Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
unkorrigiert
<<<Vorheriger

Wein, (Oesterreichischer)

Nächster>>>

Wein, (Opffer-)

Band: 54 (1747), Spalte: 582–583. (Scan)

[[| in Wikisource]]
in der Wikipedia
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|54|Wein, (Ofener)|582|583}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Wein, (Ofener)|Wein, (Ofener)|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1747)}}


Wein, (Ofener) Latein. Vinum Budense. Der Wein, der zu Ofen in Ungarn wachset. Der meiste davon ist röthlich und hat bald die Farbe der ausländischen rothen Weine. Vor den besten wird derjenige gehalten, der auf den Matthias- Stadt- und Adlers-Berg bey guten Jahren erwächset. Derjenige, der auf dem Berg St. Gerhardi hervorkömmt, wird zeitig reif; hingegen der, den die Hügel, welche den St. Paulus-Thal umschliessen, tragen, leidet eine späte Weinlese; die Ursache ist, weil der letztere Wein allzu viel Schatten Nachmittags hat; da hingegen die Reiffe des erstern, durch die unterirrdischen und heissen Mineralischen Wasser, die sich daselbst finden, befördert wird. Alle diese Arten haben einen angenehmen Geschmack, und erwecken einen guten Appetit; doch wird man häuffig damit betrogen, indem die Nachbarn ihre rothen Weine vor Offensche Weine sehr offt ausgeben, und dafür verkauffen. Daß nun dergleichen Betrug nicht weiter vorgehen möchte, hat die Obrigkeit die Verfügung getroffen, daß auf jedes Faß das Wappen der Stadt Ofen solte eingebrannt werden. Es stehet also zu hoffen, daß dadurch der Betrug werde gesteuret und der Stadt nebst denen Käuffern kein weiterer Nachtheil entstehen. Was den weissen Ofenschen Wein anlanget, so ist er nicht der beste, weil er allzu viel Kalck bey sich führet. Man kan ihn an unterschiedenen Kennzeichen erkennen: denn er löscht nicht den Durst, welcher durch das Mittags- oder Abend-Essen verursachet worden: und wenn man etwas davon vergießt; so zeugt er, wenn er trocken worden, so viel Kalck, daß man glauben solte, es wären diese Flecken mit Körngen Saltze bestreut. Doch sie sind nicht alle so. Es kömmt auf den Boden an, wo sie wachsen; ist der kalchicht, so führen sie auch mehr Schwefel bey sich. Dahero giebt es Leute, die den weissen Ofenschen Wein so wohl wegen des Geschmacks als der Würckung gerne trincken, fürnemlich denjenigen, der auf guten Gebürgen wächst. Man erzehlt, der Matthias Corvinus habe zu Aufnehmen der Weinberge zu Ofen, Burgundische und anderer köstlicher Arten Wein-Stöcke pflantzen lassen. Es soll dieses auch so glücklich ins Werck seyn gesetzt worden, daß der Offensche Wein nach dem Sirmischen der beste in gantz Ungarn zu des Matthiä Zeiten gewesen sey. Nach der Zeit unter der Regierung Wladislai Dobzä haben sich die Einwohner zu Ofen der Schwelgerey und Faulheit ergeben, und sie meistens eingehen lassen; die noch übrig gewesen wären, hätten die Türcken, die des Weins nicht gewohnt, vollends zerstöret und verwüstet. Belii Notit. Hung. im III Bande, p. 462. u. f.