Zedler:Warwick, (Guido von)
Warwick, (Guido von) insgemein der Engelländische Hercules oder Goliath genannt, wird in den alten Englischen Geschicht-Büchern als einer von den stärcksten und tapffersten Helden, so jemahls gelebt, beschrieben, wobey aber viele fabelhaffte und wieder einander lauffende Umstände beygefügt werden. Er soll ungefehr in dem 10 Jahrhundert gelebt, und in den Kriegen wider die damahls in Engelland einfallende Dänen grosse Thaten verrichtet, auch unter andern einen ungeheuren Riesen von derselben Nation, Nahmens Colbrand, bey der Stadt Winchester, in einem Zweykampffe erleget haben. In der Stadt Coventry wird an dem Thore, Goford genannt, ein erschrecklich grosses Gewehr von einem wilden Schweine gewiesen, welches, nachdem es unglaublichen Schaden gestifftet, durch seine Hand soll getödtet worden seyn. Zuletzt soll er entweder aus einem blossen Triebe der Andacht, oder zugleich aus Reue, daß er, wie einige melden, seinen leiblichen Vater in einem Streite erschlagen, allen weltlichen Geschäfften sich entzogen, und sein Leben an einem sehr anmuthigen, aber dabey gantz einsamen Orte, heutiges Tages Goycliff oder Gibcliff genannt, nahe bey der Stadt Warwick, an dem Flusse Avon, gelegen, beschlossen, auch allda sein Begräbniß bekommen haben. Daselbst [2430] hat Richard von Beauchamp, Graf von Warwick, zu Anfange des 15 Jahrhunderts eine Capelle der heiligen Margarethen zu Ehren gestifftet, und darinnen die Statue dieses Helden in Lebens-Grösse, nehmlich acht Fuß hoch, aufrichten lassen. Nahe bey dieser Statue ist eine hohe viereckigte Säule zu sehen, von welcher man vorgiebt, daß er täglich sein Gebet viermahl vor derselben verrichtet, und dabey seine Arme oben darauf zu legen pflegen. In der Stadt Warwick selbst zeigt man auf dem Schlosse, welches er bewohnt haben soll, sein Schwerd, sein Rappier, seine zwey Dolche, seine Lantze, seinen Stab, welcher einer Stange ähnlich ist, und noch mehr andere Dinge, die man vor die Seinige, oder vor Denckmahle von ihm ausgiebt. Im Jahr 1509. übergab der König Heinrich VIII einem seiner geringern Hofbedienten, Nahmens Wilhelm Hoggeson, durch ein ordentlich Patent die Verwahrung der obgemeldten Antiquitäten, nebst einer jährl. Pension von 12 Englischen Cronen u. 10 Pfennigen. Die Grafen von Warwick, sonderlich die aus dem Geschlechte von Beauchamp, haben vor das Andencken dieses Helden eine sonderbare Veneration sehen lassen. Wilhelm Beauchamp gab deswegen seinem ältesten Sohne den Nahmen Guido. Thomas Beauchamp ließ seinen Sohne und Nachfolger an statt eines sonderbaren Prälegati das Schwerd und Pantzer dieses vorgegebenen Hercules. Ein anderer widmete ihm mit grossen Unkosten einen stattlichen Thurm, welcher 10 Fuß dicke und 113 Fuß hoch war, in seinem Umfange aber 126 Fuß hatte. Ein anderer ließ seiner Familie, als ein Fideicommiß, eine kostbare Tapezerey, worein die Thaten dieses Helden vorgestellet waren u. s. w. Camden's Britannia. Zeillers Itin. Angl. c. 7. Gauhens Historisches Helden- und Heldinnen-Lexicon.