Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Wats, (Wilhelm)

Band: 53 (1747), Spalte: 815–820. (Scan)

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Wats, (Isaac), ein Englischer Doctor der GOttesgelahrheit, und ein Presbyterianischer Prediger in Londen, der nicht nur bey seinen Confeßions-Verwanden, sondern auch bey allen unpartheyischen Liebhabern der Gottseligkeit und Wissenschafften, so wohl in Engelland, als seit dem manche seiner Schrifften in das Deutsche übersetzt worden, unter uns billig in besonderer Hochachtung stehet. Er gehöret unter die seltenen Gelehrten, so eine gründliche und weitläuftige Gelehrsamkeit zur eifrigsten Beförderung wahrer Gottseligkeit nützlich gebrauchen, und unter die ungewöhnlichen Beförderer der Gottseligkeit die aus Liebe zu GOtt und seiner Verherrlichung unter den Menschen, das Aufnehmen guter Wissenschaften eifrig treiben. Seine viele Schrifften sind unverwerfliche Zeugnisse so wohl von dieser glücklichen Verbindung der Gottseligkeit und Wissenschaft bey demselben, als auch von seiner Arbeitsamkeit und unermüdeten Sorgfalt dem gemeinen Besten aufs möglichste zu dienen. Es lassen sich dieselben gar füglich in 3. Gattungen theilen. Die erste und zahlreichste derselben enthält eigentliche Theologische Bücher in ungebundener Schreibart, welche, so viel uns bekannt worden, folgende sind:

1. Eine Sammlung von Predigten über verschiedene Materien, mit einer erbaulichen Wiederholung und einen Liede über jeden Vortrag, in 3 Bänden. Von diesen Predigten kan Herr Kortholt in der 1736. von ihm herausgegebenen vernunftmäßigen Vertheidigung des Gebets von Herrn Benson in der 7ten Anmerckung, p. 66, alwo er einige Nachricht von unserm Wats beygefüget, nachgelesen werden, alwo den drey Predigten von den Vortheilen der Kinder GOttes aus dem Tode ein besonderer Vorzug beygeleget wird. Ingleichen [816] Herrn Abt Stemmetzens Vorrede zu der von Herr Johann Heinrich Grischow übersetzten erbaulichen Schrifft des Herrn D. Wats von Versöhn-Opffer Christi, wo die Reden über 1 Joh. V, 10. von dem inwendigen Zeugniß des Christenthums und über Röm. I, 16. von der vernunftmäßigen Vertheidigung des Evangelii, den übrigen vorgezogen worden. An beyden Orten werden wur 2 Bände gemeldet, die 1734. zum fünften mahl wieder aufgelegt worden. Es ist aber der 3te Band, so 14. Predigten enthält, 1727. herausgekommen.
2. Tod und Himmel. Ist 1722 zum ersten und 1724. zum andern mahl herausgekommen, und von der Deutschen Uebersetzung ist im Jahre 1739. die dritte Auflage nöthig gewesen. Eine Recension davon findet man in Unschuldigen Nachrichten 1728. p. 302.
3. Eine Anweisung zum Gebet: Oder ein freyer und vernünftiger Unterricht von der Gnade, Gabe und Geist des Gebets, nebst leichter Anleitung, wie ein jeder Christ dieselben erlangen könne; in Groß-Duodetz, 7. Bogen kleiner Druck, und ist 1734. zum sechsten mahl aufgelegt gewesen. Siehe M. Kortholt in der vernunftmäßigen Vertheidigung des Gebets von Herrn Benson in der 7ten Anmerckung p. 71.
4. Die Christliche Lehre von der Dreyeinigkeit, oder dem Vater, Sohn und Geist, dreyen Personen und einem GOtt, behauptet und bewiesen, nebst ihren Göttlichen Vorrechten und Verehrung gerettet durch deutlichen Beweis der Heil. Schrift ohne Beyhülfe und Zuziehung eines menschlichen Lehr-Begrifs, vornemlich zum Gebrauch gemeiner Christen geschrieben, 1722. in 8.
5. Einige Abhandlungen, die Christl. Lehre von der Dreyeinigkeit, in 2. Theilen, deren der erste von 6. Bogen in groß 12. zum zweytenmahl: Der andere von 11. Bogen 1725. zum erstenmahl herausgekommen. In dem ersten Theil stehen 3. Abhandlungen: a) Einladung der Arianer zur rechtgläubigen Lehre; b) GOtt und Mensch in der Person Christi vereiniget; c) Die Anbetung Christi, als Mitlers, auf desselben GOttheit gegründet. In dem andern Theil aber kommen 4. vor: a) Die Meynungen der alten Jüden und Christen von den λογος oder Wort, verglichen mit der Schrift; b) Eine Rede vom Heil. Geist; c) Der Gebrauch des Ausdrucks, Person in diesen Streitigkeiten; und d) Von dem Unterschied der Personen in der Gottheit; oder ein bescheidener Versuch die Lehre von der Heil. Dreyeinigkeit zu erläutern. Diese Abhandlungen enthalten theils Beantwortungen einiger über das vorhergehende Buch von der Dreyeinigkeit entstandenen Streit-Fragen, theils neue Vorstellungen dieser Lehre, manchen bey einigen Redens-Arten derselben vorkommenden Schwierigkeiten dadurch abzuhelfen. Wobey der Verfasser [817] einige Neuerungen vorgebracht, sonderlich in Verwerfung des Worts Person, so diese Geheimnis-volle Lehre vieleicht mehr verwirren, als erleichtern möchten. Indessen ist viel Belesenheit und Bescheidenheit bey Führung dieser Streitigkeiten anzutreffen.
6. Verwahrung wider die Versuchung zum Selbstmord, 1726. Diese Schrifft ist 1740. von Joh. Gebhard Pfeil, aus Magdeburg, übersetzt und mit einer Vorrede von Herrn D. Baumgarten begleitet worden.
7. Gebete zum Gebrauch vor Kinder nach dem verschiedenen Alter und den vorfallenden Gelegenheiten derselben, mit einer Anweisung der Jugend zur Pflicht des Gebets in Frag und Antwort, auch einer ernstlichen Ermahnung derselben dazu, Londen 1728. in groß 12.
8. Eine Warnung wider den Unglauben: oder die Gefahr des Abfalls vom christlichen Glauben: mit einer Antwort auf verschiedene Fragen, die Seeligkeit der Heyden, und die auf dem Vorgeben der Aufrichtigkeit gegründete Hofnung der neuen Deisten betreffend, 1729. in 8.
9. Ein kurtzer Abriß der gantzen Biblischen Historie mit einer Fortsetzung der Jüdischen Geschichte, bis auf die Zeit Christi, und einer Nachricht von den vornehmsten Weissagungen, so auf ihn gehen: in Frag und Antwort 1732. in groß 12.
10. Ein demüthiges Bestreben nach Erweckung thätiger Gottseligkeit unter den Christen, durch eiffrige Ermahnungen an Lehrer und Zuhörer. Ist 1731. zum erstenmahl und 1734. zum andernmahl an das Licht getreten, in groß 12.
11. Versöhn-Opffer Christi und Würckungen des Heiligen Geistes, 1736. in groß 12; ist 1737. von Herrn Johann Heinrich Grischow übersetzet und mit einer Vorrede und Anmerckungen des Herrn Abts Steinmetzens herausgegeben worden.
12. Reden von der Liebe GOttes, davon 1734. die andere Auflage herausgekommen. Ist von Joh. Gebhard Pfeil, aus Magdeburg, aus dem Englischen übersetzet, und mit einer Vorrede Herrn D. Baumgartens in Halle, ans Licht getreten.

Ausser diesen eigenen Schrifften, so zur Theologie gehören, hat derselbe Joh. Jennings zwey Reden, wie man Christum recht erbaulich predigen soll, mit einer weitläufftigen Vorrede und beygefügten Uebersetzung des Sendschreibens Aug. Herm. Franckens vom erbaulichen Predigen herausgegeben, so 1736. zum drittenmahl wieder aufgelegt worden. Auch meldet Herr M. Kortholt an oben angezogenem [818] Orte, daß Herr D. Wats drey Catechismos herausgegeben, den ersten, zum Gebrauch kleiner Kinder, welche noch unter 7 oder 8 Jahren sind; den andern für Kinder, welche zwischen 8 und 12 Jahren sind; und den dritten, für diejenigen, so das 12 Jahr zurück gelegt haben, von welchen allen aber wir, weil wir sie nicht gesehen haben, keine umständlichere Nachricht ertheilen können.

Die andere Art der Schrifften Herr D. Wats bestehet aus Gedichten, die doch mehrentheils zur Erbauung und Förderung zur Gottseligkeit hauptsächlich eingerichtet sind. Dahin gehören

1. Die Psalmen Davids in neu-testamentarischer Sprache übersetzet, und nach dem Zustande und Gottesdienst des Christenthums eingerichtet, davon 1735. die Neunte Auflage herausgekommen. Siehe Herrn M. Kortholts Bericht, p. 67. u. f. Nebst einer erbaulichen Vorrede sind dieser gebundenen Uebersetzung, einige kurtze, aber sehr lehrreiche Anmerckungen beygefüget worden.
2. Lieder und geistliche Gesänge in drey Büchern: deren das erste Biblische Gesänge; das andere über verschiedene geistl. Materien verfertigte; das dritte aber auf die Geniessung des Heil. Abendmahls eingerichtete Lieder enthält, in groß 12. Im Jahr 1725. ist davon schon die Neunte Auflage heraus gewesen.
3. Horae Lyricae: oder Gedichte mehrentheils von Lyrischer Art, in 3 Büchern; davon das erste der Andacht und Gottseligkeit, das andere der Tugend, Ehre und Freundschafft; das dritte dem Andencken verstorbener Personen gewidmet ist, in groß 12. Im Jahr 1727. hat man davon schon die fünffte Auflage gehabt.
4. Göttliche Gesänge in leichter Schreibart zum Gebrauch der Kinder, wovon 1734. die eilffte Auflage zum Vorschein gekommen.
5. Reliquiae Juveniles: oder, vermischte Gedancken in gebundener und ungebundener Schreibart, über natürliche, moralische und göttliche Materien, meist in jüngern Jahren geschrieben, in Groß-Duodetz. Es kommen darinn 76 Vorstellungen vor, davon der gröste Theil in gebundener Schreibart abgefasset worden. In dem VI Stück der verbesserten Sammlung auserlesener Materien zum Bau des Reichs GOttes ist von p. 679 - 693. ein grosser Auszug aus diesem Buch anzutreffen.

Die dritte Art der Watisischen Bücher enthält Philosophische Wercke, wohin zu rechnen sind:

1. Logick, or the right Use of Reason in the Enquiry after Truth, with a Variery of Rules to guard against Error in the Affairs of Religion and human Lifes, as well as in the Sciences, das ist, eine Logicke, oder von [819] dem richtigen Gebrauche der Vernunfft in Untersuchung der Wahrheit, nebst einer grossen Anzahl von Regeln, wie Irrthum zu vermeiden sey, so wohl in Sachen der Religion und des gemeinen Lebens, als auch in Wissenschafften; Londen 1731. in groß 8. Neue Zeitungen von gelehrten Sachen des Jahrs 1731. p. 633. Es ist davon 1734. schon die fünffte Auflage heraus gewesen.
2. Erleichterte Erkenntniß des Himmels und der Erden: oder, die Grundsätze der Astronomie und Geographie, durch Beyhülffe der Himmels-Kugeln und Land-Charten erkläret, in Groß-Octav. Im Jahr 1728. ist die zweyte Auflage davon heraus kommen.
3. Philosophische Versuche über verschiedene Materien: als den Raum, die Substantz, den Cörper und Geist, die Würckungen der Seele in ihrer Vereinigung mit dem Leibe, angebohrnen Begriffen, beständigen Bewust seyn, Ort und Bewegung der Geister, den abgescheidenen Seelen, der Auferstehung des Leibes, Hervorbringung und Würckungen der Pflantzen und Thiere: nebst einigen Anmerckungen über Herr Locks Versuch von menschlichen Verstande; dem noch beygefüget worden ein kurtzer Abris der Ontologie, oder Wissenschafft der Wesen überhaupt und ihrer Eigenschafften, in Groß-Octav, davon 1734. die zweyte Auflage zum Vorschein gekommen.
4. Die Lehre von den Leidenschafften erkläret und bewiesen: oder, ein kurtzer und fruchtbarer Abris der natürlichen Eigenschafften des menschlichen Gemüths, nebst moralischen Regeln von ihrem ordentlichen Gebrauch, in Groß-Duodetz, davon 1732. die zweyte Auflage die Presse verlassen.

Ausser dem hat Herr D. Wats aus grosser Begierde die Erziehung und den Unterricht der Jugend zu befördern, eine sehr bequeme Englische Grammatick ausgefertiget unter dem Tittel: Die Kunst Englisch zu lesen und zu schreiben; oder die vornehmsten Grundsätze und Regeln, die Englische Sprache richtig auszusprechen, so wohl in gebundener, als ungebundener Schreibart mit ausführlichen Unterricht vom richtigen Buchstaben, in Groß-Duodetz, wovon man 1726. schon die 3te Auflage gehabt.

Alle diese Schrifften haben die drey besondern Eigenschafften, die eine gelehrte Arbeit um so viel schätzbarer machen, je seltener sie beysammen zu seyn pflegen. Sie sind (a) ordentlich, und gründlich, und in einem überzeugenden Zusammenhange geschrieben, daß nachdenckenden und scharffsinnigen Lesern bey genauester Forschung auch schwerer Wahrheiten, ein Genügen geschiehet. Sie sind anbey (b) so faßlich, leicht und angenehm eingerichtet, daß auch Leser von mittelmäßiger, ja höchst-geringer Fähigkeit, [820] darin hinlänglichen Unterricht finden, und das Nachdencken über die vorgetragenen Materien sehr erleichtert wird. Und endlich (c) ist in denselben eine ungemeine Lebhafftigkeit, auch Erbaulichkeit des Vortrags anzutreffen, so daß die meisten dieser Schrifften als ein rechtes Muster einer so wohl muntern, aufgeweckten, zärtlichen, rührenden und bewegenden, als auch bescheidenen, gottseligen und geistreichen Schreib-Art anzusehen sind. Welche letzte Eigenschafft diesen Büchern den allgemeinen Beyfall und die gute Aufnahme, so sie gehabt, vornemlich zu wege gebracht zu haben scheinet. Indem man nicht leicht so viel nützliches und angenehmes; so viel Unterricht ohne Trockenheit und Dunckelheit; mit so vieler Bewegung des Hertzens ohne blinde Ausschweifungen, bey einerley, offt dazu unbequem scheinenden Wahrheit so glücklich verbunden finden wird, als die Schrifften Herr D. Wats enthalten. Baumgartens Vorrede zu D. Isaac Wats Reden von der Liebe GOttes.