Zedler:Vorrede Supplement 1

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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A Supplement

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Vorrede

Geehrtester Leser,

Mit diesem ersten Supplementen-Bande zu dem Großen vollständigen Universal-Lexico, eröffne ich gleichsam eine neue Scene, auf dem Schauplatze der Künste und Wissenschaften. Es werden hier Sachen und Personen aufgestellet, welche in den vier und sechzig Theilen des gedachten Universal-Lexicons entweder noch gar nicht, oder doch nicht in der gehörigen Einkleidung zum Vorschein gekommen sind. Und ich will so wenig zweifeln, daß sie, gleich denen vorigen, geneigte Augen aller Freunde der Künste und Wissenschaften an sich ziehen werden: als ich anderntheils schon überzeuget bin, daß viele das ganze Werk bald in seiner Vollständigkeit zu sehen wünschen. Diesen nun soll insonderheit gegenwärtige Vorrede gewidmet seyn. Diese sind es, mit denen ich hauptsächlich ein paar Worte zu reden habe. Diese sind es, die ich vorjetzo durch eine gegründete Vorstellung auf eine kleine Geduld zu verweisen habe. Denn, da das Werk an und für sich selbsten zu einer ganz unerwarteten Anzahl von Theilen angestiegen ist: So stehen einige in Furcht, es möchte denen Supplementen eben solches Schicksal begegnen, ob sie gleich im übrigen über die Ausarbeitung und Vollständigkeit der von mir zum Druck besorgten Theile vielfältig ihre vollkommene Zufriedenheit theils schriftlich theils mündlich bezeuget haben. Nun scheinet es zwar an und für sich ein Widerspruch zu seyn, daß man das so weitläuftige Reich der Wissenschaften in wenigen Theilen, und gleichwohl vollständig beschreiben soll, da sonderlich in den ersten Theilen des Universal-Lexicons, mit denen ich nichts zu thun gehabt, mir gleichsam nur vorgeforschelt worden ist, und die meiste Frucht noch in denen Aehren, ich will sagen, in denenjenigen fürtrefflichen Schriften und großen Werken stecket, deren ich mich bey meiner Arbeit bedienet habe. Gleichwohl aber gebe ich hierdurch die Versicherung, daß die Anzahl der Supplementen-Bände nicht über achte anwachsen soll, welche Anzahl gewiß, in Ansehung eines Werkes von vier und sechzig Theilen, so geringe ist, daß die, denen der Umfang der menschlichen Erkenntniß nicht gänzlich unbekannt ist, mit Recht eine nähere Erklärung darüber fordern können.

Der Augenschein giebet es klärlich, daß die letzteren Theile des Universal-Lexicons sich einer ziemlichen Vollständigkeit rühmen können, und mithin zu selbigen nur etwas sehr weniges aus denen nachmals herausgekommenen Schriften, nebst denen indessen vorgefallenen Veränderungen in Genealogischen und Geographischen Artickeln, hinzugethan werden kann; folglich auch die letzten Supplementen-Bände die nöthigen Beyträge und Verbesserungen zu mehr als vier oder fünf Buchstaben, zugleich in sich fassen werden. Es kömmt also hauptsächlich auf die ersten achtzehen Bände, oder auf die ersten Buchstaben bis zu dem M an, mit welchem meine Arbeit allererst angehet, die aber gleichwohl im ersten Anfange, ehe ich mir die dazu erforderliche weitläuftige Bibliothek habe angeschaft gehabt, ebenfalls nicht die vollständigste zu nennen ist. Und unter denen ersten Buchstaben [(2)] ist offenbar der allererste am allerleichtesten ausgearbeitet. Solches führet mich zu den Ursachen, warum ich in dem gegenwärtigen ersten Supplementen-Bande nicht einmal die Beyträge zu dem ganzen Buchstaben A geliefert habe, die ich nun anzeigen muß. Erstlich hat man in Erwägung zu ziehen, daß der erste Band des Universal-Lexicons bereits 1731, und mithin vor einer Zeit von zwanzig Jahren zum Vorschein gekommen sey, von welcher Zeit an sich nicht nur so mannigfaltige Veränderungen zugetragen, sondern auch die Wissenschaften ungemein bereichert worden sind, welcher Zuwachs mir den fürtrefflichsten Stoff zur Vermehrung der in den Buchstaben A einschlagenden Artickel überflüßig dargeboten hat. Hiernächst sind die Lebensbeschreibungen der noch lebenden Potentaten, Staats- und Gelehrten Männer, ehe mir die Verfertigung des Universal-Lexicons anvertrauet worden, gänzlich übergangen worden; die ich aber für so nützlich und nöthig achte, daß ich mich ohnmöglich habe entschließen können, sie in denen Supplementen gleichfalls wegzulassen: Solchergestalt hat sich abermals eine ergiebige Quelle von Lebensbeschreibungen theils der seit zwanzig Jahren verstorbenen, theils der noch florirenden Erlauchten und Gelehrten Personen, geöffnet. Endlich so hat man auch in denen ersten Theilen unterlassen, in Ansehung der gelehrten Tagebücher und anderer Schriften, deren Verfasser sich entweder gar nicht, oder doch unter erdichteten Namen genennet haben; unter ihren Aufschriften und erdichteteten Namen die wahren Verfasser zu entdecken, und den Innhalt der Schriften anzuzeigen, welches doch gleichwohl ein höchst nöthiges Stück der gelehrten Historie ist, und das ich also abermals hier ersetzet habe, wodurch denn von neuem eine beträchtliche Anzahl nützlicher Artickel mehr worden. Nicht zu gedenken, daß von mir sowohl denen Schriften die verschiedenen Auflagen und Recensionen beygesetzet, als auch die geringen Flecken und Dörfer gleichfalls beschrieben worden: welches alles meine Vorgänger übersehen haben. Da nun also, wie oben gedacht, der erste Buchstabe, oder vielmehr der erste Theil des Universal-Lexicons, über dieses auch nicht mit gehörigem Fleiße verfertiget worden; so kann es niemanden Wunder nehmen, daß ich mit denen nöthigsten Beyträgen zu dem Buchstaben A, in gegenwärtigem Supplementen-Bande nicht völlig habe zu Ende kommen können. Ja, wenn ich, ohne Uebergehung aller nur vorgekommenen Artickel, so hätte fortfahren wollen, als ich von vornen herein angefangen hatte, so würde ich nicht einmal so weit gekommen seyn, als ich wirklich geleistet, um nur nicht denen, die mit dem ersten Supplementen-Bande auch gern zugleich den letzten haben möchten, ein allzugroßes Schrecken einzujagen. Je näher aber die herausgekommenen Lexicons-Theile unsern Zeiten sind, und je mehrere Sorgfalt auf ihre Ausfertigung, welches denen folgenden nicht abzusprechen ist, verwendet worden: je weniger werde ich bey solchen nachzutragen und zu verbessern finden. Dabey ich aber gleichwohl alle unnöthige Weitläuftigkeit auf das sorgfältigste zu vermeiden haben werde, wenn ich, versprochener maßen, alles erforderlich nur in acht Bänden liefern will. Zu dem Ende bekümmere ich micht nicht um alle bereits vorhandene Artickel, ob ich sie wohl mit starken Zusätzen bereichern könnte, immaßen ohnedem niemand von mir fordern wird, alle Schätze der Wissenschaften in den Supplementen zu erschöpfen; so wenig eines großen Gelehrten, geschweige denn meine geringen Kräfte darzu hinreichend sind: Nur allein die wichtigsten, und unter solchen die Genealogischen und Geographischen Artickel, weil dieselben vielen Veränderungen unterworfen sind, sollen, daferne sie einiger Zusätze und Verbesserungen benöthiget sind, mit selbigen auch gehörig [(3)] versehen werden. Man hat demnach meistens ganz neue, und zwar nützliche Artickel von mir zu erwarten. Und gleichwie selbst in der ersten Hälfte dieses ersten Supplementen-Bandes Artickel vorkommen, die nicht von solcher Erheblichkeit sind, daß ich sie nicht hätte füglich weglassen können: Also werde im Gegentheil in der Folge der Artickel eine genauere Wahl treffen, um nicht durch dergleichen Artickel, von denen doch gleichwohl auf freundliches Ersuchen jederzeit einige Nachricht geben zu können im Stande zu seyn hoffe, denen wichtigern den Platz zu benehmen; obwohl gewiß ist, daß eine ganz untadelhafte Wahl schlechterdings unmöglich sey, indem nicht alle einen Artickel mit gleicher Achtung ansehen, weil das alte Sprüchwort mehr als zu wahr bleibet: So viel Köpfe, so viel Sinne. Bey der Ausarbeitung der erwählten weitläuftigen Artickel aber werde vornämlich auf diese beyde Stücke sehen, daß selbige nach Möglichkeit kurz zusammengezogen, und übrigens die Schriftsteller angezeiget werden, woraus man umständlichere Nachrichten herholen kann.

Gleichwie nun aber gegenwärtiger erster Theil statt einer Probe dienen kann, indem ich nur in wenigen Punkten von der mir erstlich vorgesetzten Einrichtung abgegangen bin, auf welche ich erst währender Ausarbeitung dieses Theiles gefallen [1] bin: Also ersuche alle und jede, die selbigen des Durchlesens zu würdigen sich gefallen lassen, hierdurch aufs freundlichste, ihre Erinnerungen an mich einzuschicken, wo ich etwann geirret, oder in wie ferne ich bey meinen Absichten den rechten Zweck verfehlet habe. Liebreiche Erinnerungen sollen mir allemal eine Triebfeder seyn, es in Zukunft besser zu machen. Gleichergestalt werden diejenigen mich ihnen unendlich verpflichten, die vollständige Nachrichten entweder von sich selbsten, oder von andern erheblichen Sachen einzusenden belieben wollen: Da hingegen diejenigen, welche von sich wohl gar keinen, oder wenigstens einen sehr unvollständigen Artickel, aus Mangel der gehabten Nachrichten, finden; nicht so wohl mir, als sich selbsten die Schuld werden beymessen müssen, indem eines theils unmöglich ist, von allen und jeden hinlänglichen Bericht zu erstatten; andern theils, wenn es auch möglich wäre, dennoch die Zeit von einem halben Jahre zu so viel tausend Artickeln, die einen Band ausmachen, nicht zureichend ist, von allen und jeden allererst eine genaue Erkundigung einzuziehen. Es haben auch wirklich schon theils einige hohe Häuser, theils einige Gelehrte durch Gnädigste und Hochgeneigte Einschickung, Deroselben Aufmerksamkeit auf gegenwärtige Supplemente, deutlich an den Tag geleget, denen ich hierdurch öffentlich den unterthänigsten und verpflichtesten Dank abstatte. Es soll ja das Universal-Lexicon benebst den Supplementen, ein allgemein nützlicher Bau aller Künste und Wissenschaften seyn, an dessen Aufführung ich weiter keinen Theil nehmen kann, außer daß ich dasjenige, was andere entweder in ihren Büchern vorgetragen, oder mir schriftlich überschicket haben, an seinen Ort und auf die füglichste Art hinbringe und mit einander gehörig verbinde: Wie etwan ein Baumeister die Materialien nicht selbst verfertiget, sondern sie nur auf eine geschickte Art zusammen zu setzen suchet. Solchergestalt stehet jedem frey, an dem Großen Universal-Lexico arbeiten zu helfen; ja es wird mir ein so größeres Vergnügen und Ehre seyn, je mehrere gemeinschaftlich mit mir Hand an die Vollständigkeit eines solchen Werkes geleget haben, das ohne Zweifel auch noch in den spätesten Zeiten seine guten Dienste thun wird.

Sollte ich indessen bey meiner Arbeit den Fehler begangen haben, daß etwan eine Sache oder Person in zwey verschiedenen Artickeln beschrieben worden wäre; [(4)] so habe zum Voraus erinnern wollen, daß ein solches vielmals bey aller angewendeten möglichen Behutsamkeit nicht vermieden werden könne, sonderlich in Geographischen Artickeln, weil die Erdbeschreiber in Bestimmung der Lage eines Orts nicht einerley Weg gehen, und dieser einen Ort auf diese, ein anderer eben denselben auf eine ganz andere Art beschreibet, daß der, so selbiger Gegend nicht vollkommen kundig, sie als Beschreibungen verschiedener Oerter nothwendig ansehen muß, und folglich wider sein Verschulden die Artickel vedoppelt. Eine andere Gelegenheit diesen Fehler zu begehen, geben die verschiedenen, einer Sache oder Person beygelegten Namen, und noch darzu aller solcher sehr verschiedenen Namen gleich sehr verschiedene Schreibarten. Wann nun eine Sache an mehr als einem Orte unter so manngifaltigen Namen vorkommen kann, so will es bey allem angewandten Fleiße gleichwohl fast unmöglich fallen, zu verhüten, daß nicht dann und wann eine bereits beschriebene Sache an einem andern Orte wiederum vorkomme. Niemand kann sich diese Schwierigkeit so groß vorstellen, als sie wirklich ist, außer derjenige, welcher sich mit Verfertigung eines Lexicons bereits beschäftiget gehabt hat. Es sind daher die gedoppelt vorkommenden Artickel bey nahe ein allgemeiner Fehler der Lexicorum, wenn sie auch noch so klein, und nur einen oder den andern Theil der Gelahrheit in sich fassen. Wie wollten also gegenwärtige Supplemente, die sich auf alle Künste und Wissenschaften erstrecken, und die noch darzu vier und sechzig Folianten zu ihrem beständigen Augenmerk haben müssen, von diesem Fehler frey gesprochen werden können? Ich kann mit Wahrheit sagen, daß das so vielfältige Aufschlagen der Lexicons-Bände, und die nachmals zu verfertigenden Siehe-Artickel mehr als ein Viertheil von der Zeit weggenomen, als ich ohne solches Aufsuchen sonst auf die Elaboration verwendet haben würde; und gleichwohl hätte ich beständig Ursache gehabt, noch mehrere Stellen nachzusehen, wenn es die Zeit verstattet hätte. Dieses Nachschlagen ist das mühsamste, und weit mühsamer, wenigstens beschwerlicher als die Ausfindigmachung der Artickel in ihrer Alphabetischen Ordnung, und der Quellen, woraus die Nachrichten darzu herzuholen sind; ob wohl dieses auch keine geringe Arbeit ist.

Es ist zwar wahr, wir haben die schönsten Lexica von fast allen Arten der Gelahrheit, und es scheinet, daß, wenn man aus solchen allen nur ein Lexicon mache, dieses eine so saure Arbeit nicht sey. Wann ich aber dieses nur allein thäte, so würde ich billig zu tadeln seyn, wenn ich dießfalls nur ein Wort von einer mühsamen Arbeit beybrächte: Allein man halte nur die letztern Theile des Universal-Lexicons, und den gegenwärtigen, wie auch die folgenden Supplementen-Bände gegen die herausgekommenen Lexica; so wird man finden, daß solche unter den vielen Artickeln, die nicht aus den Lexicis, sondern aus andern Schriften mühsam herausgezogen sind, sich gleichsam verlieren. Dieses wird dem Universal-Lexico jederzeit seinen Werth lassen, und hoffentlich mir einige Ehre erwerben, als um die ich mich, nebst dem Dienste meines Nächstens, durch meine Arbeite beeifere. Geschrieben zu Leipzig, den 1 May 1751.

Carl Günther Ludovici,
Der Philosophie ordentlicher Professor zu Leipzig, der Philosophischen Facultät Beysitzer,
wie auch der Preußischen Akademie der Wissenschaften Mitglied.


Anmerkungen (Wikisource) Bearbeiten

  1. WS: Im Original: gesallen