Zedler:Wein-Keller, Hohenlied II, 4.


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Wein-Keller, (übergebener)

Band: 54 (1747), Spalte: 799–800. (Scan)

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Wein-Keller, Hohenlied II, 4. hierdurch ist nicht ein solcher zu verstehen in welchen die Schlemmer gehen, und darinnen die Epicurischen Mast-Schweine sich herumweltzen. Denn das würde einer gläubigen Seele nicht anstehen, die eine Jungfrau ist, daß sie solte verlangen, in dergleichen Keller geführet zu werden; sondern es wird ein geistlicher Wein-Keller hier verstanden, wiewohl die Ausleger viel und unterschiedene Meynungen haben. Etliche haben dadurch verstanden die Häuser der Weisheit, nehmlich die Gymnasia, Schulen und Universitäten. Andere, die Altäre, auf welchen man die Messe celebriret, und allwo der Wein durch die Einsegnung in Blut verwandelt werde. Der Heil. Gregorius verstehet durch solchen Wein-Keller die heilsame und süsse Betrachtung der seeligen Ewigkeit. Andere verstehen dadurch den reichen Ueberfluß der göttlichen Liebe, da man schmecket und siehet, wie freundlich der Herr ist, Ps. XXXIV, 9. Der andächtige Mönch Bernhardus verstehet durch diesen Wein-Keller das Bet-Hauß der Jünger Christi, da sie bey einander an dem Heil. Pfingst-Feste sassen, einmüthig beteten, und der Heil. Geist über sie ausgegossen wurde, daß sie mit andern Zungen redeten, und die grossen Thaten GOttes preiseten, und daher etliche sprachen: Sie sind voll süsses Weines, Apost. Gesch. II, 13. Ein reformirter Lehrer verstehet durch solchen Wein-Keller die Heydenschafft, die den Christlichen Glauben angenommen, und zu Christo und seiner Himmels-Freude beruffen worden. Allein, alle diese Erklärungen taugen nicht viel. Die richtigste ist wohl, daß man, mit fast allen Theologen derer Unsrigen, hierdurch den Wein-Keller, (oder wie es eigentlich nach dem Hebr. ein Wein-Hauß heisset,) verstehet die Christliche Kirche, die allerdings ein Haus, ein Haus GOttes ist, wie sie genennet wird, I Tim. III, 15 erbauet auf den Grund der Apostel und Propheten, da JEsus Christus der Eckstein ist, Eph. II, 20. Ein Wein-Haus aber heist sie, weil in derselben der alleredelste, süsseste und vortreflichste Wein in grossen Ueberflusse anzutreffen ist; das ist, der kräfftige, süsse und Hertzerquickende Trost GOttes, den GOtt in seiner Kirchen allen betrübten und traurigen Seelen reichlich mittheilet. Dieser wird zum öfftern in Heil. Schrifft mit einem Weine verglichen, Esa. LV, 1. Sprüchw. IX, 2. Amelius in Erörterung der schwersten Schrifft-Stellen, Alt. Test. II. p. 409. &c. Man kan hier auch von dieser Stelle des Hohenliedes: Er führet mich in den Wein-Keller, Gottfried Arnolds Geheimn. Sophiae II Theil, p. 19. ingleichen J. C. W. gebundene Gedancken über diese Worte, so in Unsch. Nachr. 1412 p. 693 u. f. stehen, nachsehen.