Zedler:Wein, (Fenchel-)

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
korrigiert
<<<Vorheriger

Wein, (Färber-)

Nächster>>>

Wein, (Fieber-) aus dem Friedel

Band: 54 (1747), Spalte: 497–498. (Scan)

[[| in Wikisource]]
in der Wikipedia
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|54|Wein, (Fenchel-)|497|498}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Wein, (Fenchel-)|Wein, (Fenchel-)|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1747)}}


Wein, (Fenchel-) deren macht man verschiedene, wie der Wohlerfahrne und Curiöse Kellermeister, im II Theile seines Kunstbuchs, p. 491. lehret, und davon also schreibet: Dieser Wein wird allerdings im Herbste, wie obangezeigter Aniswein bereitet. Der Fenchelwein ist ein alter Tranck, das Gesicht zu stärcken und zu schärffen, und es in guter Gesundheit zu erhalten. Erstärcket den Magen, bringet den verlohrnen Appetit wieder, vertreibet die Gelbsucht und kömmt denen zu Hülffe, die mit den grünen Siechtagen beladen sind, ist denen nützlich, die gifftige Speisen gegessen haben, er bewahret den Menschen vor der bösen Lufft, er vertreibet den Husten, und dienet sonderlich wider das Keichen und schwerlichen Athem und kömmt allen Gebrechen der Brust und Lungen zu Hülffe. Er machet den säugenden Weibern viel Milch und mehret den männlichen Saamen, ist den erkälteten Männern und alten betagten Leuten ein heilsamer Tranck. Er benimmt den Un- u. Widerwillen des Magens, fördert die Dauung, mildert die Rücken- und Lendenschmertzen, desgleichen auch das Grimmen und Schmertz in Därmen, zertheilet und treibet die Winde aus, die sich im Leibe verhalten, derhalben ist er den Wassersüchtigen sehr dienlich, eröffnet die Verstopffung der Leber, Miltz, Nieren und Blase, treibet den Harn und dienet wider die Gebrechen, davon der Harn schwerlich gefangen wird. Er führet Sand und Stein aus, und wo keiner vorhanden, verhindert er, daß er nicht wächset. Er stillet das Magenweh und macht Begierde zum Essen, erhält die natürliche angebohrne Wärme, und stärcket die Lebensgeister. Ein andrer vortreflicher guter Fenchelwein von viel und mehr Stücken, den Magen- Leber- und Miltzsüchtigen, und denen, die mit der Cachexie, den grünen Siechtagen und der Wassersucht beladen sind, vor allem Trancke dienlich und heilsam. Man nimmt Fenchelwurtzel, Fenchelsaamen, jedes 8 Loth, geschabt Süßholtz 6 Loth, rothe Rosen, Anissaamen, jedes 31/2 Loth, Canellen, Heu, Lack, Mastix, Odermennig, jedes 11/2 Loth, Rhebarber, Caßienrinde oder Zimmetrinde, oder Mutterzimmet, Bergwermuth, Haselwurtz, Wegweißwurtzel, jedes 3 Loth. Diese Stücke stösset man gröblich, thut sie in ein sauber leinen Säcklein, das schläget man in häselne, hanbuchene oder escherne Spähne in ein 24mäßiges Fäßlein, wie man sonsten einen Kräuterwein einschläget, füllet darnach dasselbe zu mit einem guten Moste, und lässet es darüber vergähren, behält es zu obgemeldeten Gebrauche, und nach 6 Monaten lässet man den Wein ab, wirfft die Wurtzeln und andre Stücke hinweg, und handelt damit, wie sonst mit dem Wermuthweine. Zum Fenchelwurtzelweine nimmt man die äussern [498] Rinden, und wirfft das mittlere Hertz, das holtzigt ist, hinweg, lässet die Wurtzel dürre werden, schneidet sie klein, oder stösset sie gröblich, machet sie hernach mit häselnen oder hahnbüchenen Spähnen ein, in ein Fäßlein, nachdem man viel oder wenig anzusetzen gedencket, allerdings wie man den Wermuthwein oder sonsten einen andern Kräuterwein anzusetzen pfleget, füllet hernach das Fäßlein mit guten Moste, und lässet ihn darüber vergähren. Dieser Wein dienet insonderheit für die Verstopffung der Leber und Nieren, treibet den Harn gewaltig; denn dieser von der Fenchelwurtzel angesetzte Wein führet aus den Stein, dienet wider die Gelbsucht, Wassersucht und alle Kranckheiten der Leber, die von Verstopffung ihren Ursprung haben, als das drey- und tägliche Fieber.