Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Weiber-Feind

Band: 54 (1747), Spalte: 70–72. (Scan)

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Weiber-Eyer, Ova ex Faeminis Ob es möglich sey, daß eine Weibsperson mit Gott und Ehren Eyer legen könne? ist eine Frage, welche M. Joh. Mich. Schwimmer, in seinen physicalischen Ergötzlichkeiten, p. 28. aufwirfft, und mit Ja beantwortet. Merckwürdig sey in dieser Frage, schreibet er: Ob es mit Gott und Ehren, daß ist, ohne Hexerey und Betrug, ohne Taschen-Gauckeley, oder satanische Blendung, oder daß sie der Satan zubringe, geschehen könne? Solche Frage möge wohl wunderseltsam scheinen, und fast lächerlich vorkommen; Allein, wenn die Erfahrung und der Grund aus der Natur werde beobachtet seyn, so werde es schon glaublicher werden. Daß sonst durch Zauberey und Hexerey, so wohl Manns- als Weibs-Personen, Eyer, welche der Satan anderwerts gestohlen, und solche seinen Sclaven, ohne Zweiffel durch seine Geschwindigkeit beybringe, legen oder hecken könnten, wäre aus den mannichfaltigen Hexenacten sattsam am Tage. Damit nun aber diese Frage nicht für unnütze und ungereimt möge geachtet werden, so müsse der Schrifftsteller alle die, so daran zweiffelten, auf die Erfahrung und den Augenschein hinweisen, welche man in dem Museo des Königs in Dännemarck finde: Allermassen daselbst Eyer gezeiget würden, welche von Weibspersonen geleget worden, und rechte natürliche Eyer wären, die sie in ihren Leibern zubereitet, und wahrhafftig gebohren hätten. Denn in angeführten Museo werde manches Ey gewiesen, das in der That von Weibsleuten in ihren Leibern erzeuget, und zur Welt gebracht worden. Im Jahre 1683. sey in Norwegen ein Weib mit Nahmen Anna gewesen, dessen Vater Amund, der Mann aber Gudbrand Erlandson geheissen, diese hätte etliche mahl bey ordentlicher Geburts-Arbeit Kinder gebohren; da sie nun wiederum schwanger worden, habe sie in annahender Geburtszeit mehr Wehen oder Schmertzen, als jemahls zuvor, gehabt, und ehe sie das Kind gebohren, zwey rechte Eyer geleget, welche den Hünereyern vollkommen ähnlich und gleich gewesen. Das eine hätte man zerbrochen, das andere aber dem damahls berühmten Olaus Worm gesannt, welcher es nachmahls in das Museum des Königs von Dännemarck gebracht, allwo es als eine grosse Wundersache zur Rarität aufgehoben worden, und noch bis jetzo gezeiget werde, wovon um mehrer Beglaubigung solches Dinges, man Th. Bartholin, Cent. I. Histor. Anatom. lesen möge. Solches Ey sey dem angeführten Olaus Worm anfangs auch, als etwas vorgekommen, welches der Hexerey beyzumessen, und nicht natürlich seyn könnte; Aber die mehrern Erfahrungen und fleißgern Untersuchungen der anatomischen Wissenschafften, hätten es nachgehends so befestiget, daß nunmehro erfahrne Anatomisten und Medici nicht weiter daran zweiffelten, sondern im weiblichen Leibe eine solche Beschaffenheit befänden, die dergleichen Eyerlegen natürlich mache. Daher ein anderer Medicus, Nahmens Anton de Heyde, Observat. Medic. 24. erzähle, das in der vincentinischen Gegend, im Jahre 1621. eine Weibsperson gewesen, welche auch die Wehen, als eine ordentliche Gebährerin empfunden, darauf aber auch ein Ey geleget und zur Welt gebracht, wovon ebenfalls Job. Rhod, Cent III. Observat, Medic. 27. gelesen werden könne; Auch erwehne Th. Bartholin selbst in seinem Buche, de insolitis partus hum. viis, c. 16 daß in Coppenhagen ein Weib gewesen, welche nachdem sie zwölff Wochen vorher empfangen gehabt und schwanger worden, die Wehen wie eine in der Geburt arbeitende Mutter empfunden, sich zu Bette legen müssen, und da ein ordentliches Ey gebohren habe. Nun wolle der Schrifftsteller die Sache aus der Natur untersuchen, und sehen, wo solches Eyerlegen herkomme? Es hätten die Anatomisten nachgehends mehr und mehr dem Zustande des menschlichen und besonders weiblichen Leibes nachgeforschet, und bey solchem Fleisse in den Eyerstöcken der Weibsleute gewisse Bläslein wahrgenommen, worinne sich eine weisse Feuchtigkeit oder weisser Safft befinde, und welches, nachdem die Weibsperson geschwängert worden und empfangen habe, von dem Häutlein des Eyerstockes abgelöset, sich durch die Muttertrompete in die Gebährmutter begebe. Gleichwie nun die Natur bey Bildung der ordentlichen Eyer nicht auf gleiche und einerley Weise verfahre, sondern die Schale an den Eyern bald so, bald anders bereite, und manche Eyer nicht mit vollkommener Schale, sondern zuweilen blos mit einem Häutlein verfertige, auch wohl das Ey gar zuweilen ohne sattsam ausgearbeitetes Häutlein geleget werden müsse, und zerstossen hervorkomme: Also sey es auch mit der Bildung des Menschen im Mutterleibe bewannt, allwo in den berührten Eyerstöcken des mütterlichen Leibes die Bläslein, worinne die weisse Feuchtigkeit oder der weisse Safft enthalten, nicht auf einerley Weise von der Natur ausgearbeitet würden, sondern da sich solche Bläsgen mit ihrem weissen Saffte in der Gebärmutter, oder in der Mutter, oder in der Leibesfrucht ausbreiten solten, so geschehe es, daß sich sothanes Häutlein verstärcke, dicke und feste werde, und also eine feste Haut, gleich den Eyerschalen, bekomme, mithin eine Geburt, gleich einem Eye gebohren und zur Welt gebracht werde. Solches wolten auch einige Medici von denen Wasserbläsgen erklären, welche widernatürliche wäßrige Bläsgen wären, so sich an die Leber, Miltz oder anderes Eingeweide setzten, und dergleichen man bey denen finde, die mit der Wassersucht beladen wären. Selbige würden von der äusserlichen Kälte erhärtet, und nicht selten mit einer Schale bekleidet angetroffen. Ob nun wohl dieses der Vernunfft keinesweges wiederspräche; so wäre doch die vorige Art solcher Eyer und ihre Ausarbeitung viel glaublicher, auch der Natur weit leichter. Viel wunderbarere Arten solcher ausserordentlichen Würckungen der Natur hätten die Medici längst angemercket, wie denn auch obgedachter Th. Bartholin in angeführtem Buche dergleichen erwehne: Massen die Natur zwar allezeit die ordentlichen Dinge gerne hervorbringen wolle; wann sie aber anderweit daran verhindert werde, würcke sie so dann auch etwas ungemeines, was und wie sie könne. Denn sie werde zuweilen aus Mangel der Materie, zuweilen von selbiger ihrem Ueberflusse, zuweilen aber auch von einer äusserlich würckenden Ursache in ihren Verrichtungen verhindert; wie man an den Mißgeburten wahrnehmen könne.