Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Wasserwiderstoß

Band: 53 (1747), Spalte: 786–787. (Scan)

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Wasser-Weyhung, eine Ceremonie bey denen Russen, so alle Jahre am Feste der Heil. Drey Könige vorgenommen wird. Der Ursprung dieser Ceremonie soll von dem alten Griechen herrühren, und von langen Zeiten her in Rußland gebräuchlich gewesen seyn. Sie halten um deswegen so eifrig darauf, weil ihre vornehmste Geneß- und Heilungs-Mittel in dem Baden der Flüsse bestehen, und also jährlich an diesem Tage GOtt vor solche Gnade dancken, und das fliessende Wasser von neuen einweyhen. Vor diesem hat der Czaar an diesem Tage den Patriarchen begleiten, und ihn auf und von dem Pferde helffen müssen, welches aber anjetzo, da der geistliche Stand eine andere Form bekommen, und die Macht desselben eingeschrencket worden, nicht mehr im Gebrauch ist. Herr Friedrich Christian Weber beschreibet in seinem I Theile des Verändernden Rußlandes, p. 60 u. f. die Wasserweyhung so im Jahre 1715 geschehen, folgendergestalt: Den 17 Jenner, alten Calenders, fiel das unter den Russen so heilige und berühmte Fest der Drey Könige und Wasserweyhung ein, welches mit besonderer Pracht gefeyert wurde. Des Morgens um 7 Uhr fieng der Gottesdienst an, und währete bis um 10 Uhr, währender Zeit marschirten 7 Bataillons Probrazinsky auf den gefrornen Newa-Fluß, und stelleten sich en quarrè S. Czaar. Majest. zogen als Obrister von der Garde, und der Czarewitz, als Sergeant selbst mit auf. Mitten in diesem quarrè war ein Loch in das Eiß gehauen, und um dasselbe ein rothes Gehäuse von Schwibbogen aufgerichtet, welches oben zusammen lief. Um dies Gehäuse war noh ein Geländer gezogen, und dasselbe mit einem rothen Tuch bespreitet. Nach geendigtem Gottesdienste fieng die Proceßion von der Kirche nach dem Eise unter Läutung aller Glocken an. Vier Priester giengen mit brennenden Fackeln vor dem ehrwürdigen Archyere, der ein grosses von [787] lauter Edelgesteinen zusammen gesetztes Crucifix trug, und von zween andern Priestern geleitet wurde. Hinter ihm traten eine Menge von Popen und eine unglaubliche Anzahl Volcks her. Diese gantze Clerisey sung währender Proceßion, und waren in ihrem Rußischen Kirchen-Ornat auf das kostbarste gekleidet. Als sie des Czaaren-Regiment paßiret, und der Czaar sie mit seinem Degen gegrüsset, begaben sie sich an das aufgerichtete Gehäuse, hielten Messe und weyheten das Wasser ein. Nach dessen Verrichtung wurden alle Canonen abgefeuret, und die gantze Soldatesque gab eine dreyfache Salve. Die Priester schöpffeten indessen aus dem Eisloche das eingeweyhete Wasser, und gaben den Umstehenden davon zu trincken, tauffeten auch die ihnen zugebrachte Kinder. Als die Clerisey wieder in Proceßion abgetreten war, drung das gemeine Volck mit grossem Eifer zu dem Loche, schöpffete mit den Gefässen Wasser, und lieffen voller Freude nach Hause. Krüppel, Lahme und Krancke sahe man hinzu kriechen und eben dasselbe thun. Eine fast gleiche Beschreibung dieser Einweyhungs-Ceremonie vom Jahre 1727. findet man auch in obbenannten Webers III Theil des Veränderden Rußlandes p. 75. u. f.