, so groß, wie Bohnen, lässet sich bey einem Töpffer ein Gefäs, in Gestalt einer wallpurgischen Büchse, mit einem Deckel oder Lüt machen, thut die schwartze Erde darein, verkleibet diese Büchse wohl und lässet sie trocken werden; darauf setzet man sie erstlich in gelindes, darnach in starckes Feuer, auf die letzt bedeckt man sie gar mit Kohlen, lässet sie also zwölff Stunden stehen, alsdenn erkalten, so ist die Materie graulich worden, oder man setzet sie in einen Töpfferofen, welches einerley ist. Darnach setzet man sie noch einmahl, wie zuvor ein, daß sie sich denn so schöne weiß, gleich einem Papier, calciniren wird; denn reibet man sie klein, giesset von obgedachten aufgehabenen Phlegma darauf, und setzet sie an einen warmen Ort, so ziehet sich binnen 24. Stunden aus der Erde eine Schärffe. Nun giesset man dieses fein säuberlich ab, und wieder anders Phlegma darüber, lässet es abermahls 24. Stunden stehen, so ziehet sich mehr Schärffe aus, und dieses thut man so offte, bis sich keine Schärffe mehr ausziehen lässet; darauf man die zurückgebliebene Erde welche wie ein Sand siehet, hinwegwirfft. Um desto weniger Zeit zu verlieren, könnte man mit dem Phlegma die Schärffe aus der Erde lecken, wie man zu thun pfleget, wenn man eine Lauge machen will. Nun nimmt man das Phlegma, darein sich die Schärffe gezogen hat, seiget es gar rein durch ein wöllenes Tuch, und destilliret es gantz und gar über den Helm herüber, so bleibet ein weiß trockenes Saltz dahinten, dieses zerlässet man wiederum im Phlegma, ziehet solches abermahls durch die Destillation ab, und wiederholet diese Arbeit sechs bis siebenmahl, zuletzt aber ziehet man es nicht gar zu trocken ab, damit es Feuchtigkeit behalte, sonst greiffet es der Branntewein nicht an. Nun giesset man auf das feuchte Saltz ein wenig Branntewein, schwencket es wohl um, schüttet es in eine Phiole und giesset mehr Branntewein darüber, damit er drey Querfinger hoch darauf zu stehen komme, und lässet es also eine Zeitlang in der Digestion stehen, bis sich der Branntewein schön roth färbet, und feiste oder fett wie Oel ist. Hierbey müssen wir aber einen schönen und nützlichen Handgriff entdecken, nemlich. Nachdem man aus der calcinirten Erde die Schärffe oder Saltzigkeit mit dem Phlegma ausgezogen, und selbige durch ein wöllenes Tuch wohl rein geseiget hat, so giesset man solch scharff saltzigtes Phlegma in einen grossen Glaskolben, und destllliret es über den Helm bis aus die Helffte oder ein wenig mehr ab, die andere Helffte aber, die im Kolben zurück geblieben, setzet man mit dem Kolben in ein kaltes Wasser, oder sonst an einem kalten Ort, und lässet sie über Nacht stehen, so schiesset die im Phlegma befindliche Saltzigkeit im Kolben zu Crystallen an. Hernach giesset man das übrige Phlegma von den Crystallen in einen andern Glaskolben ab, und destilliret selbiges wiederum durch den Helm bis auf die Helffte herüber; das im Kolben zurück gebliebene Phlegma aber, setzet man mit dem Kolben auch in kaltes Wasser, oder sonst an eine kalte Stäte, so schiessen nochmahls darinne Crystallen an, welche man zu den vorigen thut, das Phlegma aber zu dem andern herüber destillirten Phlegma schüttet, und es zu fernerem Gebrauche wohl verwahret, aufhebet. Die Crystallen wäschet man mit gemeinem kalten Wasser ab, lässet sie wieder wohl trocknen, thut sie in einen Reverberir-Ofen, und lässet sie daselbst wohl verschlossen mit rechtem Grade des Feuers vier Tage und Nächte reverberiren; denn nimmt man sie heraus, reibet sie klein, und ziehet ihnen mit dem aufgehabenen Phlegma das Saltz aus, bis nichts anders, als nur die Hefen erscheinen; Hernach seiget man das Phlegma durch, gerinnet es wieder zu einem Saltze, und reverberiret solches abermahls verschlossen, vier Tage und Nächte, gleichwie zuvor geschehen ist. Diese Arbeit muß man so offte wiederholen, bis endlich das Saltz gar schön weiß wird, und man also ein schön reines Saltz von aller Unreinigkeit geschieden, findet, das allemahl mit seinem Phlegma ausgezogen worden. Solch crystallinisches Saltz muß man wiederum mit seinem Phlegma anfeuchten, in eine gläserne Phiole thun, von seinem Brannteweine darüber giessen, die Phiole hermetisch versiegeln, in ein Bad setzen, und mit gelinder Wärme ohngefehr einen Monat lang, jedoch die Phiole offtmahls umgeschüttelt, digeriren lassen, so löset der Branntewein das Saltz auf, und zerschmeltzet es in sich, mithin hat man einen gar trefflichen Branntewein, der mit seinem eigenen Saltze gestärcket, und gewaltig geschärffet ist, selbigen hebet man denn gar wohl vermacht und verwahret auf: indem er ein guter Schatz ist.