Zedler:Wein, (roth gewachsener)

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Wein, (rother)

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Wein, (Ruhr-) Fehrs

Band: 54 (1747), Spalte: 598–600. (Scan)

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Wein, (roth gewachsener) wie mit solchen Kunstmäßig umzugehen, zeiget der Wohlerfahrne und Curiöse Kellermeister, im ersten Theile seines Kunstbuchs, p. 360. u. ferner, und zwar 1) Rothgewachsenen Wein besser und schöner zu färben. Hierzu müssen die Holder- oder Attichbeer, wenn sie nemlich wohl zeitig, folgender Gestalt eingemacht werden. Man nimmt die zeitigen Holder oder Attichbeere, besprengt sie ein wenig mit Saltz, darnach wieder eine Lage Beer, und so fort an, bis das Fäßlein oder Geschirr voll worden, und verwahret es an einem kühlen Orte, wenn es nun geschehen, daß der roth gewachsene Wein seine Farbe nicht hätte, wie er billig haben solte, oder wenn man auch einen andern Wein damit färben und roth machen wolte, so nimmt man der eingemachten Beere, so viel einem bedüncket, thut sie in dem Wein so wird er gar schön und roth. Oder man nimmt der rothen Kornblumen, Glitsch oder Klapperrosen genannt, dörret sie wohl an einem schattigten Orte, macht ein Pulver, thut davon in den Wein, bis man merckt, daß es gnung ist, so wird er schön roth: 1) Einen rothen Wein zu läutern und schön zu machen. Man nimmt rein abgenommene wohl blaue Milch, so viel Eymer Wein, so viel Maas Milch, thut darein vier Eßlöffel voll des allerreinsten Mehls, rühret es wohl unter einander, wenn denn die Milch einen Gescht oder Schaum über sich wirfft, so nimmt man den mit einem Löffel darvon, und giesset die Milch in den Wein; vermacht das Faß wohl, und lässet es drey Tage also stehen, so setzet es sich zu Boden, denn sticht man das Faß an der Seiten zu allerförderst an, und lässt etwas davon, der Wein bleibt sicherlich schön roth, weil ein Tropfen im Fasse ist. Es ist bewährt. [599] 3) Den rothen Wein, noch schön röther zu färben. Solches geschieht am besten, wenn man zeitige gedörrete Weinscherbing oder Berberisbeer, oder gedörrte Klapperrosen, in einem saubern Säcklein hinein hänget. Oder es nehmen etliche Weichseln pressen sie, thun solche in ein Mostfäßlein, lassen es vergähren, so soll der rothe Wein noch röther werden. 4) Noch anders, den weissen Wein roth zu färben. Etliche nehmen ein kleines Fäßlein, wie man zum Senffe brauchet, füllen solches mit guten frischen Weichseln, ohne Kerne, denn mit Malvasier und mit gar ein wenig etwan ein Quintl, geläuterten Honig, ein Loth Zuckerkand, ingleichen Nägelein, Muscatennuß und Zimmetrinden, jedes ein Loth, alles gepülvert in das Fäßlein gethan, eine Stunde lang auf den Heerd auf einen warmen Stein gesetzt, und wenn es vergohren hat, setzt man es in einem Keller, daß er kalt werde, hernach wird es in einem Durchschlage durchgetrieben, in einer Stuben getrocknet und Kügelein wie die Erbsen daraus gemacht, wenn man nun davon eines in eine Kanne Wein wirfft, so wird der Wein schön roth und gut. Oder, man findet sonsten auch von diesen Sachen seltzame Künste, als von gedörrten Hechtblute, Tornesol, und anderen, die theils unsauber, theils aber unangenehm, so billig zu unterlassen, und wenn ja der Fürwitz, was zu versuchen, verlanget, kan es mit guten und gesunden Mitteln geschehen. Oder, man stösset wohlzeitige Heidelbeere, und macht Kugeln davon, dörret solche in einem Ofen wohl, davon thut man zwey Loth auf einem Eymer Wein, so soll der Wein auch roth werden. Oder, man nimmt zu einem Eymer rothen Wein ein Loth gedörrte Kornblumen, thut dieselbigen in ein Seidel Branntwein in ein Glas, verbindet es, daß keine Lufft darzu komme, lässet es drey Tage stehen, denn geust man es in den Wein, so wird er roth, wiewohl der Lackmost dieses alles übertrifft. 5) Noch auf eine andere Art, weissen Wein roth zu machen. Der weisse Wein wird roth. 1) wenn man von rothen Reben gebrannte Asche hinein thut. 2. Oder man nimmt Honig röstet dasselbige, bis es Steinhart wird, stösset es denn zu Pulver, und wirfft es in den Wein, schüttet hernach diesen Wein aus von einem Fäßlein in das andere, und mischt es wohl durch einander. 3) Oder man sagt, wenn man frische und trockene sauer Ampferwurtzel in den weissen Wein thut, so werde er roth. 6) Weissen Wein in rothen, desgleichen rothen in weissen zu verwandeln. So man aus Neugierigkeit oder Kurtzweile die weissen Weine roth, und die rothen weiß machen will, so nimmt man des gemeinen Saltzes zwey Loth, thut solches in dritthalb Loth schwartzrothen Weins. Oder man schüttet in den rothen Wein Molcken, mit gebrannter weisser Weinrebenasche vermischt, lässet ihn viertzig Tage lang liegen, so wird der Wein weiß. Desgleichen wird der weisse Wein roth, so man Asche von rothen Reben gebrannt, darein thut. 7) Wein roth zu machen. Man nimmt der Spanischen Maulbeeren, die man aus Italien bringet, legt sie über Nacht in den Wein so wird der schönste rothe Wein daraus. 8) [600] Weissen Wein roth zu machen, welcher lieblich und gesund ist. Man nimmt Kermeskörner ein Loth. Rother Beenwurtz ein Loth, ein Quintl. rothe Ochsenzungenwurtz sechs Quintl. armenischen Bolus zwey Quintl. Drachenblut ein halb Quintl. rothen Sandel ein und ein halb Quintl. Machet alles zu einen groben Pulver, und ziehet mit Weingeiste die Tinctur aus, denn verwahret man solche Tinctur aufs beste. Ferner nimmt man ein Pfund des feinsten Zuckers, machet ihn zu Pulver, thut solchen in einen niedrigen Kolben, und giest einen Löffel voll guten destillirten Weineßig darauf, rühret es mit einem höltzernen Stäblein wohl unter einander. Alsdann vermacht man den Kolben wohl, acht Tage lang in einer warmen Asche, so wird der Zucker gantz roth werden, hernach giesset man des besten rectificirten Weingeistes darauf, stellet es abermahls auf gelinde Wärme, in ein Frauenbad, so ziehet der Weingeist eine schöne blutrothe Tinctur aus, die muß man rein abgiesen. Diese Zuckertinctur vermischt man mit der obigen andern Tinctur und ziehet über den Helm den Weingeist, im Frauenbade, darinnen ab, so bleibet die Essentz des Zuckers, samt der Tinctur in Gestalt eines rothen Oels, oder Saffts auf den Boden; Denn setzet man das Glas an einen kalten Ort, oder, im Sommer, in kalt Wasser, so werden schöne hochrothe Crystallen anschiessen. Von solchen thut man ein wenig in den Wein, so wird er schön, roth, süß, und eines annehmlichen Geschmacks, und ist in vielen Kranckheiten nützlich zu gebrauchen.