Zedler:Wein, (Rosmarin-) zu verfertigen

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Wein, (Rosmarin-)

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Wein, (rother)

Band: 54 (1747), Spalte: 596–598. (Scan)

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Wein, (Rosmarin-) wie solche der Wohlerfahrne und Curiöse Kellermeister im II Theile seines Kunstbuchs, p. 409. u. 411. also zu verfertigen lehret: Als 1) Man nimmt so viel Rosmarien, als man selber will, leget solche in ein Fäßlein, und füllet Most, wie er vom Pressen kömmt, darauf, leget ihn in den Keller, und lässet ihn wie andre Weine vergähren, und trincket davon, man mag auch wohl stets andern Wein nach füllen. Will man solches mit guten Beeren und andern Sachen verbessern, so stehet es einem frey. Allein daß ist ein sehr edler Wein, damit ein alter Meister, Anazer genannt, grosse Wunder in Babylonien gethan, wie er selber schreibet, dann er hat sehr grosse Heimlichkeit hinter sich, und ist sonderlich [597] kräftig, wenn man die Blumen mit darein leget, denn er stärcket alle Sinnen, und sonderlich das Gedächtniß, vertreibet die schweren melancholischen Phantaseyen, machet eine schöne Farbe des Angesichts, nicht allein getruncken, sondern auch, wenn man das Angesicht damit gewaschen, lässet das Haar nicht ausfallen, machet einen wohlrüchenden Athem, und bessert und stärcket die Zähne, wenn der Mund und die Zähne damit gewaschen werden, stärcket alle Glieder, hilft der Dauung, und machet Lust zum essen, ist gut den abgezehrten schwindsüchtigen Menschen, verwahret vor Gift und schwartzen giftigen Blattern, verzehret die innerliche faule Feuchtigkeit, erhält den Menschen jung beschaffen, stärcket das Hertz, Gehirn und Nieren, ist gut für alle kalte Gesüchte, ist auch den Lungensüchtigen gesund, und denen, die ein flüßiges Haupt und Gehirn haben. Wenn der Krebs, Fisteln und frische Wunden damit gewaschen werden, so säubert und reiniget er sie. So ist er auch gut vor dem Schlag, Gicht und erlahmte Glieder, er ist auch den Weibern gesund, die eine kalte Mutter haben und von Natur feucht sind, dieselben erwärmet er, und machet sie geschickt zur Empfängniß. Merke: Wenn man einen solchen Wein in Eil haben will, so lege man nur Rosnmarin und Hirschzungen in Weine, und lasse es über Nacht stehen und brauche es hernach. 2) Rosmarinwein auf eine andre Art. Es ist bekannt, daß die Rosmarie so viel edle Tugenden an sich hat, das man sie nicht wohl erzehlen kan, deswegen wollen wir noch eine Bereitung des Rosmarinweins anzeigen, und dessen Tugenden etwas mit bey setzen. Es wird aber der Rosmarinwein wie sonsten andere Kräuterweine bereitet, doch ist dieses dabey zu beobachten, wenn man einen recht edlen Rosmarinwein bereiten will, daß man auch nebst der Rosmarin ein par Hände voll von derselben Blüthe oder Blumen, desgleichen so viel Salbeyblüthen und Borragenblumen mit darzunehmen kan. Die Tugenden dieses Weins sind ungemein und nicht jederman bekannt. Denn es dienet dieser Wein zu allen Schwachheiten, so von Kälte entstanden, machet gute Lust zum essen, heilet alle mangelhafte Glieder, benimmt den stinckenden Athem, wenn man den Mund damit wäschet, erfrischet das Angesicht, wenn man das Haupt damit wäschet, wehret es dem Haarausfallen, und machet sie hübsch wachsen. Wer dieses Weins zeitig trincket, darf sich keiner Fisteln, keiner Pestblatter oder anderer pestilentialischer Gefahr befürchten. Der Rosmarinwein ist gut für die Melancholeyer, erfrischet das Hertz, und es ist fast zu glauben, daß, wenn einer dieses Weins beständig brauchet, auch sein Leib nach seinem Tode nicht so übel rüchen würde. Wenn man mit diesem Weine eine Fistel, Blatter, Krebs, oder andern bösen Schaden wäschet, so frißt er nicht weiter um sich, sondern schicket sich zur Heilung: denn er trocknet die bösen Feuchtigkeiten aus, daß er hald heilen muß. Wenn einer durch langwierige Schwachheit an allen Kräften abgenommen, so nehme man nur geröstetes Brod, lege es in diesen Wein und lasse es weichen, und esse es alsdenn, so wird man in kurtzen seine [598] Kräfte und Stärcke wieder empfinden, als wenn man niemahls schwach gewesen wäre. Also mag man ihn auch in der Schwindsucht gebrauchen. In viertägigen Fiebern ist dieser Wein auch sehr gut; desgleichen auch in alltäglichen Fiebern. Wenn einer den Mund stets voll Wasser hat, und beständig ausspucken muß, der brauche nur diesen Wein, er vertrocknet solchen Fluß. Für die fallende Sucht ist er gut. Ingleichen wenn einer die Speise nicht behalten kan, wenn einer einen Bauchfluß hat, auch so ein Gift wäre beygebracht worden, ist er an statt eines Theriacks: Er ist auch für das Zittern der Glieder und für das Podagra, absonderlich in allen Muttergebrechen gut. Mit einem Worte, seine Tugenden sind nicht zu beschreiben.